1200 Hobby-Tester verkosten Cheesecakes

Gruppen von Freundinnen stehen neben tratschenden Pärchen und Personen, die in ihre Bücher oder Telefongespräche vertieft sind. Wer Samstagmittag am Parkring vorbeikam, konnte die Menschenschlange nicht übersehen, die sich vor dem Wiener Hotel Marriott gebildet hatte.

Bereits zum vierten Mal lud das Hotel zum Cheesecake-Tasting. Von 12 bis 16 Uhr konnten sechs neue Käsekuchenkreationen – etwa mit Oreo-Schokoladensauce, mit Waldmeister-Erdbeer- oder mit Pina-Coloda-Füllung – ausprobiert werden. 6000 Menschen hatten sich auf Facebook für die Veranstaltung interessiert.

Seit einer Woche bereitet sich Chef-Patisseuse Annemarie Bortoli daher auf das Kuchen-Ereignis vor. Sie hatte Mürbteig gebacken, Oreokekse zerstampft, die Marillen-Holunder-Füllung gerührt – und ganz viel Philadelphia-Frischkäse eingekauft.

Tellertürme

Nun reihen sich in den Gängen zwischen dem Hotelbereich und der Küche meterhohe Tellertürme aneinander. 1200 Portionen wurden vorbereitet. Um 12 Uhr geleiten Kellner die ersten Wartenden an ihre Tische.

Johannes Malzer war der Allererste in der Schlange. Zweieinhalb Stunden hatte er vor dem Hotel gewartet. Nun sticht er mit der linken Hand in die erste von sechs Kostproben; in der rechten Hand hält er den Stift, um den Fragebogen auszufüllen. Sein erstes Fazit zur Valrhona-Chocolate-Mint-Cheesecake: "Sehr gut, aber fast zu schokoladig. Ich mag fruchtigere Sachen lieber."

Die Idee zu der Kuchenverkostung kam Generaldirektor Dieter Fenz, als er im Zuge einer Amerikareise die Dessert-Kette "Cheesecake Factory" besuchte. In den Vereinigten Staaten ist das Dessert seit Jahren beliebt. Am 30. Juli wird sogar der "National Cheesecake Day" gefeiert. Anders als die typisch amerikanische Süßspeise sind die Cheesecakes von Annemarie Bortoli allerdings nicht dünn und flach, sondern hoch und üppig. Die meisten Hotelgäste schaffen das Stück um 5,90 Euro gar nicht alleine.

Festhalten

Für das Testessen hat Bortoli daher kleine Kostproben zubereitet. Als Florian Schleicher den Teller erhält, fotografiert er ihn zuerst einmal. Damit die Freunde zu Hause wissen, was sie verpasst haben. Florian Schleicher hat vor vielen Jahren Cheesecake-Blut geleckt, als er das Dessert in einem kleinen Restaurant in New York verspeiste.

Seine Erklärung für die Menschenmenge vor dem Hotel? "Amerika ist wieder hip. Das schlechtere Image der letzten Jahre ist weg. Wo man hinschaut, ob Burger oder Dessert, Amerika ist Vorreiter."