Banker vor ihrem Tod misshandelt

Bei dem Prozess herrscht hohes Polizeiaufgebot.
Gutachten: Gerichtsmediziner würde Leichen anders entsorgen.

Mit den Gutachten wurde am Donnerstag im Wiener Landesgericht der „Aliyev-Prozess“ um die Ermordung der kasachischen Banker Zholdas Timraliyev und Aybar Khasenov fortgesetzt. Auf die sterblichen Überreste war man Mitte Mai 2011 in der Remisovka-Schlucht bei Almaty gestoßen. Die Leichen hatte man in mit Löschkalk gefüllten Metallfässern vergraben. Der Wiener Gerichtsmediziner Daniele Risser widersprach der Darstellung des deutschen Rechtsmediziners Michael Tsokos, der an Ort und Stelle die Leichen untersucht hatte und auf den sich die Anklage gegen den mittlerweile verstorbenen kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Aliyev und den ehemaligen Geheimdienstchef Alnur Mussayev sowie den einstigen Leibwächter Vadim Koshlyak bezieht.

Während der Experte von der Charite den Tätern „qualifiziertes Fachwissen im Umgang mit Leichen“ bescheinigt, stellte Risser fest: „Ich würd’s nicht so machen: Wenn ich eine Leiche in ein Metallbehältnis gebe, wirkt sich das nicht begünstigend auf den Verwesungsprozess aus.“ Im Gegenteil, anstatt den Fäulnisfortgang zu beschleunigen, bleibe eine Leiche länger erhalten. Die Anklage geht davon aus, dass die Täter sich beim Umgang mit den umgebrachten Bankern an den Fachkenntnissen Aliyevs orientiert haben, der ein Medizin-Studium abgeschlossen hatte.

Kabel um den Hals

Timraliyev und Khasenov dürften vor ihrem Tod misshandelt worden sein. Bei Khasenov ging Risser von einem Erstickungstod aus. Um den Hals des Bankers war sieben Mal ein drei Millimeter dickes Kabel geschlungen worden. Außerdem hatte man ihm einen rot-orangen Plastiksack über den Kopf gestülpt. Die Leiche wies außerdem Kopfverletzungen, einen Bruch des Zungenbeins, des Kehlkopfs und des Schulterblatts auf. Timraliyev hatte man ein PC-Kabel drei Mal um den Hals gewickelt, außerdem fand sich in seinem Darm ein scharfer Stein. Dass es sich bei den Leichen tatsächlich um die am 31. Jänner 2007 verschwundenen Banker handelt, ging aus den Ausführungen des DNA-Experten Richard Scheithauer hervor. Er könne deren Identität „mit praktischer Sicherheit bestätigen“.

Freitag kommen die Witwen der Banker als Zeugen.

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