A380 in Wien: Der große Vogel ist gelandet

A380 in Schwechat
Der A380 fliegt ab 1. Juli täglich von Wien nach Dubai.

Er wiegt 277 Tonnen, hat eine Reichweite von mehr als 15.000 Kilometer, erreicht bis zu 945 km/h und ist ab 1. Juli Dauergast am Flughafen Wien-Schwechat: Der Airbus A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, ist gelandet.

A380 in Wien: Der große Vogel ist gelandet
A380 in Schwechat
Die arabische Fluglinie Emirates Airline baut mit dem A380 ihre tägliche Verbindung zwischen Wien und Dubai aus. "Ein Bubentraum für Flugzeug-Enthusiasten wird wahr", schwärmt Flughafen-Vorstand Julian Jäger. Zudem sei der A380 nur halb so laut und verbrauche um 20 Prozent weniger Kerosin als andere Passagierjets.
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519 Sitzplätze bietet die Maschine. Davon 450 in der Economy Class, 76 in der Business Class und 14 in der First Class, die mit Suiten ausgestattet ist. Entsprechend unterschiedlich sind die Flugpreise gestaltet: Sie reichen von 450 bis 7000 Euro.
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Davon abgesehen fliegen Emirates die Strecke Wien-Dubai auch täglich mit einer Boeing.
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Der Anflug des riesigen Passagierfliegers macht Umbau-Maßnahmen in Wien-Schwechat nötig: Der A380 hat durchgehend zwei Stockwerke – dementsprechend soll auch die Abfertigung der Passagiere auf zwei Ebenen stattfinden.
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Das Flugzeug bietet viele besondere Features. Unter anderem haben Passagiere jede Menge großzügige Stauräume für Gepäck an den Seitenwänden, die Sitzabstände in allen Klassen zählen zu den größten der Branche. In der ersten Klasse gibt es eine Komfortkabine, wo sich Passagiere in Ruhe zurückziehen können.
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Doch nicht nur das Flugzeug an sich ist groß, auch die Unterhaltung an Bord ist überdimensional. Über 2.500 Kanäle des Bordunterhaltungsprogrammes ice sorgen bei Emirates dafür, dass der Flug mit dem Riesenvogel nicht langweilig wird.
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Und wer noch schnell ein Hotel für die Zieldestination suchen möchte, kann das dank gratis WLAN im Flieger der Airline aus Dubai auch noch aus dem Flugzeug tun. Damit auch das Flugpersonal die Arbeit genießen kann, bietet der Airbus eine geräumige Ruhezone für die 21 Flugbegleiter an Bord.
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Emirates-Präsident Tim Clark reicht der tägliche Einsatz des A380 auf der Strecke noch nicht: Er will möglichst bald zwei Mal täglich mit dem A380 abheben. Die Strecke könne 1000 Passagiere pro Tag verkraften, sagte er im Gespräch mit der Presse. Er rechne aber mit Widerstand von AUA und ihrer Mutter Lufthansa.
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Emirates haben derzeit 81 Flieger des Typs A380 in Betrieb und wollen bis zum 1. Juni 2017 auf 100 Stück aufstocken: "Wir haben niemals genügend A380", meint Clark. Im Hamburg und Toulouse würden die Großraumflugzeuge derzeit nur für Emirates produziert.
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Da zwar gleich viele Passagiere wie früher fliegen, aber First und Businessclass weniger nachgefragt werden und auch die Konkurrenz durch Billigfluglinien auf der Langstrecke steige, denkt Emirates über eine Premium Economy Class nach.
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Norbert Kettner, Chef des Wien Tourismus, sieht den A380 als "Gewinn. Wien ist groß genug, sowohl für den Home-Carrier AUA als auch für Middle-East-Airlines". Die spendablen Gäste aus den Emiraten lassen sich den Österreich-Aufenthalt wesentlich mehr kosten als die Russen, die wegen der Sanktionen ausbleiben.

Der Wegfall der Visa-Pflicht wirkte wie ein Turbo. Die Zahl der Besucher aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) schnellte im Vorjahr um 42 Prozent auf 57.000 Gäste hinauf.

Der Home-Carrier verfolgt den Höhenflug der arabischen Konkurrenz naturgemäß mit wenig Begeisterung. AUA-Sprecher Peter Thier kommentiert nur knapp: "Es kommt nicht auf die Größe an. Punkto Qualität fühlen wir uns sehr gut ausgestattet".

In den vergangenen Jahren hatte die AUA, unterstützt von der Mutter Lufthansa, bei den Behörden mit dem Argument "Vermeidung von Überkapazitäten" erfolgreich gegen den hochprofitablen Erzrivalen (zuletzt mehr als eine Milliarde Euro Netto-Gewinn) lobbyiert. Während der A380 schon in halb Europa landete, wurde der Einsatz in Wien per Bescheid immer wieder ausdrücklich verboten. Seit fünf Jahren muss Emirates der heimischen Luftfahrtbehörde außerdem penibel jedes Monat alle Anschlussflüge der knapp 394.000 Dubai-Passagiere melden.

Um nachzuweisen, ob Emirates die Direktverbindungen der AUA gefährde. Gemessen an den AUA-Langstrecken-Passagieren liegt der Anteil an Emirates-Kunden, die über Dubai zu AUA-Destinationen weiterfliegen, jedoch nicht einmal bei fünf Prozent. Andererseits musste die AUA ihre Dubai-Flüge im Vorjahr wegen Verlusten einstellen.

Emirates ist nicht der einzige Wüstenflieger, der auf Wien setzt. Qatar hebt täglich nach Doha ab, die Air-Berlin-Tochter Niki nach Abu Dhabi. Von dort verteilt Etihad, die Air Berlin vor der Pleite rettete, die Passagiere weltweit weiter.

Die Strategie der Scheich-Airlines geht auf. Passagiere von Europas Flughäfen absaugen und über die Wüsten-Drehkreuze in die eigenen Langstrecken-Netze umleiten.

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Brandenburg/ Technischer Hinweis: Das Foto wurde mit einem Fisheye-Objektiv aufgenommen +++ Eine Stewardess posiert am Mittwoch (12.09.12) auf dem Gelaende der Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung 2012 (ILA) in Selchow in der Bar eines A380 der Fluggesellschaft Emirates im First-Class-Bereich. Die ILA 2012 dauert noch bis Sonntag (16.09.12). (zu dapd-Text) Foto: Ronny Hartmann/dapd
Für die EU-Fluglinien sind die Golf-Carrier die Erzfeinde, denen sie unfaire Subventionen durch ihre staatlichen Eigentümer vorwerfen. Auch die großen US-Airlines machen gegen Emirates & Co. mobil. Lufthansa-Chef Carsten Spohrforderte kürzlich stärkere politische Unterstützung, bis hin zu "Marktzugangsbeschränkungen". Das gelte auch für Turkish Airlines. Die EU-Kommission reagierte und will mit den Golfstaaten neue Abkommen aushandeln. Sollten sich unfaire Beihilfen nachweisen lassen, könnten die Landerechte beschränkt werden.

Direkte Subventionen konnten bis jetzt nicht bewiesen werden. Doch die Emirate haben, im Gegensatz zu Europas Regierungen, Luftfahrt als prioritäre Wachstumsindustrie definiert, der alle Hindernisse aus dem Weggeräumt werden. Nachtflugverbote, Baubeschränkungen für Airports oder Ticketsteuern sind undenkbar. Die Arbeits-Bedingungen sind freilich auch nicht mit Europa vergleichbar. Meint der Lufthansa-Boss: Man könne gegen jeden privaten Wettbewerber bestehen, nicht aber "gegen die reichsten Staaten der Welt".

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