Weltraumbahnhof von Putin nach Pannen eröffnet

Soyuz 2.1A Rakete beim Start
Meilenstein nach Skandalen: Sojus-Rakete startet erfolgreich. Bemannte Flüge nicht vor 2023.

Nach sechs Jahren Bauzeit und mehreren Pannen hat Russland erstmals eine Rakete von seinem Weltraumbahnhof Wostotschny ins All gestartet. Das Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag, wie die Sojus-2.1a mit drei Forschungssatelliten an Bord um 4.01 Uhr MESZ nahe der chinesischen Grenze abhob. "Das ist ein bedeutender Schritt in der Entwicklung der russischen Raumfahrt", sagte Präsident Wladimir Putin.

Erster Versuch am Mittwoch misslang

Der Kremlchef war aus dem rund 8.000 Kilometer entfernten Moskau zum Erststart angereist. Ursprünglich sollte die Rakete schon am Mittwoch abheben, ein technischer Defekt verhinderte dies aber.

Weltraumbahnhof von Putin nach Pannen eröffnet
epa05280612 Russian President Vladimir Putin (front) watches the launch of a Soyuz-2.1a, a rocket with three satellites onboard, from the Vostochny cosmodrome outside Uglegorsk, Amur region, Russia, 28 April 2016. It was the first launch from the new Russian cosmodrome. EPA/MICHAEL KLIMENTYEV / SPUTNIK / KREMLIN POOL MANDATORY CREDIT
Zu Ehren des russischen Raumfahrtpioniers Juri Gagarin hatten die Hersteller die Sojus mit einem riesigen Konterfei des ersten Menschen im All verziert. Das Porträt des Kosmonauten, der vor 55 Jahren - am 12. April 1961 - gestartet war, prangte als schemenhaftes blau-weißes Logo auf der Außenwand der Rakete. Konzentriert überprüften Experten auf dem Kosmodrom nach dem Start die Flugbahn und technischen Daten.
Weltraumbahnhof von Putin nach Pannen eröffnet
epa05280532 A Russian Soyuz 2.1a rocket carrying the Lomonosov, Aist-2D and SamSat-218 satellites lifts off from the launch pad at the new Vostochny cosmodrome outside the city of Uglegorsk, about 200 kms from the city of Blagoveshchensk in the far eastern Amur region, Russia, 28 April 2016. EPA/KIRILL KUDRYAVTSEV / POOL
Sicherheitskräfte beobachteten mit Mi-8-Hubschraubern und Drohnen den Aufstieg. Die Rakete flog zunächst über das kaum besiedelte Nordsibirien und setzte dann rund 500 Kilometer über der Erde die drei Satelliten aus. "Lomonossow", "Aist-2D" und "SamSat-218" sollen unter anderem Lichtphänomene und Strahlungswerte bestimmen.

Eine von sieben Startrampen betriebsbereit

Weltraumbahnhof von Putin nach Pannen eröffnet
A Russian Soyuz 2.1A rocket carrying Lomonosov, Aist-2D and SamSat-218 satellites begins to lift off from the launch pad at the new Vostochny cosmodrome outside the city of Uglegorsk, about 200 kms from the city of Blagoveshchensk in the far eastern Amur region, Russia April 28, 2016. REUTERS/Kirill Kudryavtsev/Pool
Bei plus zwölf Grad Celsius und Sonnenschein verfolgte Putin das Abheben der Sojus gemeinsam mit Russlands Raumfahrtchef Igor Komarow und dem für Kosmonautik zuständigen Vizeregierungschef Dmitri Rogosin. "Es gibt noch viel zu tun", sagte der Präsident danach in einer kurzen Rede an das Bedienungspersonal. Mit dem Start fange die Arbeit erst an. In Wostotschny ist bisher eine der geplanten sieben Startrampen betriebsbereit. Von dem Gebiet am Amur-Fluss sollen bis 2030 erstmals Kosmonauten zum Mond und später zum Mars fliegen. "Für 2017 planen wir zwei und für 2018 sechs Starts", sagte Komarow.

Die Inbetriebnahme von Wostotschny gilt nicht nur für die russische Raumfahrt als Meilenstein. Künftig sollen von dort auch Astronauten der US-Raumfahrtbehörde NASA und der Europäischen Raumfahrtagentur ESA starten. An Wostotschny hatte Russland gut sechs Jahre lang gebaut. Es ist das erste zivile Kosmodrom auf russischem Territorium.

Für Baikonur zahlt Russland heute Pacht

Die Raumfahrtnation Russland will sich mit der neuen Anlage auch unabhängig machen von ihrem Kosmodrom Baikonur, das sich seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 in der zentralasiatischen Republik Kasachstan befindet. Moskau zahlt für Baikonur jährlich 115 Millionen US-Dollar (etwa 100 Millionen Euro) Pacht, der Vertrag läuft noch bis 2050. "Wir werden Baikonur noch lange brauchen", sagte Kreml-Verwaltungschef Sergej Iwanow der Agentur Interfax zufolge.

Bemannte Flüge sollen ab Wostotschny nicht vor 2023 starten. Die Kosten für den neuen Weltraumbahnhof belaufen sich Medien zufolge auf bisher umgerechnet fünf Milliarden Euro. Während der Bauzeit hatte es erhebliche Probleme gegeben. So hatten Arbeiter wegen ausstehender Löhne gestreikt, und Funktionäre waren wegen Unterschlagung festgenommen worden. Den Schuldigen drohe eine "harte Pritsche im Gefängnis", hatte Putin angekündigt.

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