Die Wiener SPÖ: Eine Partei sucht ihre Wähler

Die Weinernte war für Michael Häupl erfreulicher als die Umfragen.
Laut Umfragen kommen die Sozialdemokraten nur auf 38 bzw. 35 Prozent.

Die Weinernte wird heuer karg. Davon konnte sich Michael Häupl am Donnerstag bei der traditionellen Weinlese des Bürgermeisters im kleinsten Weingarten Wiens am Schwarzenbergplatz überzeugen. Karg soll auch der Zuspruch der Wiener zur SPÖ sein. Das zumindest legen zwei Umfragen nahe, die zuletzt in Gratis-Medien publiziert wurden. Bei der Umfrage des Instituts Gallup Anfang der Woche kamen die Wiener Roten noch auf 38 Prozent, nur wenige Tage später bei der Umfrage des Instituts "unique-Research" gar nur noch auf 35 Prozent.

Der Bürgermeister wollte diese Zahlen anfangs nicht kommentieren – tat es dann aber doch. "Wenn ich mich über jede Umfrage ärgern würde, hätte ich viel zu tun", sagte Häupl und kritisierte das kleine Sample von 500 Befragten als zu ungenau. Bei parteiinternen Umfragen seien die Samples weit höher – und ebenso die Werte für die SPÖ. Gefragt werden bei den Roten mindestens 1000 Wiener.

Ganz ungelegen kommt dem Bürgermeister dieser "Weckruf" an die roten Genossen natürlich nicht. Denn Wien ist in fast allen Studien zur Lebensqualität Weltspitze – in der Regierung profitieren davon allerdings nur die Grünen. "Intern sage ich immer, Freunde, da müssen wir anzahn", sagt Häupl.

Jetzt gehe es vor allem darum, die Leistungen der SPÖ für die Hauptstadt besser zu kommunizieren und "deutlicher zu machen", fordert Häupl.

Behilflich sein soll dabei die Hausbesuchsaktion, die Donnerstagabend offiziell startet. Im Herbst werden rund 800 Sozialdemokraten – vom Stadtrat bis zum Bezirksfunktionär – an zig Türen klopfen, um in Gesprächen "aus erster Hand die Anliegen und Sorgen der Menschen" zu hören sowie "mitunter gewinnbringende Ideen" zu sammeln, erklärt Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler.

Die müssten aber tunlichst umgesetzt werden. "Denn die grüne Handschrift war in der Regierung sehr wohl erkennbar, die rote dagegen nicht", sagt ein SPÖler.

Und nur auf den Bürgermeister zu setzen,könnte für die SPÖ zu wenig sein.

In der Bürgermeisterdirektwahl käme Häupl in der jüngsten Umfrage auf 44 Prozent, sein Konkurrent Strache nur auf 25 Prozent. Doch der Bürgermeister hat damit nur neun Prozentpunkte mehr als die Partei. In anderen Städten und Bundesländern liegt der Wert des Spitzenkandidaten teilweise 20 Prozentpunkte höher.

Die Kommentar-Funktion wurde aufgrund unsachlicher Postings deaktiviert.

Kommentare