Drogenproblem an U6: Szenewirt schlägt Alarm

Wirt Andreas Flatscher mit seinem Küchenchef Patrick: „Absolut untragbare Zustände“
Andreas Flatscher fürchtet um seine Gäste in den Lokalen in der Kaiserstraße.

Andreas Flatscher ist sauer. "Es sind absolut untragbare Zustände geworden und die Situation ist völlig inakzeptabel", sagt der Gastronom. Täglich würden Drogendealer vor seinen Steak-Lokalen "Flatschers" und "Flatschers Bistrot" Gäste ansprechen. Im Stiegenhaus seiner Lokale werde ungeniert gedealt.

Schuld daran ist eine Gesetzesänderung, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist (der KURIER berichtete). Seitdem kann die Polizei einem Dealer gewerbsmäßigen Drogenhandel erst nachweisen, wenn sie ihn zum dritten Mal oder mit Drogen im Wert von 400 Euro erwischt. Daraufhin hat sich entlang der U6 eine blühende Drogenszene entwickelt. Doch seit die Polizei streng kontrolliert und in der U-Bahn Securitys patrouillieren, weichen die Dealer vermehrt auf die Seitengassen aus – vor allem auf die Kaiserstraße, auch weil im nahe gelegenen Josef-Strauss-Park die Drogen in Depots versteckt werden können. Doch dort sind nicht die einzigen. "Auch in meinen Blumentöpfen vor dem Lokal haben Polizisten schon Drogen gefunden", sagt Flatscher. Ihm reicht es.

"Mein Küchenchef Patrick, der selbst aus Nigeria kommt und seit sieben Jahren hier arbeitet, hat mir gesagt, dass wir was unternehmen müssen", sagt Flatscher. Die Dealer seien respektlos und würden seine Gäste ungeniert ansprechen: "Ein Stammgast hat mir erzählt, dass er auf dem Weg von der U-Bahn in das Lokal drei Mal angesprochen wurde. Das ist so ein nettes Viertel mit so netten Menschen. Ich will nicht, dass das zum Getto wird."

Szenekenner

Während das Interview mit dem KURIER am frühen Nachmittag in Flatschers Lokal stattfindet, spazieren mehrere Drogendealer vorbei, wenig später kommt es zu einem Geschäft mit einem blassen jungen Mann. Flatscher kennt sie alle. "Die mit den Handys und den Golduhren sind die Capos, die aufpassen. Dann gibt es Anbahner, die Übergabe selbst machen wieder andere."

Ein schlaksiger junger Afrikaner mit weiten Hosen und Baseball-Kappe schlendert vorbei. "Der ist ein Brutaler und hat sich schon mit einem meiner Köche gezofft", sagt Flatscher. Sein weibliches Personal würde sich nach der Schicht nur noch in Begleitung zur U-Bahn auf die Heimreise trauen.

"Am 1. Mai sperren wir die Schanigärten auf. Da sollen meine Kunden in Ruhe ihr Steak genießen. Die Politik aber macht nichts."

Dass will der grüne Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger so nicht stehen lassen. Natürlich gebe es Problem, das Vorgehen Flatschers kann er nicht nachvollziehen. "Wenn man alles schlecht redet, werden weniger Menschen zu ihm ins Lokal kommen." Dass vor allem das offene Dealen, die Menschen störe sei klar. Blimlinger glaubt aber, dass eine neuerliche Gesetzesnovelle im Sommer, die das offene Dealen stärker bestraft, die Lage wieder beruhigen wird.

Das hofft auch Flatscher. "Die einzigen Drogen die hier verkauft werden sollten, sind ein gut gezapftes Bier und ein Steak."

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