Der "überlastete" Ferialpraktikant

Briefträger bekommen ab Juli 1,9 Prozent mehr Gehalt.
1038 Briefe mit Bankomatkarten und Bescheiden im Müll entsorgt.

Überforderung oder einfach nur keine Lust? Ein 19-jähriger Ferialpraktikant der Post sorgte jedenfalls in Wien für viel Aufregung. Der Student "entsorgte" 1038 Briefsendungen in Müllcontainern in den Bezirken Margareten und Favoriten. Wohlgemerkt ohne einen einzigen Zustellversuch zu erledigen. "Ich war überlastet", sagte der Wiener zur Polizei. In den Kuverts befanden sich Bankomatkarten, behördliche Schriftstücke und Bescheide von Gerichten.

Den Fall deckte zu Wochenbeginn eine Passantin auf. Als sie ihren Müll nahe des Böhmischen Praters entsorgen wollte, bemerkte sie einen Berg an Briefsendungen im Altpapier-Container. Die Dame packte die Briefe und brachte sie zur Polizeiwache auf der Simmeringer Hauptstraße.

Gemeinsam mit der Post konnte der Beschuldigte über die Rayon-Zuteilung ermittelt werden. Bei den Einvernahmen stellte sich heraus, dass noch weitere 597 Briefe nicht zugestellt wurden. Schließlich verriet der Praktikant, wo er die 600 Schreiben verschwinden ließ. In einem Papier-Container in Wien-Margareten wurden die Beamten fündig. Auch hier befanden sich Benachrichtigungen, Gerichtsbescheide und Bankomatkarten in den Kuverts. Die Briefe sollen nicht geöffnet worden sein.

Konsequenzen für Post

Für die Post-Verantwortlichen jedenfalls ein Horror-Szenario. "Wir müssen alle 1038 Sendungen neu zustellen. Und wir hoffen, dass nicht noch weitere Fälle auftauchen", erklärt Sprecher Philipp Teper. Das tatsächliche Problem ist die Zeitschiene. Denn sollte durch die Entsorgung den Adressaten gröbere Probleme entstehen, etwa durch Nichteinhaltung von Gerichtsterminen, Zahlungsaufforderungen usw., dann drohen rechtliche Konsequenzen. Der Student wurde fristlos entlassen, rechtliche Schritte werden geprüft.

Bundesweit sind im Sommer 1500 Ferialpraktikanten bei der Post tätig. "Es kommt vereinzelt zu Schwierigkeiten. Entweder durch kriminelle Energie oder wie in diesem Fall durch Überforderung", weiß Teper. Erst Montag wurde bekannt, dass eine Postlerin in Gumpoldskirchen 136 Briefe öffnete – sie hoffte auf Geld.

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