15 Prozent weniger Operationen am AKH

15 Prozent weniger Operationen am AKH
Ab kommenden Montag müssen in den OP-Sälen die Kapazitäten reduziert werden.

vonJosef GebhardDie Verkürzung der Arbeitszeiten für Spitalsärzte zeigt am Wiener AKH erste negative Auswirkungen, die auch für Patienten spürbar sein werden: Ab kommenden Montag müssen die Kapazitäten in den OP-Sälen des Spitals um zehn bis 15 Prozent reduziert werden, kündigt Martin Andreas, Personalvertreter der AKH-Ärzte, gegenüber dem KURIER an. Patienten, die einen planbaren Eingriff benötigen, werden sich also auf längere Wartezeiten einstellen müssen.

Der Hintergrund: Per Gesetz dürfen Spitalsärzte seit Anfang Jänner nur mehr durchschnittlich 48 Stunden pro Woche arbeiten. Das Personal wurde allerdings bis dato noch nicht aufgestockt, wodurch es zu Engpässen kommt.

Die Dimensionen sind enorm: Allein im Jahr 2013 erfolgten in den OP-Sälen des AKH 35.653 chirurgische Eingriffe. Sollte sich an der jetzigen Personalsituation nichts ändern, könnten langfristig also Tausende Patienten von Verschiebungen betroffen sein.

Zum Beispiel in der Herzchirurgie: „Von den fünf bis sechs geplanten Eingriffen am kommenden Montag werden wir wohl einen absetzen müssen, weil es nicht genügend Anästhesisten gibt“, sagt Vorstand Günther Laufer. Notfälle seien davon natürlich nicht betroffen – der Mediziner geht aber davon aus, dass manche Patienten mit geplanten Eingriffen ein bis zwei Tage länger warten müssen.

Merkblatt

Patienten werden bei der Aufnahme mit einem Merkblatt informiert, dass es zu Verschiebungen ihres OP-Termins kommen werde, kündigt Laufer an. Auch bereits aufgenommene Patienten sollen entsprechende Informationen erhalten.

Ähnlich ist die Situation auf der Uniklinik für Chirurgie. „Wir müssen mit dieser unangenehmen Situation so gut wie möglich umgehen“, schildert deren Leiter Michael Gnant. Nur unter größten organisatorischen Anstrengungen sei es gelungen, dass die Reduktion der Kapazitäten nicht noch höher als zehn bis 15 Prozent ausgefallen sei. Er rechnet damit, dass ab Montag von sechs OP-Tischen nur mehr fünf belegt werden können. „Es bleibt zu hoffen, dass es sich dabei nur um eine vorübergehende Maßnahme handelt.“

An Gnants Klinik arbeiten derzeit 165 Chirurgen. Durch die Reduktion der Arbeitszeit seien eigentlich 30 zusätzliche Kräfte notwendig, rechnet der Mediziner vor. „Diese müsste man aber erst einmal ausbilden“, ergänzt sein Kollege Laufer. Er geht mit der Politik scharf ins Gericht: „Der Nationalrat hat das neue Arbeitszeitgesetz am 23. Oktober beschlossen. Eine Umsetzung mit einer Vorlaufzeit von nur zwei Monaten und zehn Tagen ist einfach nicht möglich“, kritisiert er. „Diese Vorgangsweise ist absolut unprofessionell.“

Auch in anderen AKH-Kliniken gibt es Engpässe: „Wir werden weniger Anmeldungen zu Geburten annehmen können“, sagt Peter Husslein, Chef der Frauenklinik. Er rechnet mit längeren Wartezeiten und entsprechend verärgerten Patientinnen. „Es ist ein Skandal, dass der aktuelle Konflikt auf unseren Rücken ausgetragen wird.“

Im Rektorat der zuständigen MedUni will man die Leistungseinschränkungen mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht kommentieren. Derzeit wird hinter den Kulissen immer noch unter anderem um eine Erhöhung des Grundgehalts der AKH-Ärzte gerungen. Damit sollen die Einkommenseinbußen durch die Arbeitszeit-Verkürzung ausgeglichen werden.

Die nächste Verhandlungsrunde findet am kommenden Mittwoch im zuständigen Wissenschaftsministerium statt. Die bisherigen Gespräche waren allesamt gescheitert.

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