Warum ein Mann gegen seine zweite Hinrichtung kämpft

Romell Broom überlebte 2009 den Versuch seiner ersten Hinrichtung, nun zieht er vor das Verfassungsgericht um seine zweite zu verhindern.

15. September 2009. Der zum Tode verurteilte Romell Broom wird auf das Hinrichtungsbrett geschnallt, Arme und Beine fixiert. Ein Arzt, mehrere Krankenpfleger und Techniker suchen mit Infusionsnadeln eine brauchbare Vene. In seinen Armen, Beinen, Ellenbogen, Hand- und Fußgelenken – in teilweise „bereits geschwollene und verletzte Gebiete“, zitiert sueddeutsche.de aus den Gerichtsunterlagen. Insgesamt 18 Versuche gibt es innerhalb von zwei Stunden. Dann gibt das Team auf und Romell Broom wird nach 60 Jahren zum ersten Menschen, der den Versuch seiner Hinrichtung überlebt.

Anschließend setzte der damalige Gouverneur von Ohio den Vollzug von Brooms Todesstrafe aus, die Staatsanwaltschaft klagte dagegen. Jahre später, im März diesen Jahres, gab das Höchste Gericht des Bundesstaates dem Staat Recht. „Ein zweiter Hinrichtungsversuch ist weder grausam noch eine unübliche Bestrafung“, heißt es im Urteil. Brooms Anwälte argumentierten dagegen und spielten die „Double Joypardy“-Karte aus. Darin geht es um das gesetzlich vorgeschriebene Verbot einer Doppelbestrafung für ein und dieselbe Tat. Sie sind der Meinung, bereits der Versuch der Hinrichtung sei die Bestrafung. Das Gericht sieht das anders, denn es sei kein Gift injiziert worden, deshalb sei sein Leben nie in Gefahr gewesen.

Vergewaltigung & Mord

Nun muss das amerikanische Verfassungsgericht entscheiden, hat aber keine – wie im amerikanischen Rechtssystem üblich – Präzedenzfälle zum Vergleich. Immerhin ist Broom der erste, der quasi eine Hinrichtung durch die Giftspritze überlebte.

Zum Tode verurteilt wurde der heute 60-jährige bereits 1984. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Broom ein 14-jähriges Mädchen vergewaltigte und umbrachte. Broom selbst beharrt bis heute auf seine Unschuld.

Staatliche Tötung

Broom ist bei weitem nicht der einzige, der in einer amerikanischen Todeszelle sitzt. In Summe warten fast 3000 Menschen auf die staatliche Tötung – die Wartezeit beträgt im Schnitt 16 Jahre. Seit Jahren steht besonders die Hinrichtung durch die Giftspritze in der Kritik. 2011 verhängte die EU ein Exportverbot für den tödlichen Giftcocktail, bis heute haben die Amerikaner Probleme dafür Alternativen zu finden. Besonders, da auch manche amerikanische Pharmakonzerne sich weigern, Produkte für Hinrichtungen bereitzustellen. Dennoch werden Menschen mit der Giftspritze hingerichtet, woher das Gift dafür kommt, halten mittlerweile fast alle Bundesstaaten geheim.

Mehrere Versuche

In der Geschichte der Hinrichtungen in den USA ist Broom allerdings nicht der erste, der seine Exekution überlebte. Besonders nach Einführung des elektrischen Stuhls 1889 kam es zu einer Reihe Vorfälle, bei denen Todgeweihte alles andere als schmerzfrei starben und teilweise auch überlebten. Der letzte Fall vor Broom fand 1946 statt, als der 17-jährige Willie Francis zweimal vor den Henker und schließlich vor seinen Schöpfer trat.

31 Bundesstaaten

In den USA erlauben im Moment 31 Bundesstaaten die Hinrichtung, in etwa die Hälfte führt sie noch durch.

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