Zwei Festnahmen nach Explosionen in Thailand

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Bei einer Serie von Bombenexplosionen sind in Thailand mindestens vier Menschen getötet worden. Unter den Verletzten ist eine Österreicherin. Polizei hatte Hinweise auf bevorstehende Anschläge.

Nach der Serie von Bombenexplosionen am Donnerstag und Freitag hat die thailändische Polizei laut Medienberichten zwei Männer festgenommen. Das berichtete die Bangkok Post am Freitag. Bei den Anschlägen im Süden Thailands waren vier Personen getötet und 35 verletzt worden. Auch eine Österreicherin wurde leicht verletzt.

Nähere Details zu den beiden Festgenommenen waren vorerst nicht bekannt. Die Sicherheitsbehörden betonten weiterhin, bei den Anschlägen habe es sich um "lokale Sabotage" gehandelt und nicht um Terrorismus.

Acht Bomben

Die Behörden sprachen am Freitag von acht Bomben, die binnen weniger Stunden an verschiedenen Orten des Königreichs explodiert seien. Vier davon detonierten demnach in dem Touristenort Hua Hin, zwei weitere auf der Urlaubsinsel Phuket. Die Armee geht von einer koordinierten Angriffsserie aus. Im Touristenort Hua Hin waren zunächst am Donnerstagabend in einem Ausgehviertel zwei Bomben explodiert. Dabei war nach Polizeiangaben eine Thailänderin getötet worden. 22 Menschen wurden verletzt, wie eine Sprecherin sagte.

Zwei Festnahmen nach Explosionen in Thailand
A Thai police stands guard where a small bomb exploded in Hua Hin on August 12, 2016. Twin blasts in a seaside resort town in Thailand killed one and injured 19 others, including foreigners, the latest explosions in the region's top tourist destination. / AFP PHOTO / APF / MUNIR UZ ZAMAN

Österreichische Botschaft mit Frau in Kontakt

Unter den ausländischen Staatsbürgern befindet sich eine Österreicherin. Die Frau erlitt Schnittwunden und wurde zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht, das sie mittlerweile wieder verlassen konnte, wie ein Sprecher des Außenministeriums mitteilte. Die österreichische Botschaft in Thailand stehe mit der Frau in Kontakt, erklärte Schnöll Freitagfrüh. Ihre Heimreise habe sie für Anfang September geplant. Ob von den weiteren Explosionen, die sich am Freitag unter anderem auf der Urlauberinsel Phuket und erneut in Huan Hin ereigneten, ebenfalls österreichische Staatsbürger betroffen waren, war vorerst noch unklar. Das Außenministerium stehe diesbezüglich in ständigem Kontakt mit den lokalen Behörden.

Zwei Festnahmen nach Explosionen in Thailand
Thai police mark an evidence which is part a bomb after a small bomb exploded in Hua Hin on August 12, 2016. A string of bomb attacks targeting Thailand's crucial tourism industry have killed four people, officials said on August 12, sending authorities scrambling to identify a motive and find the perpetrators. / AFP PHOTO / APF / MUNIR UZ ZAMAN

Bomben auf Urlaubsinseln

Freitagfrüh gingen dann in Hua Hin -rund 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Bangkok - zwei weitere Sprengsätze nahe des Uhrenturms in die Luft, wobei nach Behördenangaben ein weiterer Mensch getötet wurde. Auch von der Urlauberinsel Phuket wurden in der Früh zwei Bombenexplosionen gemeldet. Nach Aussagen der Polizei ist dabei eine Person verletzt worden. Mehrere hundert Kilometer von Hua Hin entfernt explodierte im Süden von Thailand eine weitere Bombe. Die Explosion habe eine städtische Angestellte getötet, teilte der Gouverneur der Provinz Surat Thani, Wongsiri Promchana, mit. Der Sprengsatz sei in einem Blumenbeet vor dem Revier der Küstenpolizei in die Luft gegangen. Er vermute einen Zusammenhang mit den Explosionen im weiter nördlich gelegenen Touristenort Hua Hin, sagte der Gouverneur. Bei der Detonation auf Phuket, zu der es in der Nähe des ebenfalls bei Urlaubern beliebten Badestrands Patong kam, wurde nach Polizeiangaben ein Taxifahrer verletzt. Zuvor war bereits am Donnerstag in der südthailändischen Provinz Trang eine Bombe explodiert, wobei ein Mensch getötet worden war.

Motiv noch unklar

"Die Bombenattentate tragen dieselbe Handschrift", sagte Armeegeneral Danai Kritmethavee vor Journalisten. "Wir gehen zurzeit davon aus, dass es sich um eine koordinierte Attacke handelt." Es sei aber noch zu früh, um sich zu möglichen Motiven zu äußern. Es gibt in Thailand immer wieder kleinere Bombenanschläge, doch richten sie sich meist nicht gegen Touristen. In Hua Hin liegt ein Palast, der über Jahre von Thailands König Bhumibol Adulyadej benutzt wurde. Die Anschläge erfolgten einen Tag vor einem Feiertag zu Ehren des Geburtstags von Königin Sirikit und wenige Tage nach einem umstrittenen Referendum über eine von der regierenden Militärjunta ausgearbeitete Verfassung.

Ein hoher Polizeibeamter brachte die Explosionen mit dem Referendum in Verbindung. „Die betroffenen Provinzen haben für die Verfassung gestimmt“, sagte Polizeichef Chakthip Chaijinda in Bangkok. „Meiner Meinung nach besteht eine Verbindung mit den politischen Entwicklungen.“

Unruhe

„Diese Angriffe sollen Unruhe im Land erzeugen“, sagte der stellvertretende Regierungschef Prawit Wongsuwan. Die Menschen sollten darüber nachdenken, wer das Land auf diese Art verletzen wolle, sagte ein Regierungssprecher - ein möglicher Hinweis auf politische Gegner, vor allem Unterstützer des 2006 gestürzten Premiers Thaksin Shinawatra und seiner politischen Bewegung, die auch zum Zeitpunkt der jüngsten Machtübernahme der Militärs 2014 im Amt war. Der Süden Thailands ist allerdings traditionell eher gegen Thaksin eingestellt.

Hinweise auf bevorstehende Anschläge

Die thailändischen Behörden haben nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen geheimdienstliche Hinweise auf bevorstehende Anschläge in Südthailand erhalten. Allerdings seien sie nicht über den genauen Zeitpunkt und die Orte informiert gewesen, erklärte der thailändische Polizeichef am Freitag.

Zwischen 7. und 12. August seien selbst gebastelte Sprengkörper und Feuerbomben in sieben Provinzen gezündet worden, sagte Polizeichef Jaktip Chaijinda laut Nachrichtenagentur Reuters bei einer Pressekonferenz in Bangkok. Bei den Anschlägen Donnerstagabend und Freitagfrüh starben vier Menschen. 32 weitere wurden verletzt, darunter mehrere ausländische Touristen. Auch eine Österreicherin, die sich in Hua Hin aufhielt, wurde leicht verletzt.

Es war nicht klar, wer hinter den Anschlägen steckt. Die thailändische Polizei versicherte, die Attentate stünden nicht in Zusammenhang mit dem internationalen Terrorismus oder der islamistischen Aufstandsbewegung im Süden den Landes. Die Behörden gehen offiziell vielmehr davon aus, dass die Bomben von Gegnern der herrschenden Militärjunta gelegt wurden, die am vergangenen Wochenende eine umstrittene Verfassungsreform durch eine Volksabstimmung absegnen ließ. Die neue Verfassung räumt dem Militär großen Einfluss auch in den kommenden Jahren ein.
Zwei Festnahmen nach Explosionen in Thailand
Investigation officials collect evidence from the crime scene after a small bomb exploded in Hua Hin on August 12, 2016. A string of bomb attacks targeting Thailand's crucial tourism industry have killed four people, officials said on August 12, sending authorities scrambling to identify a motive and find the perpetrators. / AFP PHOTO / APF / MUNIR UZ ZAMAN

Unruhen der Vergangenheit

Die Militärjunta, die 2014 nach einer Phase blutiger Unruhen die Macht ergriffen hatte, hält sich selbst zu Gute, das Königreich wieder zu Stabilität und Ordnung geführt zu haben. Allerdings ist es auch dem Militär nicht gelungen, den seit Jahren im äußersten Süden des Landes schwelenden Aufstand muslimischer Rebellen in den Griff zu bekommen. In dem Konflikt wurden bereits mehr als 6.500 Menschen getötet. Vor knapp einem Jahr waren bei einem Anschlag in Bangkok zudem an dem beliebten Hindu-Schrein 20 Menschen getötet worden, die meisten davon ausländische Touristen. Es war der blutigste Anschlag der jüngeren Geschichte des Landes. Die Behörden machen zwei Uiguren aus dem Westen Chinas dafür verantwortlich. Die beiden Männer, die demnächst vor Gericht erscheinen sollen, bestreiten jedoch jede Verwicklung.

Separatisten?

In den mehrheitlich muslimischen drei südlichsten Provinzen an der Grenze zu Malaysia widersetzen sich separatistische Aufständische seit Jahren der Zentralregierung in Bangkok. Seit dem Wiederaufflackern des Konflikts 2004 starben mehr als 6000 Menschen in der Region, allerdings sind Anschläge außerhalb der drei Provinzen Pattani, Yala und Narathiwat selten.

Die Doppelexplosionen in Hua Hin tragen aber die Handschrift der Separatisten, wie die Bangkok Post berichtet. Deren Taktik sei es, erst einen Sprengsatz zu zünden, und im darauf folgenden Chaos eine zweite, oft größere Bombe. Ziel seien möglichst viele Opfer. Ob die Täter durch die Anschläge die Militärmachthaber bloßstellen wollten, oder sich die Explosionen auch gegen das im Land verehrte Königshaus richten ist noch unklar. Dem Tourismus, einer wichtigen Einnahmequelle für die thailändische Wirtschaft, schaden sie auf jeden Fall.

Die Rolle des Militärs in Thailand

Seit Jahrzehnten spielt das Militär in Thailand eine besonders einflussreiche Rolle. Erschienen der Militärführung Parlament und politische Parteien als zu schwach oder zu korrupt oder galten die Einheit des Landes und die Monarchie als gefährdet, schritten die Militärs ein.

Zuletzt putschte im Mai 2014 Armeechef Prayut Chan-o-cha nach monatelangen Straßenprotesten gegen die gewählte Regierung des politisch tief gespaltenen Landes.
Auf der einen Seite stehen die Anhänger des schon 2006 gestürzten Premierministers Thaksin Shinawatra. Mit populären Maßnahmen wie Kleinkrediten und bezahlbarer Krankenversicherung machte er die ärmere Stadt- und Landbevölkerung zu treuen Anhängern. Kritiker warfen ihm aber Korruption und Vetternwirtschaft vor.
Auf der anderen Seite organisierte die kleine Elite, die die Politik bis dahin bestimmt hatte, Straßenproteste. Das Militär stürzte Thaksin, danach wechselten sich Pro- und Anti-Thaksin-Regierungen ab, jeweils verbunden mit blutigen Protesten des anderen Lagers.

Zweieinhalb Jahre nach dem Amtsantritt von Thaksins Schwester Yingluck begann Ende 2013 eine neue Protestwelle. Gegner blockierten Straßen und stürmten Regierungseinrichtungen. Sie warfen ihr Korruption vor. Am 22. Mai 2014 schritt das Militär ein.

Freitag 9.10 Uhr - Explosion in der Nähe des Uhrturms von Hua Hin. Kurze Zeit später explodierte eine zweite Bombe in der Nähe. Dabei stirbt eine Frau, vier Männer werden verletzt.
10.00 Uhr - Sprengstoffexperten zerstören eine dritte Bombe, die auf einem Motorrad in der Nähe eines Tempels deponiert war.
SURAT THANI
Freitag 3.30 Uhr - Ein Feuer bricht in einem Kaufhaus aus. Es wird niemand verletzt, der Schaden beträgt aber rund 10 Millionen Baht (rund 260.000 Euro).
8.00 Uhr - Bombenexplosion vor einer Polizeistation. Eine Gemeindeangestellte wird getötet, drei Passanten werden verletzt.
8.30 Uhr - Ein Sprengsatz wird vor dem Polizeihauptquartier gezündet. Es wird niemand verletzt.
PHUKET
Donnerstag 19.00 Uhr - Zwei mögliche Bomben im Touristenort Patong werden unschädlich gemacht.
Freitag 8.00 Uhr - Bombenexplosion vor einer Polizeikabine am Ende der „Walking Street“ in Patong. Ein Motorrad-Taxifahrer wird leicht verletzt.
8.00 Uhr - Ein Sprengsatz explodiert beim Loma-Park in der selbst Straße. Es wird niemand verletzt.
8.00 Uhr - Bombenexplosion vor dem „Coconut Village Hotel“. Keine Verletzten.
PHANGNGA
Freitag 2.15 Uhr - Feuer auf einem bei Touristen beliebten Wochenmarkt in Khao Lak.
9.15 Uhr - Bombenexplosion in Ban Nang Niang. Ein Auto wird beschädigt.
9.15 Uhr - Zwei Explosionen in Khao Lak. Niemand wird verletzt.
TRANG
Donnerstag 15.00 Uhr - Bombenexplosion auf einem Markt. Ein Verkäufer stirbt, sechs Menschen werden verletzt.
Freitag 4.00 Uhr - Feuer in einem Kaufhaus gegenüber dem Bahnhof, rund einen Kilometer von der ersten Bombenexplosion entfernt.
KRABI
Freitag früh bricht ein Feuer in einem Einkaufsviertel bei Strand von Au Nang aus.
CHUMPHON
Freitag 8.00 Uhr - Bombenexplosion in der Nähe der Residenz des Gouverneurs des Distrikts Muang.
NAKHON SI THAMMARAT
Freitag 8.00 Uhr - Feuer in einem Tesco-Lotus-Kaufhaus im Muang-Distrikt. Es gibt keine Verletzten.

Nach mehreren Explosionen in verschiedenen Orten Thailands mit mehreren Toten und Verletzten, darunter auch eine leicht verletzte Österreicherin, hat das Außenministerium am Freitag auf seiner Homepage empfohlen, den Anweisungen der Sicherheitsbehörden unbedingt Folge zu leisten.

Hohes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 3) gelte für die Provinzen Narathiwat, Yala, Pattani und Songhkla, sowie Preah Vihear und Umgebung. Nach Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und muslimischen Bevölkerungsteilen wird vor nicht notwendigen Reisen in diese Provinzen abgeraten. Erhöhtes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 2) gelte für den Rest des Landes. Für Urlaubsreisende und sonstige kurzfristige Aufenthalte werde die Reiseregistrierung des Außenministeriums ausdrücklich empfohlen.

In der Stadt Phuket kam laut Außenministerium mehrfach zu Angriffen gegen ausländische Touristen, teilweise durch einzelne Taxi- und Tuk-Tukfahrer, aber auch durch Banden. Zu erhöhter Vorsicht im Stadtgebiet wird geraten.

Die Reisebüros Ruefa und Eurotours (für Hofer-Reisen) buchen wegen der Bombenanschläge in Thailand Flug-Abreisen nach Phuket und Hua Hin bis inklusive 20. August kostenlos um. Die Möglichkeit dafür gibt es aus Kulanz, sagte eine Verkehrsbürosprecherin am Freitag auf APA-Anfrage. Storniert wird nicht kostenfrei. Nach 20. August herrscht wieder "Business as usual", so die Sprecherin.

Thailand ist im Sommer ein nicht so wichtiges Urlaubsziel für die Österreicher, die dort eher im Herbst, Winter und Frühjahr hinreisen, erklärte die Fachfrau. Beim Gesamtbuchungsvolumen bei Ruefa liegt das südostasiatische Land mit 1,2 Prozent aller Buchungen heuer im Sommer nur auf Rang 14. Hochgerechnet für das Gesamtjahr ist Thailand dann klar in den Top 10: 3,2 Prozent aller Buchungen bei Ruefa bringen Platz 6 hinter Spanien (16 Prozent), Griechenland (11,4 Prozent), Italien (7,5 Prozent), den USA (5,5 Prozent), und den Malediven (3,4 Prozent).

Die großen deutschen Reisekonzerne TUI Deutschland und Thomas Cook teilten am Freitag laut Reuters hingegen mit, dass sie bis Montag (15. August) kostenlose Stornierungen anbieten. Auch für die Deutschen ist Thailand kein wichtiges Sommer-Reiseziel: TUI hat dort 2.000 deutsche Gäste, Thomas Cook ("Neckermann") 1.500. Übers Jahr gesehen gehört Thailand aber zu den fünf liebsten Destinationen der Nachbarn.

Lange Strände, freundliche Menschen, gute Küche und historische Tempelanlagen - Thailand zieht alljährlich Millionen Besucher aus aller Welt an. Der Tourismus macht fast 10 Prozent des Bruttosozialprodukts aus und ist damit eine der wichtigsten Devisenquellen.

Ein noch größerer Wirtschaftsfaktor ist die Landwirtschaft, Thailand mit seinen rund 68 Millionen Einwohnern ist einer der weltgrößten Reisproduzenten. Im vorigen Jahr war Deutschland wichtigster Handelspartner in der Europäischen Union.

Trotz enormen wirtschaftlichen Aufschwungs leben große Teile der Landbevölkerung aber weiterhin in Armut. Politische Unruhen und Anschläge machen der Entwicklung zu schaffen. Nach Schätzungen haben sich in dem Land mindestens 30-000 Deutsche sowie mehrere Tausend Schweizer und Österreicher niedergelassen.

Staatsoberhaupt ist seit 1946 König Bhumibol Adulyadej (88). Der gesundheitlich angeschlagene Monarch befindet sich seit Jahren in Spitalsbehandlung. Er gilt als Symbol der Einheit der Nation und es herrscht große Sorge um ihn. Jede Kritik an der Königsfamilie ist mit drakonischen Strafen bedroht.

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