Dreijähriger starb bei Sturz aus 12. Stock

Dreijähriger starb bei Sturz aus 12. Stock
Ein Fliegengitter riss, das Kind prallte auf den Betonboden und war auf der Stelle tot.

Die Frauen hielten sich die Hände vor das Gesicht und weinten. Die Männer schauten fassungslos, als die Bestatter den kleinen Körper des dreijährigen Buben anhoben und in den winzigen Sarg legten, die Schlapfen und den Fahrradhelm dazu legten, den er getragen hatte.

Gefallen

Eine Tragödie ereignete sich am Dienstag gegen 17.30 Uhr in der Mitterhofergasse in Wien-Floridsdorf. Ein Dreijähriger war beim Spielen in der elterlichen Wohnung ans Fenster gekommen. Dann dürfte das Fliegengitter gerissen sein. Das Kind stürzte in die Tiefe und prallte auf dem Betonboden auf. "Das Geräusch hat man bis nach ganz oben gehört. Und auch in den anderen Stiegen", sagte Bewohner Gregor Novotny. "Ein Freund von mir ist gerade an der Stiege vorbeigegangen, das Kind ist direkt vor ihm auf den Boden gefallen. Erst hat er gedacht, das ist eine Puppe. Aber das Geräusch..."

Die Mutter des Buben – sie soll schwanger sein – erlitt einen Nervenzusammenbruch. Wo sie zum Zeitpunkt der Tragödie war, darüber wurde in der Nachbarschaft heftig diskutiert. Sie sei im Park der Wohnhausanlage gesessen und habe von dort mitansehen müssen, wie ihr Sohn aus dem Fenster gefallen sei, erzählten Nachbarn. Laut Polizei ist noch nicht ganz klar, wo die Mutter war. "Aber sie dürfte sich während des Vorfalls in der Wohnung befunden haben", sagte ein Ermittler. Der Vater war bei der Arbeit – er verdient sein Geld als Taxifahrer. Weitere Geschwister des Dreijährigen dürften sich in der Wohnung befunden haben.

Dienstagabend waren der Schock und die Anteilnahme bei den Nachbarn riesig. Bei strömendem Regen standen sie fassungslos im Hof. "Der Wind war so stark", erzählte ein junger Bewohner. "Er hat die Plane immer aufgehoben, unter der der Bub lag. Ich habe Klebeband gebracht, damit sie sie fixieren können."

In Österreich ereignen sich nach Angaben des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) jährlich rund 20 Fensterstürze von Kindern, zwei bis drei mit tödlichem Ausgang. "Vor allem für die Kleinsten zwischen zwei und vier Jahren besteht ein erhöhtes Risiko", warnte die Organisation in einer Aussendung. "Sind Kleinkinder im Haushalt, sollten die Fenster immer mit Fenstersperren versehen sein", erklärte Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Forschung und Wissensmanagement.

Am besten geeignet sind Sperren, die bereits in den Fenstergriff integriert und mit einem Schlüssel zu öffnen sind. "Aufgrund der gleichbleibenden Unfallzahlen in Österreich sollte auch über eine verpflichtende Umsetzung von Fenstersicherungen diskutiert werden", forderte der Fachmann.

Das KFV empfiehlt darüber hinaus den nachträglichen Einbau von Kindersicherungen bei Fenstern. Bei der Montage wird eine Schiene am Fensterrahmen angebracht, in die am Fensterflügel montierte Haken oder Ketten einrasten. Fenstersicherungen sollten grundsätzlich verschraubt und am oberen Ende der Fenster - also außerhalb der Reichweite von Kindern - montiert werden. Diese gesicherten Fenster können dann nicht weiter als zehn Zentimeter geöffnet werden. Grundsätzlich rät das KFV, Kinder in einem Raum mit geöffneten Fenstern nie unbeaufsichtigt zu lassen und weder Sessel noch Tische oder andere Möbel, die als Kletterhilfe genutzt werden können, vor ein Fenster zu stellen.

Kommentare