Mit der Sonne um die Erde

Der Sonnenflieger hat die historische Weltumrundung trotz aller Schwierigkeiten gemeistert.

Sanfte Landung: Fast in Zeitlupe und begleitet von einer Marschkapelle setzte der Sonnenflieger "Solar Impulse 2" auf der Piste in Abu Dhabi auf, wo er vor mehr als einem Jahr gestartet war. Die Piloten Bertrand Piccard und Andre Borschberg, die abwechselnd am Steuer gesessen waren, brachen nach der Landung in Jubel aus: "Ich habe 15 Jahre auf diesen Moment gewartet", sagte Piccard, als er aus dem Cockpit stieg.

Kein Kerosin

Die beiden Schweizer haben allen Grund zur Freude, denn "Solar Impulse 2" ist das erste Flugzeug, das ohne einen Tropfen Kerosin um die Welt flog. Das Projekt, mit dem die Abenteurer für die Nutzung erneuerbarer Energien werben wollen, stand auch einmal auf der Kippe: Der Solarflieger war im März in Abu Dhabi aufgebrochen und über mehrere Etappen (siehe Grafik) Richtung Hawaii geflogen. Dort mussten die Piloten wegen eines Batteriedefekts eine neunmonatige Pause einlegen. Nach der Reparatur konnte der Flieger, der mit einer Reisegeschwindigkeit von durchschnittlich 78 km/h unterwegs war, seine Reise fortsetzen.

Die größten Herausforderungen – und größten Rekorde – waren die Überquerungen der Ozeane bei unvorhersehbaren Windverhältnissen. Borschberg und Piccard teilten sich die schwierigen Etappen ebenso wie die "Bonusmeilen" – so durfte jeder weltbekannte Bauten überfliegen. Piccard drehte eine Ehrenrunde über der Golden-Gate-Brücke, Borschberg über der Freiheitsstatue.

Die Piloten wollen nun ein Buch schreiben, einen internationalen Rat für saubere Technologien gründen und Solardrohnen bauen. Die Drohnen könnten der Kommunikation dienen sowie für die Überwachung der Landwirtschaft oder des Wetters eingesetzt werden. Die Fluggeräte in der Stratosphäre sollen bis zu sechs Monate in der Luft bleiben. Sie könnten einmal Satelliten ablösen.

Utopie

Passagierflüge mit Sonnenkraft bleiben aber freilich eine Utopie. Dass Flugzeuge von Elektromotoren angetrieben werden, halten Wissenschaftler zwar für realistisch; aus Solarzellen könne die erforderliche Energie aber einfach nicht gewonnen werden. Schon um mit nur einer Person zu fliegen, brauchte "Solar Impulse 2" mehr als 200 Quadratmeter Fläche für Solarzellen auf den Flügeln. Die Lösung auf dem Weg zum emissionsarmen Fliegen könnten laut Forschern Hybride aus Gasturbinen oder Wasserstoffbrennzellen und Hochleistungsbatterien sein.

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