Alle in einer Klasse

Wie in Vorarlberg will auch die neue rot-grüne Regierung in Wien eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen flächendeckend einführen. Dafür braucht es aber die Zustimmung des Bundes.
Geplante Wien-weite Gesamtschule stößt nicht nur auf Begeisterung.

Es wäre nicht weniger als das Ende der Gymnasium-Unterstufe in ihrer jetzigen Form: Einer der zentralen Punkte des rot-grünen Koalitionsabkommens ist die Schaffung einer Modellregion für eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. "Die frühe Trennung der Kinder mit zehn Jahren ist pädagogisch falsch, stark stigmatisierend und erzeugt bei Eltern, Kindern und Lehrer enormen Druck", heißt es dazu im Regierungspapier.

Zuständig für die Umsetzung wäre Sandra Frauenberger (SPÖ), die zur Integration die Bildungsagenden dazubekommt.

Wie die Modellregion genau aussehen könnte, soll zunächst in einer Projektstudie geklärt werden. Feststeht aber jetzt schon: Ziel ist die Einführung der Gesamtschule flächendeckend in ganz Wien. Ähnliches hat langfristig auch Vorarlberg vor.

Wien braucht für sein Vorhaben allerdings die Zustimmung des Bundes. Im Büro von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) gibt man sich dazu noch bedeckt: "Das Thema ist Teil der laufenden Verhandlungen zur Bildungsreform", sagt eine Sprecherin (siehe auch Seite 3).Noch etwas skeptisch ist der Wiener Bildungsexperte Andreas Salcher. "Die Frage ist: Welche Schulform ist mit der geplanten Gesamtschule gemeint? Die bestehende Neue Mittelschule ist für Wien sicher nicht zukunftsweisend. Dafür schneidet sie in allen relevanten Kriterien zu schlecht ab und ist gleichzeitig zu teuer." Eine zwangsweise Abschaffung der AHS-Unterstufe würde nur zu einem Boom des privaten Schulsektors führen. Wichtiger als die Gesamtschule sei der Ausbau der Ganztagsschulen.

1000 zusätzliche Lehrer

Weiters plant die Koalition 1000 zusätzliche Lehrer-Dienstposten bis zum Jahr 2020. Salcher dazu: "Österreichweit hat sich die Zahl der Lehrer in den vergangenen 40 Jahren verdoppelt. Gleichzeitig ist jene der Schüler gesunken." Entscheidend sei nicht die Quantität, sondern die Qualität der Lehrer. "Wir brauchen nicht mehr, sondern bessere Lehrer."

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