Tod live auf Facebook: Schwarzer von US-Polizei erschossen

In den USA sind binnen 48 Stunden zwei Schwarze von der Polizei erschossen worden.

Das Wichtigste:

  • Der 32-Jährige Schwarze Philando C. wurde in Minnesota bei einer Routinekontrolle erschossen
  • Binnen 48 Stunden hat die US-Polizei zwei Schwarze getötet
  • Insgesamt wurden dieses Jahr bereits 505 Menschen in den USA von der Polizei getötet
  • Der aktuelle Fall wurde live auf Facebook übertragen, es ist der zweite bekannt gewordene Fall, wo ein Tod live auf Facebook übertragen wurde
Tod live auf Facebook: Schwarzer von US-Polizei erschossen

In Falcon Heights (US-Bundesstaat Minnesota) starb ein 32-Jähriger im Krankenhaus, nachdem ein Polizist bei einer Fahrzeugkontrolle mehrfach auf ihn geschossen hatte, wie die Zeitung Minneapolis StarTribune und andere Medien berichteten. Die Polizei bestätigte nach Angaben des Radiosenders MPR den Vorfall. Die Freundin des Getöteten, die mit im Auto saß, hatte die Situation nach den Schüssen live in einem Video auf Facebook festgehalten. Auch ihre Tochter war am Rücksitz im Auto. Die Aufnahmen zeigen einen blutüberströmten Mann auf dem Fahrersitz und einen Polizisten, der mit gezückter Waffe vor dem Fenster steht.

Seine Freundin erzählt in die Kamera ihres Handys, was soeben vorgefallen ist, während Philando C. blutend neben ihr im Auto liegt: "Wir wurden wegen eines defekten Rücklichts angehalten", sagt sie. "Sie haben meinen Freund getötet. Er hat eine Lizenz, um eine Waffe zu tragen. Aber er wollte nur seine Geldbörse aus seiner Tasche holen. Er hat dem Polizisten gesagt, dass er eine Waffe dabei hat, aber nur nach seiner Geldbörse greift. Und der Polizist hat einfach geschossen."

Der Polizist taucht mit gezogener Waffe neben neben dem Auto auf, er richtet sie weiter auf den Angeschossenen, brüllt "Fuck!", und schreit: "Ich habe ihm gesagt, er soll nicht danach greifen." Die Frau erwidert: "Sie haben ihn nach seinem Ausweis gefragt", und: "Bitte sagen Sie nicht, dass er tot ist. Bitte sagen Sie nicht, dass er tot ist. Bitte, Officer, sagen Sie mir, dass sie das nicht gerade getan haben. Sie haben vier Kugeln in ihn geschossen."

Tod live auf Facebook: Schwarzer von US-Polizei erschossen

Der zweite Fall seit gestern

Erst am Dienstag hatte die Polizei in Louisiana einen schwarzen 37-jährigen CD-Verkäufer auf einem Parkplatz überwältigt und erschossen. Die weißen Beamten waren angerückt, nachdem ein Anrufer berichtet hatte, er werde von einem Mann mit einer Waffe bedroht. Der Vorfall, der ebenfalls gefilmt und im Internet verbreitet wurde, hatte landesweit Empörung und Proteste der Anti-Rassismus-Bewegung "Black Lives Matter" ausgelöst. Das US-Justizministerium hat eine Untersuchung des Vorfalls angekündigt.

Der heute erschossene Philando C. ist - nach Aufzeichnungen der Washington Post - die 505. Person, die heuer von der Polizei in den Vereinigten Staaten getötet wurde. Der britische Guardian schreibt, dass junge schwarze Männer in den USA eine neun mal höhere Wahrscheinlichkeit haben, von der Polizei getötet zu werden als andere Amerikaner. 1.134 Personen wurden im Vorjahr von der Polizei getötet, 15 Prozent davon waren junge schwarze Männer - sie machen zwei Prozent der US-Bevölkerung aus.

Live-Tod auf Facebook

Der Fall ist der zweite bekannt gewordene Todesfall, der live auf Facebook übertragen wurde, nachdem Mitte Juni ein Gang-Mitglied in Chicago live auf Facebook erschossen wurde. Insgesamt werden aufgrund der Kameras auf Smartphones auch immer mehr Vorfälle von Polizeigewalt aufgezeichnet oder eben - wie im aktuellen Fall - sogar live übertragen. "Viele Weiße sind schockiert von dem, was diese Videos zeigen; aber ich kenne sehr wenige Afro-Amerikaner, die überrascht sind", sagte der Jurist Paul D. Butler der New York Times, die eine Sammlung von Videos veröffentlicht hat, bei denen Schwarze Opfer von Polizeigewalt wurden. "Diese Videos sind 'smoking guns'", sagt er. "Zum Einen, weil sie so brutal sind und zum Anderen, weil die Menschen ihren eigenen Augen trauen" - und damit sehen, was sie vielleicht vorher nicht geglaubt hatten.

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