Umweltgift: Nachbarquelle nicht überprüft

Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster rät zur Beprobung
Seit Stilllegung des Wasserwerks Rain kommt die Hälfte des Klagenfurter Trinkwassers aus dem Krappfeld.

Nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass im Jahr 2014 im inzwischen vom Netz genommenen Brunnen Rain im Osten Klagenfurts geringe Mengen von Hexachlorbutadien (HCBD, ein "Verwandter" des HCB: hochgiftig, krebserregend und durch die Blaukalk-Deponie in Brückl in den Gurk-Fluss gelangt) nachgewiesen wurde, rät die Umweltorganisation Greenpeace zur Beprobung der nahe gelegenen Quelle Krappfeld, die Klagenfurt jährlich mit 4.200.000 Kubikmetern Trinkwasser versorgt.

Im Jahr 2003 wurden die Zonen rund um die Blaukalk-Deponie in Brückl auf mögliche Grundwasser-Verunreinigungen durch Giftstoffe untersucht. Ein Gutachten des Umweltbundesamts ortet "weitreichende Verunreinigungen mit Chlorkohlenwasserstoffen" – dazu zählen auch HCB und HCBD. "Aufgrund der in den Ablagerungen vorhandenen sehr großen Schadstoffmenge ist mit einer andauernden Schadstoffemission ins Grundwasser und mittelfristig mit keiner Verringerung der Schadstoffausbreitung zu rechnen", heißt es. Zum Untersuchungsgebiet zählt laut dem Bericht auch die "Altablagerung im südlichen Bereich des Grundwasserschongebiets Krappfeld." Diese Zone grenzt im Südwesten an das Görtschitztal.

"Nach der Stilllegung des Wasserwerks Rain, bezieht Klagenfurt bereits die Hälfte der jährlichen Fördermenge von 8,5 Millionen Kubikmetern aus dem Krappfeld. Wir verlangen jetzt die Offenlegung aller Prüfberichte von dieser Quelle", sagt Michael Wulz, Sprecher des Bürgerforums "Wasser Klagenfurt".

Keine HCBD-Tests

Wie Michael Rabitsch, der für Altlastensanierung zuständige Landesbeamte, betont, wurde die "Quelle Krappfeld" jedoch nie auf HCBD getestet. "Das ist auch nicht erforderlich, weil es sich beim Krappfeld um einen anderen Grundwasserkörper handelt. Außerdem besteht keinerlei Verdacht, dass Giftstoffe wie HCB oder HCBD in die Krappfeld-Quelle gelangt sein könnten. Die für Trinkwasser vorgeschriebenen Standard-Tests sind ausreichend", sagt er.

Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster sieht die Angelegenheit allerdings differenzierter. Das Risiko einer Belastung der Krappfelder Quelle sei wohl gering. "Aber die Behörde sollte hier auf Nummer sicher gehen und Beprobungen durchführen, die über die üblichen Vorlagen der Trinkwasserverordnung hinausgehen", betont Schuster. Falls die Untersuchungen auf HCB und HCBD nicht von Amts wegen erfolgen würden, werde seine Umweltorganisation eine Testreihe in Auftrag geben.

Kommentare