Ein Blick hinter Atelier-Kulissen

Ingeborg Köberl entwirft und schneidet seit 30 Jahren in ihrem Geschäft "Maison de Couture" Damenmode
Tage der Offenen Tür: Dieses Wochenende steht im Zeichen des Kunsthandwerks. 16 Ateliers und 5 Museen nehmen in Wien teil.
Ein Blick hinter Atelier-Kulissen
Ingeborg Köberl in ihrem Fashion-Store "Maison de Couture", Westbahnstraße 36, Wien am 25.03.2015.
Schon als Kind haben Ingeborg Köberl kaum Kleidungsstücke gepasst. Sie war groß, aber sehr schlank und daher waren entweder die Ärmel viel zu kurz oder der Hosenbund zu weit. Also begann sie mit 15 Jahren ihre eigenen Kleidungsstücke herzustellen. Ihr erstes selbst gemachtes Stück war ein lilafarbener Faltenrock mit großem Karomuster und dazupassender Krawatte. Die Arbeit machte ihr so viel Freude, dass es nicht lange nur bei eigenen Kleidungsstücken blieb. Seit fast 30 Jahren schneidert und entwirft Köberl in ihrem Geschäft "Maison de Couture" Mode für Damen.

Heute, Freitag, und morgen, Samstag, kann man ihr bei der Arbeit zusehen. Die "Maison de Couture" ist eine von 16 Ateliers und Werkstätten in Wien, die bei den "Europäischen Tagen der Kunsthandwerke" mitmachen und Besuchern einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Zusätzlich bieten Museen, wie die Kaiserliche Wagenburg, das Künstlerhaus oder das Kunsthistorische Museum ermäßigte Eintrittspreise und Sonderführungen.

In 14 Ländern

Ein Blick hinter Atelier-Kulissen
Seit 2002 werden in Europa Kunsthandwerker ein Wochenende lang in den Vordergrund gehoben. In einer Zeit, in der immer mehr Gegenstände mechanisch und in der Massenproduktion hergestellt werden, sollen wieder jene Personen ins Licht gerückt werden, die in Handarbeit einzigartige Produkte herstellen. 14 Länder nehmen mittlerweile an der Veranstaltung teil. Für die Plattform Wiener Kunsthandwerk ist es heuer das erste Mal.

In der Bundeshauptstadt können Interessierte unter anderem Robert Roth beim Sesselflechten, Monika Tatrai beim Filzen oder Kunstspengler Ludwig Kyral beim Hantieren mit Messer, Kupfer und Zink zusehen.

Maßnehmen

Ein Blick hinter Atelier-Kulissen
Ingeborg Köberl in ihrem Fashion-Store "Maison de Couture", Westbahnstraße 36, Wien am 25.03.2015.
Ingeborg Köberl wird sich beim Nähen und beim Maßnehmen über die Schulter schauen lassen. Beim Betreten ihres Geschäfts in der Westbahnstraße 36 in Wien-Neubau fällt der Blick sofort auf die Dutzenden Stoffrollen, die bis an die Decke gestapelt sind. Während im Hinterzimmer die Assistentin mit der Nähmaschine rattert, steckt Köberl den Kragen eines roten Stoffmantels mit Stecknadeln fest. Bis Kleidungsstücke bei Köberl fertig sind, gibt es mindestens drei Anproben. Allein vier Krägen hat sie zur Auswahl gefertigt. Schließlich soll das Kleidungsstück dem Kunden richtig passen und gefallen.

Dass eine europaweite Plattform sich alter Handwerkstraditionen annimmt, freut Köberl: "Es ist wichtig, dass die Künste weiterleben." Zumindest bei Köberl selbst ist die Nachfolge geregelt. Ihre Tochter Melissa arbeitet bereits im Geschäft mit.

Europäische Tage des Kunsthandwerks

27. März,12–19 Uhr, 28. März 10–14 Uhr

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