„Das ist ein klares parasitäres Verhalten“

„Das ist ein klares parasitäres Verhalten“
Waggons, die mit Gratiszeitungen zugemüllt sind, ärgern die Passagiere.

Seit 50 Jahren fahre ich mit den Öffis. Doch noch nie waren sie so dreckig wie jetzt“, empört sich der Fahrgast der Wiener Linien. Der Hauptschuldige: die Gratiszeitungen. „Erst kürzlich habe ich nicht weniger als 23 Exemplare gezählt, die in einem U6-Waggon herumlagen.“

„U-Bahn: gefährlich, überfüllt, zugemüllt?“, lautete am Montagabend das Thema beim KURIER-Stadtgespräch im Centimeter am Währinger Gürtel. Und es ist vor allem das Gratiszeitungsaltpapier in Waggons und Stationen, das die Passagiere aufregt. „Die U6 hat sich als neuer Hotspot herauskristallisiert“, räumt Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien, ein. Man überlege, dort den Reinigungsdienst zu intensivieren.

Das Dilemma: Während heute seine Entnahmeboxen direkt in den Stationen aufstellen darf und im Gegenzug für den zusätzlichen Reinigungsaufwand zahlt, verteilt Österreich seine Exemplare vor den Eingängen und überweist folglich nichts für die Entsorgung der Zeitungen: Diese vermüllen aber genauso die Waggons.

„Ein klares parasitäres Verhalten“, nennt das Hermann Knoflacher, Vorsitzender des Fahrgastbeirats. Er ortet eine gesetzliche Lücke, die geschlossen werden müsse. „Die Politik hätte die Verpflichtung dazu. Es wäre aber nicht allzu gesund für sie, etwas zu unternehmen“, spielt er auf die erwartbaren Negativschlagzeilen an.

Sollte man aber nicht wenigstens Essen und Trinken in den Öffis verbieten? „Bei täglich 2,5 Millionen Fahrgästen ist das schwer zu exekutieren“, gibt Steinbauer zu bedenken. Deshalb setze man auf Bewusstseinsbildung.

Sicherheit

Apropos U6: Für Entsetzen sorgte zuletzt die Vergewaltigung einer 23-Jährigen, die am frühen Abend in einem leeren Waggon von Alt Erlaa in Richtung Floridsdorf unterwegs war. Für Steinbauer ein tragischer Einzelfall. „Wir hatten in den vergangenen 20 Jahren keinen solchen Vorfall.“

Deshalb sei auch keine Info-Kampagne geplant, um Frauen vor derartigen Gefahren zu warnen. „Das würde nur Panik hervorrufen.“ Steinbauers Hoffnung: „Dank der vielen Kameras hat die Polizei den Täter rasch erwischt.“ Das sollte abschreckend auf weitere potenzielle Täter wirken.

Einer eigenen U-Bahn-Polizei erteilt er eine Absage: „Die Polizei ist jetzt schon verpflichtet, in den Öffis für Sicherheit zu sorgen. Die Kooperation mit ihr funktioniert in der Praxis sehr gut. Es wäre nicht sinnvoll, hier einen zusätzlichen Wachkörper einzusetzen.“

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