Bessere Betreuung für Wiens Alkoholkranke

Bessere Betreuung für Wiens Alkoholkranke
Maßgeschneiderte Therapien für Süchtige dank Vernetzung aller zuständigen Stellen.

Genaue Zahlen gibt es keine, doch laut Schätzungen leben bis zu 75.000 alkoholkranke Menschen in Wien. Hinzu kommen noch 150.000 mit einem problematischen Konsumverhalten.

Bessere Betreuung für Wiens Alkoholkranke
Sonja Wehsely, Stadträtin für Gesundheit und Soziales, im Interview am 31.01.2014 in Wien.
Bis dato gibt es allerdings kein koordiniertes Behandlungskonzept, das der enormen Bedeutung der Suchtkrankheit gerecht wird. Das soll sich jetzt ändern: Im Rahmen der bundesweiten Gesundheitsreform startet Wien das Programm "Alkohol 2020", das von der Stadt, der Gebietskrankenkasse und der Pensionsversicherungsanstalt gemeinsam abgewickelt wird. "Ab sofort richten wir uns nicht mehr aus, wer für was nicht zuständig ist", sagt Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely. Ob Spitals- und Reha-Einrichtungen, Fachärzte und Suchtbetreuungsstellen – alle zuständigen Institutionen werden künftig eng miteinander vernetzt, damit den Patienten rasch und effektiv geholfen werden kann.

Pilotprojekt

Das Programm startet am 1. Oktober mit einem einjährigen Pilotprojekt, in dem 500 Patienten betreut werden. An diesem Tag geht ein regionales Kompetenzzentrum in Betrieb. Diese erste Anlaufstelle vereint Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter unter einem Dach. Sie stellen für jeden Patienten einen maßgeschneiderten Behandlungsplan zusammen. Berücksichtigt werden Schweregrad der Sucht, Gesundheitszustand aber auch soziale Faktoren wie Familie und Beruf.

Die ambulanten Betreuungsangebote werden ausgebaut, damit der Patient nach Möglichkeit während der Behandlung im Familien- und Berufsleben bleiben kann. Auch Hausärzte werden eingebunden, um die Früherkennung zu verbessern.

Die Kosten für das Pilotprojekt (ca. 3,5 Mio. €) teilen sich Stadt, PVA und WGKK. Nach einem Jahr wird es evaluiert und wenn nötig nachgebessert. Bis 2020 soll dann das Projekt auf ganz Wien ausgeweitet werden. "Unser Ziel ist es, letztlich 15 Prozent der Patienten zu erreichen", sagt Wehsely. Mehr sei auch mit den bestausgestatteten Programmen nicht möglich, wie internationale Erfahrungen zeigen würden.

Im Rahmen des Projekts werden auch systematisch Daten erhoben – damit endlich klar ist, wie viele Patienten es tatsächlich in Wien gibt.

Studie
35 Prozent der Wiener trinken zumindest zwei bis drei Mal pro Woche Alkohol, zeigte eine Studie im Vorjahr.
Alter
Der höchste Anteil von riskantem Alkoholkonsum findet sich bei Männern über 50. Auch immer mehr Frauen trinken.

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