Patient schoss auf Arzt im Berliner Benjamin-Franklin-Krankenhaus

Uni-Klinik in Berlin-Steglitz
Mediziner nach Schüssen gestorben. Todesschütze war 72-jähriger Patient. Opfer und Täter waren Deutsche.

In einem Berliner Krankenhaus hat am Dienstag ein 72 Jahre alter Patient seinen Arzt erschossen und dann sich selbst getötet. Der 55-jährige Kieferorthopäde wurde von mehreren Schüssen getroffen und konnte trotz einer Notoperation nicht gerettet werden.

Der Patient, ein Berliner, war Klinikangaben zufolge schon lange bei dem Arzt im Charite Campus Benjamin Franklin im Bezirk Steglitz-Zehlendorf in Behandlung. Wie der Ärztliche Direktor, Ulrich Frei, in einer Pressekonferenz mitteilte, hatte der Mann am Montag vergeblich versucht, den Arzt in der Ambulanz zu treffen. Am Dienstag sei er erneut gekommen und habe sofort mehrmals auf den Mediziner geschossen.

Motiv unklar

Zum möglichen Motiv der Tat wollte sich die Klinikleitung mit Hinweis auf die ärztliche Schweigepflicht nicht genauer äußern. "Es war wohl weniger Rache als Verzweiflung", sagte Frei und verwies darauf, dass der getötete Kollege ein ausgewiesener Spezialist für Tumore im Mund-Rachen-Bereich gewesen sei.

Patient schoss auf Arzt im Berliner Benjamin-Franklin-Krankenhaus
A police car is seen following a shooting on July 26, 2016 at a hospital in south-western Berlin. A patient shot a doctor before committing suicide at a Berlin hospital on Tuesday, police said, adding there was no sign the incident was a terrorist attack. / AFP PHOTO / TOBIAS SCHWARZ

"Er war ein sehr geschätzter Kollege, der auch in der Charite studiert hatte", sagte der Vorstandsvorsitzende der renommierten Universitätsklinik, Karl Max Einhäupl. Der Arzt hinterlässt eine Frau und zwei minderjährige Kinder.

Den Angaben zufolge war der Patient gegen Mittag in die Ambulanz der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie gekommen. In einem Raum, in dem sich anfangs noch eine weitere Ärztin befand, habe er unvermittelt mehrere Schüsse auf den Kieferorthopäden abgegeben, hieß es. Dieser habe sich noch in das Nebenzimmer schleppen können, dort sei er zusammengebrochen. Der Patient erschoss sich noch im Behandlungsraum.

Nach dem internen Alarm gegen 13.00 Uhr traf die Polizei laut Klinikleitung rasch mit einem Großaufgebot an Beamten sowie einem Spezialeinsatzkommando (SEK) ein. Ein Teil des Hauses wurde geräumt. Gegen 14.15 gaben die Beamten per Twitter Entwarnung. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gab es nicht.

Zum Krankenhaus

Das Krankenhaus im Südwesten der Hauptstadt ist einer von vier Standorten der Charite, der größten Universitätsklinik Europas. Es wurde in den 60er-Jahren errichtet und hat knapp 900 Betten.

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