BBC-Moderator Savile: Missbrauch in 214 Fällen

Der Missbrauchsskandal um Jimmy Savile erschütterte die BBC bis ins Mark. Der Sender hatte die Missbrauchsfälle lange verschwiegen.
Ein Untersuchungsbericht der Polizei offenbart das erschreckende Ausmaß des Missbrauchsskandal um BBC-Moderater Jimmy Savile.

Im Missbrauchsskandal um den einstigen BBC-Kultmoderator Jimmy Savile hat ein Untersuchungsbericht der Polizei das erschreckende Ausmaß seiner Verbrechen enthüllt. Demnach hat der 2011 gestorbene Savile, der als Moderator der BBC-Sendung "Top ot the Pops" auch international bekannt wurde, mindestens 214 Straftaten begangen. Am Freitag veröffentlichte die Londoner Polizei eine Untersuchung über den wohl größten Missbrauchsskandal, von dem Großbritannien je erschüttert wurde.

Der Bericht zeige "ein beeindruckendes Bild" und unterstreiche "die Konsequenzen, wenn Anfälligkeit und Macht aufeinanderprallen", sagte Commander Peter Spindler, Chef der Sonderkommission bei Scotland Yard. Die Untersuchung trägt den Titel "Opfern eine Stimme geben". Demnach hat der einstige TV-Star zwischen 1955 und 2009 mindestens 214 Straftaten begangen - darunter mehr als 30 Vergewaltigungen.

Jüngstes Opfer war acht

Tatorte waren zum Teil das Gelände der BBC, aber auch Krankenhäuser und sogar Heime für psychisch Kranke und Hospize. Ein Fall hat sich dem Report zufolge in einer Anstalt für psychisch kranke Straftäter abgespielt. Die jüngsten Opfer sind nach Angaben der Polizei acht Jahre alt gewesen. Nun wird geprüft, ob Savile Mitglied in einem Pädophilenring war.

Insgesamt hatten sich 450 Menschen bei der Polizei gemeldet, die Savile missbraucht haben soll. Nicht alle wurden von der Polizei vernommen. In fast drei Viertel der Fälle waren die Opfer zum Tatzeitpunkt noch Jugendliche. In den meisten Fällen habe Savile eine Situation ausgenutzt, erklärte die Polizei. In einigen Fällen habe es aber auch "Planungen" gegeben. "Saviles Profil als Täter ist riesig, opportunistisch und ausbeuterisch", heißt es in dem Bericht. Er habe sich seine Prominenz für seine Taten zunutze gemacht.

Der Moderator ist 2011 gestorben und kann nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Die Polizei untersucht Vorwürfe von 150 weiteren potenziellen Opfern auch gegen andere Tatverdächtige - teils aus dem Umfeld Saviles. Mindestens acht Männer waren in den vergangenen Wochen unter dem Vorwurf sexueller Straftaten vorläufig festgenommen, dann aber gegen Kaution wieder freigelassen worden. Darunter der ehemalige Pop-Star Gary Glitter, der Comedien Freddie Starr und der Publizist Max Clifford.

Skandal erschütterte BBC

Die Affäre war von der BBC lange Zeit verschwiegen und erst am 4. Oktober vergangenen Jahres vom Konkurrenzsender ITV in einer Dokumentation ans Licht gebracht worden. Als dies bekannt wurde, musste der damalige BBC-Generaldirektor George Entwistle gehen. Die Affäre erschütterte die BBC bis ins Mark. Die Sendeanstalt bangt um ihren bis jetzt ausgezeichneten Ruf. Es soll untersucht werden, wie eine der bekannteste Fernsehfiguren des Landes so lange unerkannt - oder gar von Kollegen gedeckt - sein Unwesen treiben konnte. "Er hat ein Doppelleben geführt", sagte Ermittler Spindler.

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