Alle drei Minuten verunglückt ein Kind

Alle drei Minuten verunglückt ein Kind
Jedes Jahr ereignen sich knapp 165.000 Unfälle mit Kindern. Dabei wären viele mit einfachen Maßnahmen vermeidbar.

Es war nur eine Sekunde, ein Wimpernschlag, in der Markus unbeaufsichtigt war. Seine Mutter räumte gerade den Esstisch ab, als der erst neun Monate alte Junge aus Stadl/Mur (Steiermark) am weißen Kabel der Fritteuse zog. Ein halber Liter heißes Öl ergoss sich über den Säugling, Markus erlitt schwere Verbrennungen an Oberarmen und Beinen. Er wurde mit dem Notarzt-Hubschrauber ins Spital geflogen und musste in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden.

Alle drei Minuten verunglückt in Österreich ein Kind. 460 Kinder müssen täglich medizinisch behandelt werden – und alle eineinhalb Wochen stirbt ein Kind. "Dabei wären viele der Unfälle sehr einfach vermeidbar", sagt Armin Kalten­egger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).

Maßnahmen

Alle drei Minuten verunglückt ein Kind

Verhältnis­mäßig wenige Unfälle passieren im Straßenverkehr, dafür sind sie zumeist schwer. "Drei von fünf Unfällen passieren in der eigenen Wohnung oder in der näheren Umgebung", sagt Kaltenegger. Ab der Schulpflicht steigen die Unfälle außerhalb der eigenen vier Wände an, etwa in der Schule oder beim Sport. Die häu­figste Unfallart sind Stürze, die meist Knochenbrüche (40%), Prellungen (15%) und offenen Wunden (13 %) nach sich ziehen. "Wir glauben, dass 60 Prozent oder knapp 100.000 Unfälle ganz einfach zu verhindern wären", sagt Kaltenegger. Viele seiner Hinweise klingen einfach und einleuchtend, zu selten werden sie berücksichtigt.

Im Säuglingsalter sollte man stets heiße Flüssigkeiten vom Nachwuchs fernhalten, Gefahren durch Haustiere bedenken und beim Wickeln immer eine Hand am Kind halten. Auch auf eine sichere Schlaf­umgebung ist zu achten.

Im Krabbelalter müssen kleine verschluckbare Gegenstände, Zigaretten, Medikamente, Putzmittel und Alkohol weggeräumt werden. Ganz wichtig: Die Steckdosen sichern und keine Kabeln oder Kordeln herunterhängen lassen.

Im Lauflernalter sind Treppen und Herd zu sichern, Regale und Schränke an der Wand zu verankern.

Im Kleinkindalter sind vor allem der Pool, Teich und Regentonnen zu sichern. "20 Prozent der getöteten Kinder ertrinken", sagt Kaltenegger.

Sehr gefährlich für Kinder sind auch Brände. Offenes Licht und Feuer haben daher im Kinderzimmer nichts verloren. Auch Halogen­lampen können aufgrund ihrer Hitze zur Gefahr werden. "Im Kinderzimmer sollte immer ein Brandmelder eingebaut sein", erklärt Arthur Eisenbeiss, Sprecher der österreichischen Brandverhütungsstellen. Zusätzlich zu den präventiven Maßnahmen empfiehlt der Experte auch, dass Erwachsene den Kindern die Ge­fahren beim Umgang mit Feuer erklären und selbst Vorbilder sind.

Die beste Zeit, um mit der Bewusstseinsbildung zu beginnen, ist der Kindergarten. In Kürze startet daher ein Sicherheitswettbewerb in Kindergärten. Die AUVA (mit dem verpflichtenden Kindergartenjahr sind Kinder unfallversichert) sucht dazu krea­tive Ideen. Der KURIER ist Partner der Aktion und begleitet sie mit Sonderseiten.

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