Shell-Bohrinsel auf Grund gelaufen

Die "Kulluk" hat mehr als eine halbe Million Liter Diesel geladen.

Vor der Küste Alaskas ist eine Bohrinsel des Ölkonzerns Shell auf Grund gelaufen. Die "Kulluk" habe sich bei stürmischer See von einem Schlepper losgerissen und sei auf der unbewohnten Insel Sitkalidak an der Südküste Alaskas gestrandet, berichteten US-Medien am Mittwoch. Alle 18 Arbeiter konnten in Sicherheit gebracht werden. Ersten Untersuchungen zufolge war die "Kulluk" nach dem Unglück in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) unversehrt. Es sei zunächst kein Öl ausgelaufen, sagte ein Sprecher der lokalen Umweltbehörde.

Die Bohrinsel war auf dem Weg zu Wartungsarbeiten in Seattle, als das Unglück passierte. An Bord der Plattform befanden sich rund 570.000 Liter Diesel, Öl und Treibstoff. Experten und Mitarbeiter der Küstenwache sollen nun zur "Kulluk" gebracht werden, um sie noch einmal genauer zu untersuchen und zu verhindern, dass ihre Ladung ins Meer läuft. Beides wurde aber am Mittwoch zunächst weiter von stürmischer See mit bis zu zehn Meter hohen Wellen erschwert.

In dem Archipel, wo die "Kulluk" strandete, leben den Berichten zufolge unter anderem Bären, zahlreiche Vogel-Arten und eine vom Aussterben bedrohte Seelöwen-Art. Umweltschützer protestierten Lokalmedien zufolge in Alaskas größter Stadt Anchorage. Sie warnten vor einer Umwelt-Katastrophe und forderten, die Öl-Förderung vor Alaska zu stoppen.

In der Schusslinie

Shell hatte mit seinen Plänen im vergangenen Jahr Umweltschützer und Bewohner der sensiblen Region gegen sich aufgebracht. Sie befürchten, dass der Konzern die Risiken einer Ölförderung im Golf von Alaska unterschätzt. Seit der Explosion der "Deepwater Horizon" des Shell-Rivalen BP und der anschließenden Ölkatastrophe im Golf von Mexiko haben die Ölmultis in den USA verstärkt mit Widerstand zu kämpfen.

Die Unglücksstelle der "Kulluk" liegt zudem nur wenige hundert Kilometer westlich vom Prinz-William-Sund, wo am 24. März 1989 das Schiff "Exxon Valdez" auf ein Riff gelaufen war und rund 40000 Tonnen Rohöl verloren hatte. Küstengewässer und Küste wurden verseucht. Hunderttausende Tiere verendeten. Das Unglück gilt als eine der schlimmsten Ölkatastrophen weltweit.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert die Errichtung eines UN-Schutzgebietes in der Arktis, in dem Ölbohrungen und industrielle Fischerei verboten sind. Der Unfall des Shell-Bohrschiffs "Kulluk" verdeutliche nur die Bedrohung des sensiblen Ökosystems. Das riesige Gefährt hatte sich in den vergangenen Tagen zweimal von einem Schleppschiff losgerissen und ist dann auf Grund gelaufen.

"Obwohl das Bohrschiff laut Shell für extreme Einsätze in der Arktis ausgestattet ist, hat ein Sturm ausgereicht, um es zum Kentern zu bringen. Dieser Zwischenfall zeigt deutlich, dass es die von Shell propagierte Sicherheit in Verbindung mit Ölbohrungen nicht gibt", kritisierte Greenpeace am Mittwoch.

Weltweit haben schon mehr als 2,3 Millionen Menschen die Greenpeace-Petition zum Schutz der Arktis unterschrieben.

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