Opferwitwe: "Aliyev hatte grenzenlose Macht"

Die beiden Angeklagten Alnur Mussayev (re.) Aliyevs Sicherheitsberater Vadim Koshlyak.
44-Jährige hält toten Ex-Botschafter für den Mörder ihres Mannes und bringt letzten Brief von ihm mit.

Beim Prozess um die Ermordung zweier kasachischer Bankmanager in Wien hat die Witwe eines der Opfer, Armangul Kapasheva, den in der U-Haft erhängt aufgefundenen kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Aliyev belastet: „Aliyev hatte damals grenzenlose Macht“, sagte die von Anwalt Gerald Ganzger (Kanzlei Lansky, Ganzger und Partner) begleitete Witwe des 2007 getöteten Nurbank-Managers Zholdas Timraliyev am Freitag im Zeugenstand.

Aliyev, der ehemalige Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew und Besitzer der Nurbank, war bis zu seinem nicht restlos geklärten Selbstmord der Hauptangeklagte. „Er ist feige vor diesem Prozess geflohen“, sagte die Zeugin im KURIER-Gespräch.

Als Angeklagte übrig geblieben sind der Chef des kasachischen Geheimdienst, Alnur Mussayev, sowie Aliyevs Sicherheitsberater Vadim Koshlyak.
Weinend berichtete die Witwe Kapasheva im Grauen Haus vom Verschwinden ihres Mannes im Jänner 2007: „Die ganze Zeit über war ich im Kontakt mit der Öffentlichkeit, mit Journalisten der Opposition. Allen war klar, dass da etwas Schlimmes passiert, und alle waren wir uns einig, dass Aliyev dahintersteckt.“ Bei den kasachischen Behörden seien ihre Bemühungen um Aufklärung des Verschwindens ihres Mannes auf Widerstand gestoßen – so hätte etwa ein Beamter der Finanzpolizei versucht, ihre Vermissten-Anzeige zu verhindern. Ein letztes Mal habe sie mit ihrem Mann Anfang Februar 2007 telefoniert: „Ich frage ihn: 'Wo bist Du?' Aber er antwortete nicht.“

Schüsse im Keller

Die Zeugin übergab dem Gericht einen auf PC verfassten Brief, der ihren Angaben nach im Jänner 2007 von ihrem Ehemann geschrieben worden war. Laut Anklage wurde der Bankmanager damals gemeinsam mit einem Vorstandskollegen zum ersten Mal von Aliyev entführt, bedroht und zur Aufgabe ihrer Posten erpresst. Nachdem es ihnen gelungen war, freizukommen, habe ihr Ehemann den Brief an die kasachischen Behörden verfasst. Darin führt er aus, dass ihn Aliyev in einem Keller geschlagen habe, mit einer Pistole auf Zielscheiben geschossen und die Waffe auch auf ihn gerichtet habe: „Er drohte mir mit dem Tod.“ Eigenhändige Unterschrift trägt der Brief keine, auch Datum scheint keines auf.

Zwölf Tage später verschwand der Mann der Zeugin erneut, gemeinsam mit Aybar Khasenov. Laut Anklage wurden beide Männer von Aliyev, Mussayev und Koshlyak ermordet. Die mit Metallfässern vergrabenen Leichen wurden 2011 in der Remisovka-Schlucht bei Almaty gefunden. Der Zahnstatus ließ es für Frau Kapasheva gewiss werden, dass einer der Toten ihr Mann ist: „Es fehlten ihm zwei Zähne, die wollte er sich noch machen lassen“, sagte sie zum KURIER. Fortsetzung Dienstag.

Großes Interview am Sonntag

Opferwitwe: "Aliyev hatte grenzenlose Macht"
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"Er war unbesiegbar", sagt Armagul Kapasheva in einem großen Interview, dass Sie am Sonntag im KURIER lesen können.

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