Geschocktes Mallorca sperrt "Ballermann"-Lokale

Geschocktes Mallorca sperrt "Ballermann"-Lokale
Hunderte Urlauber aus Deutschland hatten gefeiert, ohne sich um die derzeit in Spanien geltenden Corona-Regeln zu scheren.

Wegen illegaler Partys am "Ballermann" hat Mallorca die Zwangsschließung aller Lokale der vor allem von deutschen Touristen gern besuchten "Bier-" und "Schinkenstraße" beschlossen. Diese Anordnung gelte vorerst für zwei Monate und trete am Mittwoch mit der Veröffentlichung des Beschlusses im Amtsblatt sofort in Kraft, teilte der balearische Tourismusminister Iago Negueruela in Palma mit.

Die Regionalregierung ordnete aus demselben Grund auch die Schließung aller Lokale der Straße Puerto Ballena in der Briten-Hochburg Magaluf westlich der Inselhauptstadt an. Das Verhalten einiger weniger Urlauber und Lokalbesitzer dürfe nicht die riesigen Anstrengungen der Menschen auf den Balearen im Kampf gegen die Pandemie aufs Spiel setzen, sagte Negueruela.

Der sozialistische Politiker bezog sich auf Fotos und Videoaufnahmen, die gezeigt hatten, wie Hunderte - mutmaßlich Touristen aus Deutschland und Großbritannien - am Wochenende an der Playa de Palma sowie in Magaluf getrunken, getanzt und gefeiert hatten. Sie waren unterwegs, ohne Schutzmaske zu tragen und ohne den in ganz Spanien vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von mindestens eineinhalb Metern einzuhalten.

Ein 43-Jähriger war sogar am Montagabend festgenommen worden, weil er in Palma betrunken und ohne Maske mehrere Bars und Restaurants aufgesucht und dort Mitarbeitern ins Gesicht gehustet hatte, wobei er behauptet habe, mit dem Coronavirus infiziert zu sein.

Geschocktes Mallorca sperrt "Ballermann"-Lokale

Zwei britische Touristen entspannen sich im Urlaubsort Magaluf - ohne Schutzmaßnahmen.

Dabei war erst am Montagmorgen ein neues Dekret in Kraft getreten, das Bürger auf den Baleareninseln dazu verpflichtet, auch im Freien eine Maske zu tragen - auch dann, wenn der Mindestabstand eingehalten werden kann. Ausnahmen gelten unter anderem am Strand, an den Promenaden, in der Natur, beim Sport und beim Essen und Trinken. Allerdings muss dort dann auch der Abstand zu Fremden gewahrt werden. Da die Regierung aber angekündigt hatte, erst eine Woche nach inkrafttreten des Beschlusses Strafen zu verhängen, nahmen viele Touristen die Vorgaben wohl nicht ernst.

Spanien wurde schwer getroffen

Die spanische Regierung hat allen Grund zur Vorsicht, ist das Königreich vor allem in den ersten Monaten der Pandemie eines der am stärksten betroffenen gewesen. Anfang April verzeichnete das Land ganze 950 Todesfälle in nur 24 Stunden. Insgesamt verstarben mehr als 28.400 Menschen in Spanien an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung.

Erst seit Mitte Mai hat sich die Lage halbwegs beruhigt, seit dem 21. Juni ist der offizielle Alarmzustand, in den das Land von Premierminister Sanchéz versetzt wurde, wieder aufgehoben. Inzwischen melden die Behörden auf den Balearen insgesamt 134 Infizierte, 87 davon auf Mallorca.

Einige Regionen und Städte haben trotzdem in den letzten Wochen, nach einem erneuten leichten Anstieg der Infektionszahlen, wieder einige Lockerungen zurückgenommen sowie eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum eingeführt. In der Region um die katalanische Stadt Lleida gilt seit heute sogar wieder eine Ausgangssperre für die Bürgerinnen und Bürger: Sie dürfen das Haus nur verlassen, um zur Arbeit oder zum Arzt zu gehen, Sport zu betreiben oder Lebensmittel einzukaufen. Ähnliches gilt für L'Hospitalet de Llobregat, einen Vorort der Touristenmetropole Barcelona. Insgesamt sind knapp 450.000 Menschen damit vom neuerlichen Lockdown betroffen.

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