Das tägliche Mini-Chaos vor dem Asylamt in Wien

Auf beiden Seiten des Haupteinganges stehen Menschen und warten auf Einlass. Drei Ordner sollen helfen.
Flüchtlinge müssen vor dem Bundesgebäude anstehen – warum sie das tun, wissen die Wenigsten.

7.30 Uhr, Hernalser Gürtel, 5 Grad Celsius: Eine Warteschlange mit etwa 70 Menschen steht dicht gedrängt vor dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl. Kleine Kinder liegen am Boden und schlafen, ihre Mütter sitzen daneben und wissen nicht wirklich, was sie hier sollen. Hergeschickt wurden sie von Mitarbeitern ihrer jeweiligen Unterkünfte, um einen Asylantrag zu stellen.

"Wir bekommen hier keine Information wo wir warten sollen oder was wir zu tun haben", sagt der 23-jährige Imad Khchifati. Ihm und seinem Vater ist kalt. Sie hoffen, dass nach dem Besuch in dem Amt eine Aufenthaltsgenehmigung wartet. "Wir lieben Österreich. Ich hoffe ich kann hier meinen Magister machen. Ich bin fast fertig", sagt der angehende Ingenieur. Er und Teile seiner Familie kamen mit dem Boot und Schleppern vor rund drei Wochen nach Österreich. Imad spricht sehr gutes, beinahe akzentfreies Englisch. Damit ist er in dieser Warteschlange aber einer der Wenigen. Es stehen nur drei Ordner und zwei Polizisten dort, um den Flüchtlingen Informationen zu geben.

Unbeliebtes "Germany" "Ich versuche, den anderen zu erklären, was zu tun ist. Aber es ist schon etwas verwirrend", sagt Imad. Einige stehen schon seit 5 Uhr früh vor dem Gebäude. Nur eines steht für alle Wartenden hier fest: Sie wollen in Österreich bleiben. Deutschland ist für sie kein Thema: "Es gehen so viele nach Deutschland weiter, weil sie glauben sie bekommen dort Taschengeld und sie erwartet ein sorgenfreies Leben. Es verstehen aber immer mehr, dass das nicht stimmt", sagt Imad. Als er den Satz für seinen Vater übersetzt, erntet er Zustimmung von anderen Flüchtlingen in der Warteschlange.

Sollte sich diese neue Begeisterung für Österreich als Zielland herumsprechen, dann wird die Schlange vor dem Asylamt wohl täglich weiter wachsen. Um die Ecke stehen schon Sperrgitter zum Einsatz griffbereit.

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