Mussolini gegen Mussolini

Alessandra Mussolini unterstützt die Berlusconi-Partei Forza Italia
Zwei Enkelinnen des Diktators kämpfen bei der Bürgermeisterwahl in Rom in unterschiedlichen Lagern.

Vom "Kampf der Schwestern" ist in italienischen Medien die Rede. Beim Wahlduell für die Bürgermeisterwahl in Rom am 5. Juni kämpft die EU-Abgeordnete und "Duce"-Enkelin Alessandra Mussolini in den Wahllisten gegen ihre Halbschwester Rachele. Beide fischen im rechten Lager um Stimmen.

Die 53-jährige Alessandra Mussolini unterstützt den Kandidaten der Berlusconi-Partei Forza Italia, Alfio Marchini. Rückendeckung erhält Marchini auch von dem bekennenden Faschisten und Ex-Minister Francesco Storace. Die jüngere Schwester Rachele macht sich für die rechte Kandidatin Giorgia Meloni, eine frühere Sportministerin von der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia, stark.

Die Halbschwestern haben denselben Vater, den 2006 verstorbenen Jazzpianisten Romano Mussolini. Rachele trägt den Vornamen ihrer Großmutter, Benito Mussolinis Ehefrau. Die auf dem Politparkett bekanntere Alessandra ist die Tochter von Romano Mussolinis erster Ehefrau Maria Scicolone, der Schwester von Filmstar Sophia Loren. "Meine Schwester und ich führen sehr verschiedene Leben, sie ist eine erfahrene Politikerin, für mich ist die Politik ein neues Feld. Wir haben privat nicht viel Kontakt. Aber wir sind Schwestern und eine Blutsverwandtschaft bleibt immer bestehen", erklärt Uni-Absolventin Rachele in einem Interview mit dem Corriere della Sera.

Den Nachnamen Mussolini tragen beide mit Stolz und nicht – wie man glauben könnte – als Bürde. "Ich habe nie von meinem Nachnamen profitiert, im Gegenteil, ich musste immer alle meine Einkäufe selbst bezahlen. Mussolini zu heißen ist überall schwierig, in Rom, in Italien, in der Welt. Es ist ein gewichtiger Nachname, den ich aber mit Stolz trage", so Rachele Mussolini.

"Reale Probleme"

Was denkt sie über ihren Großvater, den "Duce"? "Der Faschismus gehört der Geschichte überlassen. Ich verstehe die Neugier der Medien, aber ich möchte, dass wir uns auf reale Probleme konzentrieren", betont Rachele. Stolz ist die 43-Jährige auf ihren Vater Romano, einen bekannten Jazzpianisten: "Er konnte seine Träume verwirklichen. Etwas, das meiner Generation verwehrt wurde. Ich habe den Schock einer Kündigung erlebt."

Im Wahlkampf liegt ihr vor allem die Sauberkeit Roms am Herzen: "Die Hauptstadt leidet unter Schmutz, Müllproblemen und Vernachlässigung." Schuld daran sei die schlechte Verwaltung. "Niemand kann Wunder bewirken, aber Marino (der letzte Bürgermeister, Anm.) hat der Stadt den Gnadenstoß versetzt."

Acht Jahren regierte Postfaschist Gianni Alemanno die Stadt. Dann gewann 2013 der Linksdemokrat Ignazio Marino die Wahl. Er musste nach einem – für italienische Verhältnisse kleinen – Korruptionsskandal im Oktober den Hut nehmen.

Bankrott droht

Die Stadt Rom steht kurz vor dem Bankrott, der Schuldenberg hat eine Höhe von 25 Milliarden Euro. Seit November hat Sonderverwalter Francesco Paolo Tronca das Ruder übernommen.

Die Chancen der Kandidaten, die von den Mussolini-Schwestern im Wahlkampf unterstützt werden, sind allerdings gering. Laut Umfragen gilt Rechtsanwältin Virginia Raggi, die für die populistische Fünf-Sterne-Bewegung von Komiker Beppe Grillo ins Rennen geht, als Favoritin.

Kommentare