Die Rückkehr der Raucherzone

Eine 20.000 Euro teure Trennwand macht’s möglich: Seit Donnerstag gibt es im Café Drechsler (6. Bezirk) wieder einen Raucherbereich.
Im Café Drechsler wird wieder gequalmt. Auch andere Lokale beugen sich dem Druck der Raucher.

Jetzt ist das Drechsler endlich wieder sein Lieblingslokal. Zufrieden zieht Michael Leibel an einer Zigarette. Der Wiener war seit Jahren Stammgast des Traditionscafés an der Linken Wienzeile (6. Bezirk). Seit vergangenem September habe Leibel das Lokal aber oft gemieden. Denn Rauchen war nur mehr vor der Türe möglich. Das ist ab sofort wieder anders: Dank einer 20.000 Euro teuren Trennwand kann Leibel im hinteren Teil des Lokals wieder genüsslich vor sich hin qualmen.

Der Grund für den Umbau: Das gänzliche Rauchverbot habe einfach nicht funktioniert, sagt Café-Besitzer Manfred Stallmajer. Der zu erwartende Gästeschwund war nicht durch neue Kunden wettgemacht worden. Im Gegenteil: Seit der Einführung des generellen Rauchverbots gab es Umsatzeinbußen von bis zu 40 Prozent – vor allem im Abend- und Nachtgeschäft.

Wein und Tschick

Denn gerade bei einem Lokal, das zu später Stunde aufgesucht wird, sind Raucherzonen ein essenzieller Aspekt, glaubt Willy Turecek, Obmann der Gastronomie in der Wiener Wirtschaftskammer. Bei einem guten Glas Wein wollen die Wiener für die Zigarette nicht nach draußen gehen. Szene-Gastronom Bernd Schlacher kann das nur bestätigen. So herrsche zwar im Restaurantbereich seines Lokals „Motto am Fluss“ ein komplettes Rauchverbot. Im Café können Gäste ab 18 Uhr aber am Glimmstängel ziehen.

Im hippen „Figar“ in der Kirchengasse (7. Bezirk) darf bereits ab 16 Uhr geraucht werden (sobald kein Frühstück mehr serviert wird). Ein Abendlokal ohne Raucherbereich? „Keine Chance“, sagt Lokal-Besitzer David Figar. Wenn die Gäste am Abend keine Zigarette anzünden dürfen, bleiben viele nur auf ein schnelles Bier. Das könne er sich auf Dauer nicht leisten. Nichtraucher seien da toleranter. Die würden sich auch für einen Abend in ein verrauchtes Lokal setzen.

So wie es bis September 2013 auch im Café Drechsler möglich war. Das seit Jahrzehnten bei (rauchenden) Nachtschwärmern ob des Raucherbereichs und der langen Öffnungszeiten (bis 6 Uhr früh) beliebt gewesen war. Beim Umbau 2007 hatte Stallmajer ein 17.000 Euro teures Lüftungssystem mit Über- und Unterdruck bauen lassen. Doch den Behörden missfiel diese Lösung. Und so war die Naschmarkt-Institution zum kompletten Nichtraucherlokal (mit früherer Sperrstunde)geworden – bis die geforderte Trennwand jetzt doch eingezogen wurde.

Generelles Verbot?

Bleibt nur zu hoffen, dass die neue Investition nicht umsonst war. Denn Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) spricht sich für ein generelles Rauchverbot in den kommenden fünf Jahren aus. Manfred Stallmajer bezweifelt jedoch, dass die österreichische Politik so schnell handeln wird.

Daten und Fakten

Nichtraucherschutz: Seit 1. 1. 2009 herrschen in Wien Rauchverbote. Grundsätzlich darf in der Gastronomie nicht geraucht werden – außer das Lokal ist kleiner als 50 (dann darf es sich der Besitzer aussuchen) oder es gibt zwei abgetrennte Räume. Dann darf im kleineren gequalmt werden.

Statistik: Rund ein Drittel der Österreicher, die älter als 15 Jahre alt sind, rauchen. Damit liegt Österreich ein wenig über dem EU-Schnitt (28 Prozent). Pro Minute werden in Österreich 35.000 Zigaretten angezündet.

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