Ein Garten zum Zusammenwachsen

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Anrainer beleben das Matznerviertel. Nun gibt es hier auch den ersten Gemeinschaftsgarten des Bezirks.

Steckerlfisch und Samenbomben, frischer Kaffee und ein Fitnessparcours von Miss Sporty. Mit diesen Aktionen wurde der Matznergarten im Frühjahr feierlich eröffnet. Es ist Penzings erster Gemeinschaftsgarten, der von engagierten Anwohnern in die Wege geleitet und gemeinsam mit der Gebietsbetreuung (GB*) realisiert wurde.

Mittlerweile stehen die Gewürz- und Gemüsestauden in den bunt angemalten Palettenkisten meterhoch und das Motto des Gartens – "Gemeinsam Wachsen" – ist nicht nur für die Pflanzen aufgegangen: Die Menschen kommen hier zusammen – für Yogakurse, für Upcycling-Workshops oder zum Tratschen.

Ein Garten zum Zusammenwachsen
Grätzelreportage über das Matznerviertel, Wien am 27.07.2016.
Einer der Anrainer, der ein Beet ergattern konnte, ist Martin Gruber. Bis vor kurzem konnte er seine gärtnerischen Gelüste nur in den Blumenkisterln vor seinen Fenstern ausleben, nun pflanzt er im Matznergarten Paradeiser und Kohlrabi, Radieschen und Karotten an – und hat im vergangenen halben Jahr mehr Nachbarn kennengelernt als in den 25 Jahren zuvor.

Baumscheibe & Bankerl

An diesem Vormittag haben sich Lidia Brandstätter, Willi Nowak und Beatrix Eichinger vom Verein "Lebenswertes Matznerviertel" hier eingefunden.

Ein Garten zum Zusammenwachsen
Grätzelreportage über das Matznerviertel, Wien am 27.07.2016.
Seit drei Jahren ist die Initiative darum bemüht, das Grätzel zwischen Linzer Straße und Märzstraße zu beleben – beim Spaziergang durchs Viertel erzählen sie wie; nämlich mit begrünten Baumscheiben, mit Veranstaltungen und Vorträgen, vielleicht bald mit einem weiteren Radweg und einer multifunktionalen Straße inklusive Sitzgelegenheiten in der Goldschlagstraße. Derzeit liegen diese Projekte dem Bezirk zur Begutachtung vor.

Lidia Brandstätter macht auf das Bankerl vor der Trafik in der Missindorfstraße aufmerksam. "Dank der Bank hat es eine ältere, gehschwache Nachbarin zum Beispiel wieder zur Bäckerei unten auf der Linzer Straße geschafft", sagt Brandstätter. "Weil sie hier einen Zwischenstopp einlegen und neue Kräfte sammeln konnte." In einer Zeit, in der die Bevölkerung immer älter wird, ist es den Vereinsmitgliedern ein Anliegen, Angebote für ältere Menschen – etwa Erholungsplätze im öffentlichen Raum – zu schaffen.

Das Herz des Vereins "Lebenswertes Matznerviertel" – nicht nur im geografischen als auch im übertragenen Sinne – und gleichzeitig Wohnort von Brandstätter, Nowak und Eichinger ist die Sargfabrik.

Ein Garten zum Zusammenwachsen
Grätzelreportage über das Matznerviertel, Wien am 27.07.2016.
Ziel dieses alternativen Wohnprojekts ist es, nicht nur Wohn- sondern auch Lebensraum für die Bewohner zu sein. Das Kollektiv steht im Vordergrund. Deshalb gibt es Gemeinschaftsräume, ein Schwimmbad oder auch ein Kinderhaus. Die Benützung der Waschküche ist gratis, die Konzerte im Veranstaltungssaal sind in der ganzen Stadt bekannt. Im Herbst wird hier übrigens 20-jähriges Bestehen gefeiert.

Der Traum vom Café

Die Bäckerei in der Linzer Straße, in der die alte Dame einkaufen ging, gibt es heute nicht mehr. Es ist nicht das einzige Geschäftslokal, das in letzter Zeit zugesperrt hat. "Dabei wäre es so nett, ein paar weitere Schanigärten zu haben. Oder ein Grätzel-Wohnzimmer", sagt Beatrix Eichinger. Hier würden sie sich mehr Unterstützung vom Bezirk erhoffen. "Platz genug gibt es ja."

Ein Garten zum Zusammenwachsen
Grätzelreportage über das Matznerviertel, Wien am 27.07.2016.
Das brach liegende Gartenstück am unteren Ende der Missindorfstraße wäre etwa ideal für ein Café, findet Lidia Brandstätter, die gerade über den Holzzaun zu den schattenspendenen Bäumen späht. Sie dreht sich um und sagt: "Immer wenn ich Lotto spiele, denke ich daran."

Matznerviertel

Träger des Gemeinschaftsgarten ist der gleichnamige Verein. Info dazu gibt es hier.

Die Initiative „Lebenswertes Matznerviertel“ möchte das Viertel lebenswert und vielfältig gestalten. Derzeit sucht der Verein besondere Fotos vom Viertel, mit denen sie eine Ausstellung planen. Bis 2.9. kann man Fotos an folgende Adresse senden: matthias@matznerviertel.at. Allgemeine Info zur Initiative gibt es hier.

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