Ein dürftiges Zeugnis für die Pflegeheime

Die medizinische Versorgung in den Heimen hat mitunter Mängel.
Übermäßiger Einsatz von Medikamenten und mangelhafte fachärztliche Versorgung.

Es ist ein eher ernüchternder Befund für die Wiener Pflegeeinrichtungen: Ein Recherche-Team von ServusTV besuchte, teils mit versteckter Kamera, sämtliche Wiener Pflegewohnhäuser und sammelte Eindrücke zu Sauberkeit, Hygiene und Ambiente. Fazit: Keines der Heime erhielt im Test die Note "Sehr gut". Am besten schnitt das Haus Schlosspark Fortuna (Meidling) ab, gefolgt vom Haus St. Teresa (Donaustadt) und der Seniorenpflegeresidenz Armbrustergasse (Döbling). Details heute, Donnerstag, Abend auf ServusTV (siehe TV-Tipp).

Zuletzt musste auch die Volksanwaltschaft feststellen, dass es in Österreichs Pflegewohnheimen immer noch zu gravierenden Missständen kommt. Von "Fließband-Pflege" in Einzelfällen und von respektlosem Umgang mit den Bewohnern ist in ihrem aktuellen Bericht die Rede. Aber auch vom nach wie vor viel zu unkritischen Umgang mit Arzneien, um Patienten ruhigzustellen.

Letzteres sieht auch Wiens Pflege- und Patientenanwältin Sigrid Pilz als Problem. "Im Einzelfall ist es aber schwer, entsprechende Vorwürfe zu belegen. Um Klarheit zu schaffen, regt die Wiener Heimkommission an, eine Studie zum Einsatz von Psychopharmaka zu machen."

Besonders kritisch sieht Pilz die Mängel in der ärztlichen Versorgung, die strukturbedingt die privaten Pflegehäuser betreffen. "Manche Häuser haben bloß individuelle Vereinbarungen mit Hausärzten, die in der Nacht und an den Wochenenden aber nicht verfügbar sind", schildert Pilz. "Das führt dazu, dass Patienten, die beispielsweise nur eine Schwindelattacke haben, unnotwendigerweise ins Spital gebracht werden." Häufig fehle es den Ärzten auch am nötigen geriatrischen und psychiatrischen Fachwissen. "Es ist höchste Zeit, dass sich die Krankenkassen mit diesem Problem beschäftigen", fordert die Wiener Patientenanwältin.

Ein weiteres Problem sei die Arzneimittel-Versorgung. "Weil sie individuell verschrieben werden, gibt es keine Vorräte, die im Akutfall verfügbar sind. Außerdem müssen nicht benötigte Medikamente weggeworfen werden, statt sie für andere zu verwenden. Hier braucht es eine bessere rechtliche Regelung."

TV-Tipp

Themenschwerpunkt am Donnerstag auf ServusTV: "Pflege auf dem Prüfstand: Wer versorgt uns im Alter?" (21.15 Uhr). Anschließend in der Live-Diskussion mit KURIER-Chefredakteur Helmut Brandstätter: "Pillen für alle Fälle: Machen uns Medikamente krank?" (22.15 Uhr).

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