2014 verschwanden 249 Österreicher

824 Menschen sind derzeit abgängig, viele davon werden in Gewässern vermutet.
Sie wurden entführt, ermordet, zogen in den Krieg oder tauchten anders unter.

In Österreich verschwanden im vergangenen Jahr 249 Menschen mehr oder weniger spurlos. Zum Vergleich: Das sind um zehn mehr als an Bord des seit einem Jahr im Pazifik vermissten Malaysian-Fluges MH 370 waren.

22 Österreicher dürften laut Bundeskriminalamt Opfer eines Gewaltverbrechens (Mord oder Entführung) geworden sein, einige sind vermutlich in den Dschihad gezogen und ein Großteil auf Bergen oder in Seen verschwunden. Allein im Bodensee werden rund 100 Leichen vermutet – Personen, die seit 1945 dort großteils ertrunken sind. Dazu kommen Jugendliche auf Selbstfindungstrip und Menschen, die einfach genug vom alten Leben haben.

"Jeder Erwachsene, der klar bei Verstand ist, hat prinzipiell das Recht, sich zu vertschüssen", sagt Regine Wieselthaler-Buchmann vom Bundeskriminalamt. Deshalb darf die Polizei nicht immer die Handy-Rufdaten der Vermissten auswerten.

Vor gut einem Jahr wurde ein eigenes Kompetenzzentrum geschaffen, das erstmals genauere Analysen der vermissten Österreicher erstellt. Aktuell gelten 824 Menschen als abgängig, fast 70 Prozent davon sind Männer.

Fast 96 Prozent aller verschwundenen Menschen tauchen allerdings binnen eines Jahres wieder auf. Der aktuelle Rekordhalter ist ein Jugendlicher, der bereits stolze 61-mal als vermisst gemeldet wurde.

"Privatfahndung"

Bei den Analysen des Bundeskriminalamts fiel auch auf, dass die Angehörigen eine weit wichtigere Rolle bekommen sollten als bisher. "Es gibt Traumata und Verzweiflung. Die Verwandten wollen etwas beitragen und schauen, ob die Polizei ihren Job gut macht", erklärt Wieselthaler-Buchmann. Manche stellen sogar Privatermittlungen an oder fahnden auf eigene Faust auf Facebook.

"Man muss dabei aber bedenken: Das Internet vergisst nicht. Der nächste Arbeitgeber kann den Betreffenden googeln und nimmt ihn dann nicht, weil er ihn für unzuverlässig hält" warnt Wieselthaler-Buchmann. Sie rät deshalb vor solchen "Privatfahndungen" ab, die auch zivilrechtliche Klagen zur Folge haben können.

Abgängige
In vielen Krimis dürfen Menschen erst nach 24 Stunden als vermisst gemeldet werden, in der Realität gibt es keine solche Zeitspanne. Aktuell gelten 824 Menschen als vermisst, rund 500 davon seit Jahren. Dazu zählen 44 Kinder, die von Elternteilen "entführt" (entzogen) wurden.

Alter und Geschlecht
70 Prozent der Vermissten sind Männer. Unter den derzeit Abgängigen sind 147 Kinder (bis 14 Jahre). Gerade in diesem Bereich sind die meisten aber nur ein paar Tage abgängig, dann tauchen sie wieder auf.

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