Gefahren für Kinder im Straßenverkehr

Gefahren für Kinder im Straßenverkehr
Immer häufiger werden Kinder auf den Straßen schwer verletzt. Vor allem als Fußgänger. Eltern stehen in der Pflicht.

Tödliche Kinderunfälle im Straßenverkehr gehen zwar zurück, dafür steigt die Zahl der Verletzten bis 14 Jahre regional stark an. 2011 erlitten alleine in Wien um 17 Prozent mehr Kinder Unfall-Verletzungen als ein Jahr davor (siehe Grafik) .

Dieser Negativtrend bestätigte sich in den vergangenen drei Tagen in Wien. Fünf Kinder wurden bei Unfällen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Zwei Buben (fünf und zwei Jahre) kämpften Mittwoch auf den Intensivstationen des AKH und des SMZ Ost um ihr noch junges Leben .

Bei drei der fünf folgenschweren Kinderunfälle waren Eltern oder Verwandte in direkter Nähe der Sprösslinge. Trotzdem kam der Nachwuchs – wegen Unachtsamkeit der Erwachsenen – unter die Räder.

2011 starben österreichweit bei 2713 Unfällen 13 Kinder. Fünf davon als Fußgänger. 2886 Kinder bis 14 Jahre erlitten dabei zum Teil schwere Verletzungen. Im heurigen Jahr, bis gestern dem 9. Mai kamen bereits drei weiter Kinder ums Leben. Zwei als Fußgänger und eines als Pkw-Insasse.

Überforderung

Gefahren für Kinder im Straßenverkehr

Der traurige Trend zum Fußgängerunfall bei Kindern ist offensichtlich. Das bestätigt auch ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger: "Wenn Aufsichtspersonen den Nachwuchs zur Schule bringen, oder abholen, stehen die Erwachsenen oft unter Stress. Es ist eine Mischung aus schlechtem Zeitmanagement, Überforderung und Hektik. Die Konzentration lässt nach, es wird weniger aufgepasst. Und die Kinder erkennen die akuten Gefahren des Straßenverkehrs noch nicht. Daher sind sie zu Fuß extrem gefährdet."

Auch Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl sieht Eltern und Begleitpersonen in der Pflicht: "Die Wiener Polizei ist in allen Volksschulen im Rahmen der Verkehrserziehung unterwegs. Wichtig ist aber vor allem das richtige Verhalten der Erwachsenen. Viel zu oft werden Kinder unbeaufsichtigt gelassen. Und man vergisst gerne, auch in vermeintlich sicheren Situationen, den Nachwuchs fest an die Hand zu nehmen."

Alleine unterwegs

Der Sprecher des Dachverbandes der Wiener Pflichtschulen, Andreas Ehlers lässt mit einer Behauptung aufhorchen: "Ich gehe davon aus, dass pro Schultag alleine in Wien an die 10.000 Volksschüler alleine zur und von der Schule unterwegs sind. Denn viele Eltern sind zu Schulbeginn und zum Schulschluss noch im Job tätig. So etwas provoziert natürlich Unfälle."

ÖAMTC-Psychologin Seidenberger ortet ein weiteres Problem bei der Verkehrserziehung der Kids: "Die elterliche Vorbildwirkung könnte besser sein. Heute gehen Erwachsene schnell einmal bei rot über den Schutzweg. Kinder kopieren das sofort."

Vor allem bei Kleinkindern herrscht im Straßenverkehr Alarmstufe rot. Ihnen fehlt das Gefühl für Entfernungen. Und ein buntes Auto wird eher als Spielzeug denn als Gefahr gesehen.

Chronologie: Fünf schwere Unfälle in Wien

7. Mai, Margaretenstraße: 7.42 Uhr, bei der Kreuzung Ziegelofengasse krachte der sechsjährige Milos, mit seinem Vater auf einem Tretroller stehend, in den Bus 13 A. Er erlitt ein Schädelhirntrauma.
7. Mai, Raxstraße: 14.15 Uhr, bei der Bushaltestelle kollidierte ein Linienbus mit einem Pkw. Durch den Anprall erlitt ein zweijähriges Mädchen Kopfprellungen.
7. Mai, Hellwagstraße: Um 17.25 Uhr wurde ein Radfahrer (9) beim Überqueren eines Schutzweges von einem Pkw angefahren. Der Bub hatte Glück – Oberschenkelprellung.
7. Mai, Hadikgasse: Gegen 18.10 Uhr riss sich Philipp (5) von seiner Oma los und rannte bei Rot über den Schutzweg zu seiner Mama. Ein Pkw krachte in den Jungen. Mit einem Schädelhirntrauma liegt er im AKH. Es besteht Lebensgefahr.
8. Mai, Quellengasse: Dienstag , 15.45 Uhr, wurde Johann (2) von einem Lkw erfasst. Das Kind lief trotz Beaufsichtigung auf die Straße. Dabei erlitt der Bub Serienknochenbrüche. Johann kämpft im SMZ-Ost um sein Leben.

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