Alt-Wien-Kindergärten: Verein hat Konkurs beantragt

Noch immer hoffen etliche Familien auf ein Happy End.
Verein stolpert über Zweckentfremdung von Fördergeldern in Millionen-Höhe. Die Schulden werden mit 7,45 Millionen Euro beziffert.

Die "Alt-Wien"-Kindergärten sind zumindest in der bisherigen Form demnächst Geschichte: Laut den Gläubigerschutzverbänden Creditreform, AKV und KSV1870 hat der skandalträchtige Verein "Alt-Wien-MUKU-Arbeitsgemeinschaft für multikulturelle Kindergartenpädagogik" am Dienstag einen Konkursantrag beim Handelsgericht Wien eingebracht. Die Schulden werden mit rund 7,456 Millionen Euro beziffert. Sämtliche 297 Mitarbeiter wurden beim AMS zur Kündigung angemeldet.

Ein fragwürdiger Verein

Der Verein, der 1996 gegründet wurde, betreibt 33 Kindergärten und Hortstandorte in Wien. Die Standorte wurden vom Einzelunternehmen Richard Wenzels ab 2006 "aus förderungsrechtlichen Gründen" in den Verein übertragen, wobei den Vorstandsmitgliedern des Vereins "die genauen Grundlagen dieser Vermögensübertragung im Detail nicht bekannt sind". So soll kein Unternehmenskaufvertrag oder ein ähnliches Rechtsgeschäft zwischen "Professor Richard Wenzel" und dem Verein abgeschlossen worden sein, sondern bloß "eine formlose Übernahme der einzelnen Kindertgärten erfolgt sein, wird im Konkursantrag weiter angeführt. Obfrau des Vereins ist Magaretha Wenzel, Kassier ist Richrad Wenzel.

Schulden und Vermögen

Laut Insolvenzantrag fordert das Magistrat der Stadt Wien vom Verein 6,65 Millionen Euro Förderungen zurück, die angeblich zweckentfremdet verwendet wurden. Dieser Umstand soll dem Verein seit April 2016 bekannt sein, nachdem ein Wirtschaftsprüfer einen entsprechenden Prüfbericht verfasst hat. " Der Verein hat offensichtlich Fördermittel entgegen den allgemeinen Förderrichtlinien der Stadt Wien für anderweitige Zwecke verwendet", heißt es wörtlich im Antrag. Mit der Stadt gab es daraufhin Verhandlungen, dass sich "die Ehegatten Wenzel und ihre Kinder gegenüber der Stadt Wien verpflichten, diesen Schaden ersetzen und zur Besicherung der Rückforderungsansprüche Pfandrechte auf den Liegenschaften einräumen", heißt es weiter. Die Gespräche hätten aber zu keiner Einigung geführt. Die Frist für eine Einigung endet zwar erst am Mittwoch. Die MA 10 hat aber bereits angekündigt, ab September 2016 keine Förderung mehr zu gewähren.

Weitere 570.000 Euro entfallen auf die offenen August-Gehälter der Mitarbeiter und 236.000 Euro auf Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten.

Als Vermögen werden Umbauarbeiten (Errichtungskosten) auf einem fremden Grundstück in Höhe von 4,5 Millionen Euro angeführt. Dazu kommen noch vier VW-Kleintransporter und zwei Pkw, die Geschäftsaustattung, ein Bankguthaben in Höhe von 117.000 Euro und bereits fakturierte Forderungen in Höhe von 110.000 Euro. Somit beträgt das freie Vermögen rund 227.000 Euro.

Externer Interessent?

Bis zum Bekanntwerden des mutmaßlichen Förderskandals betreute der Verein "Alt-Wien" im Schnitt mehr als 2000 Kinder, im Juli 2016 waren es sogar 2276 Kinder. Indes ist im Konkursantrag nur "von wirtschaftlichen Schwierigkeiten" die Rede. "Per dato der Einbringung des Konkursantrages sind sämtliche Standorte geöffnet", heißt es im Antrag weiter. Es herrsche derzeit Vollbetrieb.

"Der Verein eröffnet damit dem Insolvenzverwalter die Möglichkeit, die Betriebsstätten entweder fortzuführen oder zu schließen, wobei seitens eines externen Trägervereins grundsätzliches Interesse besteht, die gesamte Struktur der Betreuungsstätten zu übernehmen", heißt es weiter. " Sollte eine Gesamtübernahme nicht möglich sein, wäre zumindest das Ziel umsetzbar, die Betreuungseinrichtungen solange geöffnet zu halten, bis die von der Antragstellerin betreuten Kinder - allenfalls mit Unterstützung der MA 10 - in anderen Einrichtungen untergebracht werden können." Mit Ausnahme des noch nicht eröffneten Standorts in der Thalistraße 127 in Wien 16, sollen die Standorte "über eine Kommissionierung durch die MA 11 verfügen".

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