Brutale Überfälle auf Seniorinnen: Prozess

Der 29-Jährige wurde zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Rumäne wegen sieben Coups vor Geschworenen - Eine 86-Jährige laut Anklage zum Pflegefall geschlagen.

Wegen sieben Überfällen auf betagte Frauen hatte sich ein 33-jähriger Rumäne am Donnerstag vor einem Wiener Schwurgericht zu verantworten. Staatsanwalt Florian Pöschl nannte den Mann einen "Schwerstkriminellen" und sprach von "besonders verwerflichen Taten". Dem Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Äußerst brutales Vorgehen

Der Täter war mit äußerster Brutalität vorgegangen. Eine 86-Jährige, die er am 4. März 2014 mit Faustschlägen traktiert hatte, ist seither ein Pflegefall. Zwei weitere Opfer erlitten ebenfalls schwere Verletzungen. "Es gibt von unserer Seite überhaupt nichts zu beschönigen", sagte der Verteidiger. Der 33-Jährige legte ein umfassendes Geständnis ab und gab an, er habe dringend Geld gebraucht, weil Schuldner ihn bedrängten.

Mehrere Vorstrafen

Der Mann weist Vorstrafen in Rumänien, Frankreich, und Griechenland auf und hat insgesamt zwölf Jahre in diversen Gefängnissen verbracht. Am 30. September 2013 kam er per Bus nach Wien. Am 1. Oktober folgte er einer 74-Jährigen, die er in einer Bankfiliale bei Geldabheben beobachtet hatte. Er sprach sie auf der Straße von hinten an, worauf die Pensionistin stehen blieb. Der Täter schlug sie kurzerhand zu Boden und eignete sich die 7.440 Euro an, die sich die Frau soeben besorgt hatte.

Zwischen dem 13. November und dem 10. Dezember folgten vier weitere, nach genau demselben Muster gestrickte Straftaten: Der Rumäne kundschaftete seine Opfer stets in Banken aus, heftete sich an ihre Fersen und donnerte ihnen dann auf der Straße oder in Stiegenhäusern seine Faust ins Gesicht. Einer 87-Jährigen brach er so das Unterkiefer, das Jochbein und das Schlüsselbein. In der Brieftasche, die er einsteckte, befanden sich ganze 50 Euro. Einer 67-Jährigen, die bereits am Boden lag, trat der Mann laut Anklage noch zwei Mal ins Gesicht.

Die 87-Jährige ist mittlerweile verstorben. Ihr Ableben steht laut Gerichtsmediziner Christian Reiter aber in keinem kausalen Zusammenhang mit den im vergangenen November erlittenen Verletzungen, weshalb dem Angeklagten der Tod der Frau nicht zum Vorwurf gemacht werden konnte.

Opfer erlitt Hirnschäden

Mitte Dezember hatte sich der Rumäne nach Deutschland begeben, wo er sich mehrere Monate aufhielt. Anfang März kehrte er mit einem Landsmann in die Bundeshauptstadt zurück. Der 26-Jährige - von Beruf Taxifahrer - diente ihm als Chauffeur und Fluchthelfer, als er am 4. März in der Schüttelstraße in Wien-Leopoldstadt zwei Frauen verfolgte, die sich in derselben Bank Geld beschafft hatten. Auf die ältere der beiden schlug er derart heftig ein, um an deren 400 Euro zu gelangen, dass diese zunächst ins Koma fiel. Inzwischen ist die 86-Jährige laut Gerichtsmediziner wieder "bedingt ansprechbar", allerdings ein Pflegefall. Beide Beine und einen Arm kann sie nicht mehr bewegen. Außerdem hat sie bleibende Hirnschäden davon getragen.

Komplize zeigt sich unwissend

Am 6. März konnten der 33-Jährige und sein Komplize, der ihn zum Tatort chauffiert hatte und der den Frauen mit seinem Auto gefolgt war, festgenommen werden. "Ich war verzweifelt. Ich wollte nicht, dass es so ausgeht", erklärte der 33-Jährige nun den Geschworenen. "Sie haben eine Blutspur durch Wien gezogen", gab ihm der vorsitzende Richter Friedrich Forsthuber zu bedenken. Der mitangeklagte Taxifahrer behauptete, er habe nicht gewusst, dass sein Bekannter mit Gewalt an die Handtaschen seiner Opfer gelangte. Er habe diesen für einen "Taschlzieher" gehalten.

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