Der ganz große Durchbruch

Gruppenfoto mit dem Giganten
Am Mittwoch wird der Gotthard-Basistunnel eröffnet – der längste Eisenbahntunnel der Welt.

Vor 17 Jahren startete der Bau mit der ersten Sprengung. Mit großem Getöse – einem festlichen Paukenschlag im Rahmen eines Staatsaktes – feiert das Projekt der Superlative am Mittwoch, den 1. Juni, dann auch seine Eröffnung: Der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel, längster Bahntunnel der Welt, wichtigstes Bindeglied der Verkehrsachse zwischen Nordsee und Mittelmeer.

In der Schweiz kennt die Begeisterung über das Jahrhundertbauwerk, das sieben Kilometer länger ist als der Eurotunnel unter dem Ärmelkanal, keine Grenzen. Die Bürger jubeln angesichts der technischen Großtat; nach der Eröffnung wird es tagelang Volksfeste geben, um das Meisterwerk der Ingenieurskunst gebührend zu zelebrieren.

Der ganz große Durchbruch

Die Bürger sind ebenso stolz auf "ihren" Tunnel wie die am Bau beteiligten Konstrukteure und Arbeiter: Das größte Investitionsprojekt in der Geschichte der Schweiz wurde trotz der gigantischen Dimensionen präzise und ohne große Kostenüberschreitungen umgesetzt. Umgerechnet elf Milliarden Euro waren allein für das Kernstück veranschlagt. Wegen der enormen Kosten gab es 1998 ein Referendum, bevor die riesigen Tunnelbohrmaschinen dem Berg zu Leibe rückten. Die Schweizer sagten "Ja" zum Gotthard-Basistunnel.

Bürger vor Politikern

So ist es keine Überraschung, dass nun Hunderte "Normalbürger" im ersten Zug sitzen, der am 1. Juni durch den neuen Tunnel fährt. Die Freitickets wurden unter Zehntausenden Interessenten verlost. Erst im zweiten Zug werden dann Politiker und Staatsgäste folgen.

Bis zur Aufnahme des regulären Betriebs wird es aber noch dauern: Erst nach 3000 weiteren Testfahrten soll die Strecke kurz vor Weihnachten endgültig freigegeben werden. Dann wird der 1882 in Betrieb genommene Gotthardtunnel zwischen Göschenen und Airolo in die Ruhestandsreserve geschickt.

Was den neuen vom alten Tunnel unterscheidet, ist nicht nur das Ausmaß, sondern auch die gerade Streckenführung: Der Basistunnel verläuft mit nur geringen Steigungen sowie ohne enge Kurven. Statt etwa 1100 Meter Gebirgsmasse wie beim alten türmt sich über dem neuen Tunnel bis zum Gipfel des Gotthards eine Felsabdeckung von 2300 Metern auf. Dank der bautechnischen Meisterleistung, an der 2400 Arbeitskräfte beteiligt waren, besteht nun eine weitgehend ebene Gleisbettverbindung zwischen Nordsee und Mittelmeer.

Personenzüge können den Tunnel mit bis zu 250 km/h passieren. Die Verbindung zwischen Zürich und Lugano soll sich um 45 Minuten auf rund zwei Stunden verkürzen. Zahlen, die Begeisterung wecken in einem Land, dessen Einwohner mit rund 2300 Schienenkilometern pro Person und Jahr als Bahnreise-Weltmeister gelten.

Öko-Bahn

Doch noch wichtiger als die Reise-Bequemlichkeit für sind für Volkswirtschaft und Umwelt die Effekte im Transport: Pro Tag können künftig 260 Güterzüge das Gotthardmassiv durchqueren. Bisher sind es maximal 180. Damit soll ein Teil der Gütertransporte zwischen Nord- und Südeuropa von der Straße auf die Schiene verlagert werden. So soll der große Durchbruch durch den Berg auch ökologisch und ökonomisch zur Erfolgsgeschichte werden.

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