Vergewaltigte Wienerin durfte ausreisen

Die Wienerin ist am späten Donnerstagnachmittag (Ortszeit) vom internationalen Flughafen in Dubai nach Wien ausgereist. (Archivbild)
Die 29-Jährige ist am Donnerstagabend am Flughafen Wien-Schwechat gelandet.

Das Krisenteam zur Heimholung der in Dubai vergewaltigten Wienerin (29) war erfolgreich. Um 20.35 Uhr landete eine Emirates-Linienmaschine in Wien-Schwechat - mit an Bord war die Frau. Abgeholt wurde sie von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP).

Der Coup war überraschend und ist offensichtlich dem Verhandlungsgeschick von Elisabeth Ellison-Kramer, der Leiterin der Rechtshilfe-Abteilung des Außenministeriums, zu verdanken. Sie war auch schon im Fall rund um den des Mordes verdächtigten Arztes Eugen Adelsmayr erfolgreich. Im aktuellen Fall war auch der internationale Druck von Tag zu Tag gestiegen. Der KURIER-Bericht über den Fall wurde von mehreren großen, deutschen Medienhäusern übernommen. Auch im Internet wurde eine Petition zur Freilassung der Frau gestartet, die innerhalb kürzester Zeit mehr als 250.000 Unterstützer gefunden hat (siehe Bericht unten).

Vergewaltigung in Hotelgarage

Wie berichtet, war die 29-Jährige Ende November zu Besuch bei Freundinnen. Bei einer Party in einem Fünf-Sterne-Hotel wurden Alkoholika konsumiert. Die Frau wollte mit einem der Partygäste, einem jemenitischen Polizistensohn, zu einer anderen Feier fahren. In der Hoteltiefgarage war er aber über sie hergefallen. Zeugen alarmierten die Polizei, die Frau musste drei Tage in Haft.

Von den Behörden wurden ihr Alkoholkonsum und außerehelicher Sex vorgeworfen. Ihr wurde klar gemacht, dass eine Heirat mit ihrem Peiniger eine Strafreduktion zur Folge hätte. Allerdings kann der Ehemann laut lokalem Recht der Frau den Reisepass abnehmen und sie dann nicht mehr ausreisen.

Als am 20. Jänner erstmals über den Vorfall berichtet wurde, kam Bewegung in die Sache. Für den jungen österreichischen Außenminister Kurz wurde das zur ersten großen Bewährungsprobe. Er schickte das erfahrene Krisenteam, das nun den Überraschungscoup landete. Niemand hatte eigentlich mit einem so raschen Erfolg gerechnet.

"Besonderer Dank und große Anerkennung gilt Generalsekretär Michael Linhart, Sektionsleiterin Elisabeth Tichy-Fisslberger, dem Team der Botschaft vor Ort, das sich von Beginn an mit vollem Einsatz um Hilfe für unsere Österreicherin bemüht hat, und insbesondere der Expertin für Konsularfälle, Elisabeth Ellison-Kramer", so Kurz in einer Stellungnahme am Donnerstagabend. Das Außenministerium verwies auf den ausdrücklichen Wunsch der Wienerin, dass ihre Anonymität weiterhin gewahrt wird.

Das Echo war gewaltig: Am Donnerstagnachmittag hatten rund 260.000 Menschen die Petition für die Freilassung der mutmaßlich vergewaltigten Wienerin (29) unterstützt. Nachdem der KURIER am Mittwoch als erstes Medium über die Internet-Plattform geschrieben hatte, stieg die Zahl der Unterschriften weiter rasant an.

„Das kann doch nicht sein“, sagt Renata A. aus Niederösterreich, „dass eine vergewaltigte Frau eingesperrt wird.“ Die Geschichte der 29-jährigen Wienerin empört sie. Und nicht nur sie. Denn auf dem Bürgerrechtsnetzwerk avaaz.org startete die Niederösterreicherin eine Petition zur Freilassung des Opfers. Die Wienerin soll, wie berichtet, in einer Tiefgarage eines Fünf-Sterne-Hotels vergewaltigt worden sein. Ihr drohte Haft wegen Alkoholisierung und außerehelichem Sex.

„Wie ein Lauffeuer“

„Die Petition ist zu einem Lauffeuer geworden“, sagt Renata A. In den Vordergrund will sich die Initiatorin trotzdem nicht drängen. Sie bleibt lieber anonym.

„Bei der Sache geht es nicht um mich. Es geht darum, dass es ungeheuerlich ist, dass es so etwas noch immer gibt.“ Nicht nur Österreicher waren unter den Unterzeichnern. Auch international fand das Anliegen große Unterstützung. „Mir ist schon klar, dass ein Klick kein großer Aufwand ist. Aber trotzdem zeigt es, dass viele Menschen an dem Schicksal teilhaben. Und ich bin selbst unendlich gerührt, dass es so viele sind.“ erklärt Renata A. gegenüber dem KURIER.

Christoph Schott, Kampagnenleiter von avaaz sah darin einen klaren Auftrag an die Politik: „Dies ist eine erste internationale Bewährungsprobe für den jüngsten Außenminister aller Zeiten. Sebastian Kurz muss sicherstellen, dass Dubai die junge Österreicherin zu ihrer Familie und ihren Freunden zurückkehren lässt und seine Gesetze so ändert, dass Opfer geschützt anstatt mit einer harten Gefängnisstrafe bedroht werden.“ Dies scheint Kurz nun gelungen zu sein.

Verhandlungen

Vor allem dem Verhandlungsgeschick von Elisabeth Ellison-Kramer, der Leiterin der Rechtshilfe-Abteilung des Außenministeriums, durfte die Ausreisegenehmigung für die Wienerin zu verdanken sein. Sie managte bereits zahlreiche andere riskante Verhandlungen rund um Österreicher im Ausland, etwa den Fall des oö. Arztes Eugen Adelsmayr..

Vergewaltigte Wienerin durfte ausreisen
APA5259860-2 - 16092011 - DUBAI - VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE: ZU APA-TEXT CI - (v.l.) Fritz Stift (Chef der Abteilung für Beziehungen zum arabischen Raum und Nahen Osten), Elisabeth Ellison-Kramer (Chefin der Rechtsabteilung im Außenministerium) und der österreichische Arzt Eugen A. aufgenommen am Sonntag, 11. September 2011, in Dubai. Dem Intensivmediziner Eugen A. und einem indischen Kollegen wird der Tod eines querschnittgelähmten Patienten durch Unterlassung von Hilfeleistung und die Gabe einer hohen Dosis Opiate im Februar 2009 im Rashid Hospital in dem arabischen Emirat zur Last gelegt. Der Oberösterreicher soll eine Order ausgegeben haben, dass der Kranke im Falle eines Herzstillstands nicht wiederbelebt werden soll. Der indische Kollege war der diensthabende Arzt, als der Patient einen Herzinfarkt erlitt. +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++ APA-FOTO: PETER LAUNSKY-TIEFFENTHAL

Wegen der Begleitumstände war der aktuelle Fall rund um die 29-Jährige aber wohl einer der bisher schwierigsten, die es für die Juristin zu meistern galt. Für Österreich war es nicht so einfach, hochrangige Gesprächspartner in den Emiraten als Gegenüber zu bekommen.

Link: secure.avaaz.org/de/petition

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