Der Pädagoge, der Häupl beim Wort nahm

Michael Häupl fordert neue Art des Finanzausgleiches: Die Mittel sollen nach Aufgaben verteilt werden.
Nach 22 Stunden Unterricht ging ein Lehrer nach Hause. Er gilt jetzt als Held der Pädagogen.

Alfred Jirovec, 58 , ist ein Pädagoge der Wiens Bürgermeister Michael Häupl beim Wort nahm. Der Musik- und Englisch-Lehrer auf der Neuen Musik-Mittelschule Am Schöpfwerk (NMMS 12) stellte Donnerstag, den 16. April um Punkt elf Uhr den Dienst ein – nach genau 22 Stunden Wochenarbeitszeit.

Jirovec interpretierte dabei den umstrittenen Häupl-Sager "Wenn ich 22 Stunden die Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig und kann heimgehen" quasi als Aufforderung. "Ich wollte mit diesem Aktionismus Solidarität mit meinen Kollegen zeigen. Denn um es charmant zu formulieren, dem Herren Bürgermeister ist diese Aussage nur mäßig gelungen", erklärte der Lehrer den Grund für seine plakative Aktion.

Jirovec unterrichtete bereits Generationen an Schülern und steht seit 34 Jahren im Lehrerdienst: "Meine Aktion war genau vorbereitet und durchdacht. Weder Affekt noch gesundheitliche oder psychische Probleme waren der Auslöser."

Montag den 20. April gab es schließlich ein Gespräch im Stadtschulrat für Wien. Eine Juristin und ein Schulinspektor besprachen mit Lehrer Jirovec die unfassbare "Rebellion". Der Herr Professor hatte einen Personalvertreter seiner Wahl als Unterstützung dabei.

Konsequenzen

"In einem kurzen, von Korrektheit geprägten Gespräch wurde die dienstrechtliche Unhaltbarkeit meines Vergehens von uns allen übereinstimmend festgestellt. Es musste keine weitere Diskussion geführt werden."

Doch ohne Konsequenzen konnte dieser Protest nicht bleiben. Dem langgedienten Pädagogen wurden die zwölf unentschuldigten, nicht unterrichteten Stunden vom Gehalt abgezogen. "Das ist völlig korrekt. Lege ich gegen diese Maßnahme keinen Einspruch ein, dann ist die Angelegenheit dienstrechtlich für alle Beteiligten erledigt", sagt Jirovec.

Für den häufig gescholtenen Lehrerstand ist Alfred Jirovec jetzt der "Held". Täglich flattern Dutzende Gratulations-Mails auf seine Festplatte. "Das positive Feedback freut mich wirklich. Allerdings geht es in dieser Causa nicht um mich. Ich brauche keine Aufmerksamkeit."

Schadensbegrenzung

Doch den sympathischen Rebellen störte auch die verweigerte Schadensbegrenzung des Wiener Bürgermeisters: "Bei aller Wertschätzung. Er hätte sich nach diesem unguten Sager wenigstens entschuldigen können."

Gastkommentar

Mag. Gerhard Riegler, AHS-Lehrer-Vertreter und Vorstand der Österreichischen Professoren Union (ÖPU), zeigt auf, wie Michael Häupl am 1. Mai auch reagieren hätte können. Den Gastkommentar lesen sie hier.

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