Papst an der Isonzofront: Appell für den Frieden

"Der Krieg ist ein Wahnsinn": Franziskus gedachte der Opfer und verurteilte Kriegshetzer.

Ein Meer aus Regenschirmen, Plastikumhängen und gelben Papstfahnen: Scharen von Pilgern ließen sich trotz unfreundlichen Wetters nicht von der Teilnahme an der Gedenkfeier für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg abhalten: Papst Franziskus zelebrierte am Samstag an der Gedenkstätte in Redipuglia, das 30 Kilometer von Triest entfernt liegt, einen Gottesdienst. Zuvor besuchte das katholische Kirchenoberhaupt den nahe gelegenen österreichisch-ungarischen Soldatenfriedhof.

"Der Krieg ist ein Wahnsinn", rief der Papst vor rund 40.000 Gläubigen am Monument "Sacrario di Redipuglia". Mit einer Anklage gegen Waffenhändler und Kriegshetzer hat Franziskus der Toten aller Kriege gedacht. Der Pontifex erinnerte während seiner Predigt eindringlich an die zerstörerische Kraft von bewaffneten Auseinandersetzungen: Wie 1914 entstünden auch heute Kriege durch geopolitische Pläne, Geldgier, Machthunger und die Interessen der Waffenindustrie, bedauerte Franziskus. Der Papst zitierte dabei den biblischen Satz von Kain, der im Mittelpunkt der Predigt stand: "Terrorplaner, wie auch Waffenhändler haben in ihr Herz geschrieben: ,Was geht mich das an ?’" Diese Frage sei das höhnische Motto des Krieges, das die Fortdauer eines dritten großen Krieges mit Massakern und Zerstörungen erlaube.

Am Gedenk-Gottesdienst anlässlich des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren nahmen auch zahlreiche Geistliche aus Österreich teil, darunter Kardinal Christoph Schönborn, der Kärntner Bischof Alois Schwarz, die Bischofsvikare Werner Freistätter und Harald Tripp als Vertreter des österreichischen Militärordinariats. Weiters waren der Erzbischof von Zagreb Josip Bozanic sowie zahlreiche Bischöfe und hohe Militärgeistliche aus Italien, Slowenien, Ungarn und Kroatien vertreten. Bei der Messe in Andenken an die Opfer aller Kriege überreichte Papst Franziskus den Bischöfen Öllampen aus Assisi. Die Bischöfe werden die Lampen bei den Gedenkfeiern auch in ihren österreichischen Heimatdiözesen entzünden.

Am Schluss der Gedenkmesse erhielt der Papst ein besonderes Geschenk – das Soldaten-Matrikelblatt seines Großvaters Giovanni Bergoglio. Dieser hatte dem Infanterieregiment "Bersaglieri" angehört und im Ersten Weltkrieg an zwei Schlachten am Isonzo-Fluss teilgenommen.

Soldatenfriedhof

Erste Station bei seinem dreistündigen Kurzbesuch in Friaul war der österreichisch-ungarische Soldatenfriedhof von Fogliano Redipuglia. Dort liegen rund 14.500 österreichisch-ungarische Soldaten begraben. Sie waren zwischen Mai 1915 und Oktober 1917 bei den Isonzo-Schlachten gefallen. Nur 2.500 Gefallene wurden identifiziert, alle anderen namenlosen Gefallenen liegen in einem der drei Massengräber.

Bereits Samstagmittag trat Franziskus den Rückflug nach Rom an. Am Sonntag wartet bereits ein weiteres, dichtes Programm: Der Papst wird erstmals seit Amtsantritt eine Hochzeitszeremonie im Vatikan leiten.

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