Trauerfeier für getöteten IS-Kämpfer sorgt für Wirbel

Trauerfeier für getöteten IS-Kämpfer sorgt für Wirbel
Dem 17-Jährigen, der sich dem IS angeschlossen hatte, soll in der evangelischen Kirche in Hamburg gedacht werden.

Mit einer christlich-muslimischen Trauerfeier soll an diesem Freitag in einer evangelischen Kirche in Hamburg eines 17-Jährigen gedacht werden, der sich der Terrormiliz IS angeschlossen hat und im Kampfgebiet ums Leben gekommen ist. Dieses Vorhaben des Pastors Sieghard Wilm sorgte bereits im Vorfeld für heftige Diskussionen im Netz.

"Ich bin schon öfter kritisch angegangen worden, wie ein Pastor eine Trauerfeier für einen Terroristen machen könne", sagte Wilm der Deutschen Presse-Agentur. Er habe aber auch Zuspruch erhalten.

Der in Kamerun geborene Florent, in der salafistischen Szene "Bilal" genannt, kam als Kleinkind nach Deutschland. Er stammte nach Angaben des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz aus einer christlichen Familie, konvertierte aber mit 14 Jahren zum Islam und radikalisierte sich.

Vom IS hingerichtet?

Im Frühjahr 2015 reiste er nach Syrien, wo er im vergangenen Juli unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Bis heute wurde seine Leiche nicht gefunden. Nach Angaben des Verfassungsschutzes mutmaßt ein Teil der salafistischen Szene, dass der IS selbst "Bilal" umbrachte.

Demnach hatte Florent kurz vor seinem Tod noch seine Glaubensbrüder davor gewarnt, für den IS in den Krieg zu ziehen. "Die schicken die Brüder einfach in den Tod", sagte der 17-Jährige in einer Audiobotschaft.

Florent war im Stadtteil St. Pauli sehr bekannt, in der Kirche werden deshalb am Freitag viele junge Menschen erwartet. „Die wollen trauern, die sitzen auf ihrer Trauer fest seit fast einem Jahr“, sagt Wilm. Auch Florents Mutter werde zu der Gemeinde sprechen. „Das halte ich für sehr mutig und einen wichtigen Schritt in ihrer eigenen Trauerarbeit.“ In seiner Rede will der Theologe an den Jungen erinnern. „Ich möchte natürlich den Menschen Florent, den ich kennengelernt habe, vor Augen führen“, erklärt er. „Ich möchte sprechen über das Verführtwerden, darüber, dass man im Leben Fehler machen kann und trotzdem Mensch bleibt.“

Hier hören Sie die Audiobotschaft von Florent

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