Ende einer Prater-Institution: Das Pony-Karussell sperrt zu

Ende einer Prater-Institution: Das Pony-Karussell sperrt zu
Nach Anfeindungen und Finanzproblemen wird der Betrieb mit Saisonende geschlossen.

Seit 1887 dreht es im Prater seine Runden, doch sein 130-jähriges Bestandsjubiläum wird das zuletzt umstrittene „1. Wiener Ponny-Caroussel“ nicht mehr erleben. Bis Ende der Saison trotten die Tiere noch im Kreis, dann ist endgültig Schluss, kündigt Prokuristin Isabel Groschopf an. Ihren Ruhestand werden die Tiere auf Weiden in Niederösterreich und in Tirol verbringen.

Der Entscheidung der Betreiberfirma Reinprecht, die Ponys „in Pension“ zu schicken, waren monatelange Gespräche mit der Tierschutz-Ombudsstelle der Stadt Wien und den „Vier Pfoten“ (die bei der Unterbringung der Tiere helfen) vorausgegangen. Alle Beteiligten sprechen von einer „konstruktiven Zusammenarbeit“.

Ende einer Prater-Institution: Das Pony-Karussell sperrt zu
Laut Groschopf standen letztlich aber vor allem zwei Motive im Vordergrund: „Zum einen ist das Pony-Karussell seit Jahren nicht mehr lukrativ. Wir mussten es über andere Betriebe erhalten (das Unternehmen betreibt im Prater auch eine Reitbahn, die „Monza“-Kinderautobahn sowie eine Gokart-Strecke und verpachtet darüber hinaus Gründe; Anm.). Zum anderen wurden die Anfeindungen mit der Zeit immer mehr. Es macht einfach keinen Spaß, ein Geschäft zu betreiben, wenn das von einem Großteil nicht erwünscht wird.“

Tierschützer nahmen Anstoß

„Unsere Mitarbeiter werden praktisch täglich beschimpft“, erzählte Groschopf bereits im Mai dem KURIER. Zu dem Zeitpunkt hatte SPÖ-Aktivist Sebastian Bohrn Mena gerade die zuständige Stadträtin Ulli Sima via Facebook aufgefordert „endlich diese absurde, Tierleid verursachende ,Attraktion’ abzudrehen“. Das Posting wurde mehr als 7.200-mal geliked. Und auch die Facebook-Seite „Ich bin gegen das Pony-Karussell im Wiener Prater“ gefällt mehr als 3.200 Usern. Dazu kämen noch zahlreiche Beschwerden ausländischer Touristen, berichtet Tierschutz-Ombudsfrau Eva-Maria Persy.

„Ethisch kann man diskutieren, rechtlich ist alles in Ordnung“, stellte Ruth Jily, die Leiterin der Tierschutz-Behörde (MA60) jedoch wiederholt klar. Das Karussell werde mehrmals im Jahr kontrolliert und dem Betreiber wurden strikte Auflagen erteilt: So haben die Ponys eine fünftägige Arbeitswoche, wobei sie maximal sechs Stunden pro Tag arbeiten dürfen. Nach vier Stunden steht ihnen eine Ruhepause zu und darüber hinaus müssen sie täglich zwei Stunden frei auf der Koppel laufen können.
Diese Auflagen seien stets eingehalten worden, betont Sima – die sich bei Groschopf für die Entscheidung aufzuhören bedankt. Sei es doch „nicht mehr zeitgemäß, Tiere in diesem Umfeld einzusetzen“.

Zukunftsoptionen

Nun stellt sich die Frage, wie die Attraktion, zu der auch eine historische mechanische Orgel gehört, weitergeführt werden kann.
Zwar gebe es Überlegungen, die Ponys durch elektrisch betriebene Plastikpferde zu ersetzen, sagt Groschopf – „doch das wäre teuer und es ist fraglich, ob die Leute das annehmen“. Auch eine gastronomische Nutzung sei nicht ausgeschlossen. „Wir sind noch im Ideenfindungsprozess. Was letztlich kommen wird, steht noch in den Sternen.“ Die Reitbahn neben dem Karussell bleibe jedenfalls erhalten.

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