Auf Schatzsuche in alten Wohnungen

Auf Schatzsuche in alten Wohnungen
Wiens kreativste Gegenbewegung zur Wegwerfgesellschaft. Christof Stein kauft Verlassenschaften und öffnet die Wohnungen für Nachlass-Hopper.

Christof Stein tut sich schwer, verwertbare Sachen wegzuschmeißen. "Es ist ein ewiger Konflikt", sagt er. Dann hatte er die weltweit wahrscheinlich einzigartige Idee, wie gebrauchte Alltagsgegenstände neue Besitzer finden könnten. Das Nachlass-Hopping entstand. Stein öffnet in Übereinstimmung mit den Besitzern die Türen zu Wohnungen, deren Verlassenschaft er regelt. Seither gab es drei Termine. Mehr als 150 Hopper zogen bereits durch die Wohnungen.

An einem regnerischen Tag warten bereits die ersten Shopper im Foyer eines Jahrhundertwendehauses. Die Adresse Wien, 1. Bezirk, Opernring 8 verspricht viele Schätze. Die Nachlass-Hopper zahlen zehn Euro Eintritt. Profis haben Schraubenzieher und große Taschen mitgebracht. Manch einer hat den Minibus vor der Haustür geparkt. Schließlich kann jeder Hopper so viel mitnehmen wie er will.

Alexandra Eizinger hat Stoffe, Blechgeschirr und einen Einkaufswagen voller schöner Dinge gefunden. Erfahren hat sie von der neuen Shoppingmöglichkeit über Facebook (siehe Zusatz­bericht unten) .

"Nachlass-Hopping ist unser Beitrag zur Krisenbewältigung. Sachen, die für jemanden wertvoll sind, wären sonst am Müll gelandet", sagt Stein.

Überraschung

Mit neugierigen Blicken werden Schubläden aufgezogen, Schachteln geöffnet, und es wird auf Sesseln Probe gesessen. Eine Hopperin freut sich. "Endlich hab ich den passenden Untersatz zu meinem Pürierstab gefunden." Ernst und Manuel schleppen einen Kühlschrank nach Hause. Auf große Stücke kleben die neuen Besitzer ihren Namen, die Sachen müssen noch am gleichen Tag ab­geholt werden. Ein junger Hopper hilft beim Abschließen der Waschmaschine, und ein anderer bietet spontan Transporthilfe an.

Die Motivationen der Hopper sind unterschiedlich. Zwei junge Mädchen richten sich eine Bibliothek ein und freuen sich über Bücher aus dem späten 19. Jahrhundert. Eine Hopperin hat einen inkontinenten Hund und ist froh über den großen Sack voller Wickelunterlagen. Für all jene, die nichts finden, gibt es das Eintrittsgeld zurück. Das kann man im Laden Ramsch und Rosen, bei Astrid Blecha ausgeben. Sie ist auch die Betreuerin der Facebookseite des Nachlass-Hopping.

Stein sagt, Nachlass-Hopping sei auch für die Auftraggeber der Räumung ein guter Abschluss. "Denn sie wissen, dass die Gegen­stände weiterverwendet werden."

Fundgrube: Für 10 Euro alles mitnehmen

Die Ankündigung erfolgt im Internet über Facebook. Das Nachlass-Hopping findet in unregelmäßigen Abständen statt. Die Termine sowie Uhrzeit und Adresse der jeweiligen Wohnung werden einige Tage vorher über www.facebook.com/RamschRosen bekannt gegeben.

Mit zehn Euro ist man dabei. Für diesen Betrag darf nach Belieben alles mitgenommen werden, was in der eigenen Tasche oder dem Auto Platz findet. Wer nicht fündig wird, bekommt den Eintrittspreis wieder zurückerstattet. Alle Einnahmen gehen an die Studenten, die sich um die Organisation kümmern.

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