Das AKH bekommt eine gemeinsame Führung

2015 soll das Kompetenzen-Wirrwar zwischen Bund und Stadt Wien vorbei sein

Das jahrzehntelange Führungschaos im Wiener AKH könnte bald zu Ende sein. Flankiert von einem Dutzend Klinikchefs präsentierten am Donnerstag Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) und MedUni-Rektor Wolfgang Schütz eine Vereinbarung, mit der die Leitung von Österreichs größtem Spital völlig umgekrempelt werden soll.

Der Hintergrund: Das AKH ist städtisches Spital und Medizinische Uni in einem. Für das Pflegepersonal ist die Stadt, für die Ärzte der Bund Dienstgeber. Beide Player verfolgen unterschiedliche Interessen und agierten bisher völlig getrennt voneinander.

Die Folge: Doppelgleisigkeiten, Fehlplanungen und unnötige Mehrkosten bei der Behandlung von Patienten. Dies hatte zuletzt auch der Rechnungshof scharf kritisiert (der KURIER berichtete).

Damit soll jetzt Schluss sein. Anfang 2015 bekommen AKH und MedUni eine gemeinsame Betriebsführung. Sie wird mit Vertretern von Stadt und Bund paritätisch besetzt, die medizinische Leistungen, Personal und Budgets gemeinsam planen. Zudem wird es eine Geschäftsordnung geben, in der Aufgaben und Kompetenzen verbindlich und transparent festgelegt werden.

Finanzierung

Bund und Stadt teilen sich auch weiterhin die Finanzierung des Spitals, wobei derzeit die Stadt für rund zwei Drittel der Mittel aufkommt. Dies dürfte vorerst so bleiben. Neu ist aber, dass beide Geldströme in einen gemeinsamen, zentralen Budget-Topf fließen. Somit wird der laufende Spitalsbetrieb künftig aus einer Hand finanziert.
Die MedUni und die Stadt sollen auch die Kosten für eine Investitionsoffensive übernehmen. Sie ist notwendig, weil Teile des Spitals nach 20 Jahren Betrieb bereits veraltet sind.

Wie hoch dieser Reinvestitionsbedarf ist, soll laut Wehsely spätestens Anfang 2014 fest stehen. „Auch das Wissenschaftsministerium wird sich klar dazu bekennen müssen“, fordert der prominente Krebsspezialist Christoph Zielinski, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin I.

Im Ministerium gibt man sich zurückhaltend: Grundsätzlich sei die Absichtserklärung „zielführend“. Gleichzeitig behalte man sich das Recht vor, den endgültigen Vereinbarungstext noch zu prüfen.

Für den Wiener Gesundheitsökonomen Ernest Pichlbauer ist das vorliegende Papier zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. „Ob die Vereinbarung der große Wurf ist, wird sich aber erst in Jahren zeigen“, betont der Experte. Es sei vor allem fraglich, ob damit die bestehenden Interessenkonflikte zwischen städtischem Versorgungs- und universitärem Forschungsauftrag aufgehoben werden können.

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