Österreichs Bischöfe sehen "Aufbruchsstimmung"

Darauf ging auch Papst Franziskus in seiner Botschaft an Wirtschaftslenker und Politiker ein. Sie hätten sich für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands einzusetzen. "Es ist nicht hinnehmbar, dass Tausende von Menschen weiterhin jeden Tag an Hunger sterben, obwohl erhebliche Mengen an Nahrung verfügbar sind und oft einfach verschwendet werden", mahnte er.
Höhepunkt des fünftägigen Besuchs ist die Audienz beim Papst am Donnerstag.

Frischer Wind“, „Aufbruchsstimmung“, „lockere, offenere Atmosphäre“, „große Redefreiheit“ – mit diesen Worten beschreiben österreichische Bischöfe die Stimmung beim Ad-limina-Besuch in Rom. Höhepunkt der fünftägigen Visite ist heute, Donnerstag, die Papst-Audienz mit allen Mitgliedern der Bischofskonferenz. „ Franziskus ist immer für eine Überraschung gut“, sagte der neue Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Er will bei Papst Franziskus Rat für seine Amtszeit einholen: „Er hat als früherer Erzbischof von Buenos Aires viel Erfahrung.“

Aktuell ziert Jorge Mario Bergoglio, als erstes katholisches Kirchenoberhaupt, übrigens das Titelblatt des US-Magazins Rolling Stone in Rock-Star-Pose mit einem Bob-Dylan-Zitat (The times they are a-changin’ – die Zeiten ändern sich).

Bei dem päpstlichen Empfang werden auch die Fragebögen der Glaubensumfrage offiziell übergeben. Familie ist ein Herzensthema des argentinischen Pontifex’, wie auch zwei bevorstehende Bischofssynoden dazu beweisen. „Wir können nicht von Menschen sprechen, ohne über Familien zu sprechen“, zitiert Kardinal Christoph Schönborn Franziskus, den er schon am Montag traf. Dem Papst sei es sehr wichtig „auf die weltweite Situation der Familien mit Wertschätzung und Anteilnahme“ zu schauen. Er habe ein sehr klares Bild von der Realität: „Wenn ich erzähle, dass in Wien die Scheidungsrate bei 60 Prozent liegt, antwortet Franziskus, in Argentinien erreiche sie 70 Prozent.“

Ablehnung, Verständnis

Reformbewegungen wie die Pfarrerinitiative mit ihrem Aufruf zum Ungehorsam oder „Wir sind Kirche“ habe Franziskus, laut Schönborn, von sich aus angesprochen. Er sehe die Lage ähnlich wie sein Vorgänger Benedikt XVI. – mit einer Mischung aus Ablehnung und Verständnis für die Sorgen der Initiatoren. Die Pfarrer-Initiative fordert unter anderem die Abschaffung des Zwangszölibats sowie einen gelockerten Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. „Seid euren Priestern nahe“, soll Franziskus den Bischöfen geraten haben.Die viel gepriesene Öffnung in der Kurie, der vatikanischen Verwaltung, habe bereits Joseph Ratzinger mit seinem Rücktritt, einem „Schritt der Demut und schlichten Menschlichkeit“, eingeleitet. „Ohne diesen Schritt wäre diese neue Offenheit im Miteinander nicht denkbar gewesen“, klingt bei Schönborn eine leichte Benedikt-Nostalgie durch.

Franziskus habe in kurzer Zeit durch seine herzliche Art mehr verändert, als durch konkrete Taten. Zu seiner neuen Rolle im Kardinalsgremium zur Aufsicht in der Vatikanbank (IOR) wollte sich Schönborn vorerst weder thematisch noch terminlich festlegen. „Es bedarf dringend der Absicherung missbräuchlicher Geldflüsse, und ich bin sicher, dass IOR auf einem guten Weg ist. Ich bin aber auch sicher, dass das in zwei Jahren kein Thema mehr ist“, erklärte Schönborn vor Journalisten im deutschsprachigen Institut Santa Maria dell´Anima. Dort trafen Bischöfe, Priester und Gäste nach der Abendmesse bei Wein und Buffet im prunkvollen Bibliothekssaal zusammen.

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