Die Kurie soll sozialer werden

Kardinal Sodano (2. v. l.) mit Papst Franziskus
Die Reform des Verwaltungsapparates ist dem Papst ein besonderes Anliegen.

Die Reform der als behäbig und verkrustet geltenden Kurie ist eins der wichtigsten und heikelsten Vorhaben von Papst Franziskus. In einer flammenden Rede hatte der 78-jährige Argentinier vor einigen Wochen erklärt, die Kurie leide unter 15 Krankheiten – unter anderem "spirituellem Alzheimer" und "Terrorismus des Geschwätzes". Kein Wunder, dass der Pontifex sich bei seinen Reformierungsmaßnahmen im Vatikan mit solchen Worten nicht gerade beliebt macht.

Kardinäle tagen

Insgesamt 150 Kardinäle aus aller Welt tagen zurzeit in der Synodenaula des Vatikan in Anwesenheit des Pontifex. Unter ihnen ist Kardinal Christoph Schönborn. Ein eigens eingerichtetes, neunköpfiges Kardinalskollegium berät über die Reform der Kurie. Bei den Beratungen der "K9" geht es um einen neuen päpstlichen Erlass zum Kirchenrecht bezüglich der Organisation der Kurie. Dessen Koordinator, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras, stellte anhand eines vorbereiteten Papiers die Arbeiten und Überlegungen zur Kurienreform vor.

"Eine Kurie, die sich nicht selbst kritisiert, die sich nicht weiterentwickelt, die nicht versucht, sich zu verbessern, ist ein kranker Körper", hatte der Pontifex jüngst erklärt. Mit dieser offenen Art haben vor allem konservative Kräfte im Klerus Probleme.

Und sie fürchten um ihre eigenen Positionen – Reformen und Einschnitte könnten für sie schmerzhaft werden: Denn zu den Reformvorschlägen zählen schlankere Strukturen, bessere Koordination und eine Aufwertung von Laien, wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer Online-Ausgabe berichtet. Intern gehe es hart zur Sache, so der Bericht, der einen Insider zitiert: "Die Stimmung ist angespannt."

Einsatz für Flüchtlinge

Deutlich aufwerten möchten die neun Kardinäle auch das Engagement der Kirche für Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz: Der soziale und sozialpolitische Bereich, den Einsatz für Flüchtlinge und den Umweltschutz eingeschlossen, soll in einer neuen Kongregation "Caritas, Gerechtigkeit und Frieden" zusammengefasst werden, heißt es in dem Bericht der Süddeutschen Zeitung.

Das Umsetzen neuer Pläne und Ideen ist für den Papst nicht einfach – daher wird auch taktiert. Geschickt versucht der Pontifex, vermeintliche Gegner einzubinden. Deshalb hat er bisher auch einen großen personellen Rundumschlag vermieden. Stattdessen ließ er strategisch wichtige Posten schrittweise neu besetzen.

Im zweiten Teil des zurzeit im Vatikan stattfindenden Konsistoriums geht es heute, Samstag, um die Ernennung neuer Kardinäle: Papst Franziskus kreiert 20 neue Purpurträger. Der Riege gehören je drei Männer aus Asien und Lateinamerika, je zwei aus Afrika und Ozeanien sowie fünf Europäer an. Auf Einladung von Papst Franziskus nimmt auch sein emeritierter Vorgänger Benedikt XVI. an der im Petersdom geplanten Zeremonie zur Ernennung der neuen Kardinälen teil.

Es ist das zweite Mal seit seinem Amtsantritt, dass Franziskus neue Kardinäle ernennt. Sie sind die wichtigsten Berater des Papstes. "Sie werden mich bei meinem apostolischen Einsatz unterstützen", betonte er.

Die Kurie: Verwaltung des Heiligen Stuhls

Mit der Macht des Papstes

Römische Kurie werden die Behörden genannt, die dem Papst bei der Leitung der Kirche helfen. Sie arbeiten im Namen des Papstes und mit seiner Vollmacht. Zuletzt hatte Johannes Paul II. die Kurie grundlegend reformiert (1988). Die wichtigste Behörde, die dem Papst direkt zuarbeitet, ist das Staatssekretariat. Zudem gibt es neun Kongregationen, die für Glaubenslehre, Gottesdienste und Sakramente, Heiligsprechung etc. zuständig sind. Zur Kurie gehören auch zwölf Päpstliche Räte, drei Gerichte und Ämter, wie die Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhls.

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