Ballsaison 2014 - noch Fragen?

Debütanten genießen den Opernball 2013.
Handkuss, Fliege, Dekolleté – der Guide für die prickelndste Zeit des Jahres. Außerdem: Was Sie immer schon über das richtige Benehmen auf einem klassischen Wiener Ball wissen wollten, aber nie zu fragen wagten.

Ball-Frühzeit: Im 18. Jahrhundert hatte der „Walzerische Tanz“ noch etwas Verruchtes an sich (die enge Körperhaltung war der Obrigkeit suspekt), im 19. Jahrhundert avancierten Bälle zu gesellschaftlichen Höhepunkten.

Bussi-Bussi: Begrüßen will gelernt sein. Gute Bekannte bekommen ein Wangen-Busserl, ansonsten wird schlicht die Hand gereicht. Ein Handkuss ist nur dann notwendig, wenn die Dame dem Herrn den Handrücken präsentiert.

4 gewinnt: Wiener Walzer, Langsamer Walzer (hierzulande „L’Amour-Hatscher“ genannt), Boogie, Cha-Cha-Cha – diese vier wichtigsten Standardtänze sollten Sie beherrschen, oder sich in einem Crashkurs aneignen.

Damenwahl: Anti-Tänzer können nur bedingt aufatmen: Auf Bällen muss zwar nicht zwingend getanzt werden, wird man(n) aufgefordert, darf der Herr – im Gegensatz zur Dame – aber nicht ablehnen.

Rekordwalzer: Der meistgespielte Walzer auf österreichischen Bällen ist „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß Sohn. Der etablierte im 19. Jahrhundert übrigens auch den Spruch „Alles Walzer!“.

Alternativen: Es muss auf Bällen nicht klassisch zugehen. Der Steirerball ist zünftig, der Rosenball schrill, laut ist’s am Technoball. Veganer, Religionslehrer und die Floridsdorfer Wasserrettung haben ebenfalls eigene Tanz-Event.

Image: Der Opernball ist neben der Mozartkugel einer der wichtigeren Ösi-Exportartikel: Den „Viennese Opera Ball“ in New York gibt’s bereits seit 1955, in Dubai und Kuala Lumpur fanden sich ebenfalls Nachahmer.

Prost Mahlzeit: Drei Sattelschlepper voller Equipment – 27 Tonnen Speisen, Getränke und Geschirr – karrt die Cateringfirma Gerstner in die Oper. Lieblingssnack in der Opernballnacht sind Würstel, genippt wird am Champagner.

Führung: Schlechte Nachrichten für selbstbewusste Frauen: Die Führung über das Parkett war, ist und bleibt Männersache. Als die Standardtänze entstanden, existierte das Wort „Gleichberechtigung“ noch nicht.

Berührend: Mit dem Wiener Flüchtlingsball beweist Organisator Willi Resetartis seit 20 Jahren, dass man auch vor ernstem Hintergrund ausgelassen feiern kann. Der Ball gilt als „Antithese zum Opernball“.

Fliegen-Knigge: Kein Pardon für Frackträger. Das Mascherl bleibt, und zwar die ganze Nacht. Auch das Jackett sollte nur in Ausnahmefällen – und selbst dann erst nach Mitternacht – ausgezogen werden.

Stilbruch: In der Frage, wie tief das Dekolleté sein darf, haben Benimmexperten eine simple Antwort: Ausschnitt ja – aber bitte keine Busenblitzer. Das könnte die Konzentration der Herren auf die Schrittfolge trüben.

Tanz-ABC: Die Polonaise eröffnet feierlich einen Ballabend. Eine allgemeingültige Choreografie gibt es nicht, meist wird die Fächerpolonaise getanzt. Lockerer wird’s um Mitternacht, mit einer oft chaotischen Quadrille.

Schlussakkord: „Brüderlein fein, musst mir ja nicht böse sein ...“ Das bekannteste Lied aus Ferdinand Raimunds Theaterstück „Der Bauer als Millionär“ beendet fast jede Ballnacht. Nicht traurig sein, die nächste kommt bestimmt.

Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien (WKW), freut sich auf die diesjährige Ballsaison – und das vor allem aus beruflichen Gründen: „Die Wiener Bälle könnten heuer Rekorde brechen, sowohl bei den Besucherzahlen als auch beim Umsatz.“
Erstmals wird eine halbe Million Ballbegeisterte auf den Tanzböden der Hauptstadt erwartet – 10.000 mehr, als im vergangenen Jahr. Mit den Besuchern steigt auch der Umsatz, und zwar von 121 (Saison 2012/’13) auf 128 Millionen Euro, wie eine aktuelle Umfrage der KMU Forschung Austria belegt.


255 Euro lässt sich der durchschnittliche Ballbesucher eine (be-)rauschende Nacht kosten. Der Großteil davon wird für Eintrittskarten und Kulinarisches direkt am Ball ausgegeben, aber auch Friseure, Taxifahrer und Tanzschulen freuen sich über zusätzliche Einnahmen. Kein Wunder also, dass Jank die Ballsaison als „nicht mehr wegzudenkenden Wirtschaftsturbo“ bezeichnet.


Ein möglicher Grund für die prall gefüllten Kassen ist die Dauer der diesjährigen Ballsaison, die traditionell am 11. November startet und nach dem Faschingsdienstag in die Fastenzeit übergeht.
Dieser fällt heuer – recht spät – auf den 4. März. Die Saison ist somit um knapp drei Wochen länger als vergangenes Jahr.

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