Totale Eskalation im Hungerstreik

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Besetzer verweigern jetzt auch Flüssigkeiten – und wollen mit dem Bundespräsidenten sprechen.

Die heikle Situation in der Votivkirche entgleitet Politik und Kirche zusehends. Dieses Ziel dürften die etwa 40 Kirchenbesetzer auch mit aller Vehemenz verfolgen.

Die Asylwerber aus Pakistan, Afghanistan, Marokko und Somalia kündigten Donnerstagmittag in einer Pressekonferenz in der Votivkirche eine weitere Eskalation ihres Protestes an. Denn die Flüchtlinge, die seit 23. Dezember im Hungerstreik sind, wollen in den kommenden Tagen auch die Flüssigkeitsaufnahme verweigern.

Für den Chefarzt der Johanniter, Michael Hüpfl, eine gefährliche Drohung: „Solange getrunken wird, ist der Nahrungsmangel relativ lange kompensierbar. Fehlt es aber an Flüssigkeit, kann es sehr schnell sehr ernst werden. Auch die niedrigen Temperaturen in der Kirche von etwa zwei bis drei Grad zehren an den Kräften.“

Der Sprecher der Hungerstreikenden, der 47-jährige Pakistani Khan Adalat, hatte Donnerstagmittag sichtbar noch genügend Kraft, um ganz bestimmt weitere Forderungen an die Republik zu stellen: „Wir verlangen ein Gespräch mit Österreichs Bundespräsidenten Heinz Fischer. Denn das Gespräch am Mittwoch mit der Innenministerin hat keine Ergebnisse gebracht.“

Der Sprecher des Staatsoberhauptes Bruno Aigner erklärte im KURIER-Telefonat, dass Heinz Fischer zurzeit nicht in Österreich weilt: „Wir werden in dieser Sache aber umgehend Kontakt mit dem Innenministerium aufnehmen.“

Internationaler Druck

Totale Eskalation im Hungerstreik
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Zusätzlich versuchten die Asylwerber, ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, indem sie UNHCR-Vertreter (Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen) nach Wien kommen lassen wollen. Dieser Schritt dürfte daraus resultieren, dass vier Vertreter der Flüchtlinge bei einem zwei Stunden langen Gespräch im Innenministerium mit ihren Forderungen abblitzten.

Innenministerin Mikl-Leitner stellte bereits Mittwochabend klar: „Ein Stopp aller Abschiebungen, Bleiberecht für alle, ein Aussetzen der Fingerprints oder ein Ausstieg Österreichs aus den Dublin-Verträgen ist nicht zu diskutieren.“

Nachsatz der Ressortchefin: „Ich habe angeboten, die Einzelschicksale von Asylwerbern und Missstände bei Quartieren prüfen zu lassen. Strukturelle Änderungen in unserem Asylrecht wird es aber nicht geben.“ Daraufhin drohten die 40 Kirchenbesetzer, in Zukunft auch die Flüssigkeitsaufnahme zu boykottieren.

Womit die Erzdiözese Wien betreffend einer Räumung der Votivkirche rasch eine Entscheidung treffen muss. Denn mit Zusammenbrüchen der hungerstreikenden Männer muss jetzt jederzeit gerechnet werden. Neun Flüchtlinge mussten bereits im Spital der Barmherzigen Brüder notversorgt werden. Mit der Eskalation des Hungerstreiks setzen die Asylwerber also nicht nur die Politik, sondern auch ihren Quartiergeber, die katholische Kirche, unter Druck.

Ein Wiener Polizeijurist bestätigt: „Den Marschbefehl zur Räumung der Votivkirche kann nur der Grundeigentümer, also die Erzdiözese Wien geben.“


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