Tauziehen um Haiders Schrottbühne

Der letzte Akt im Seebühnen-Drama: 2014 wurde am Wörthersee noch die Starnacht gefeiert, bereits im Sommer 2016 soll die Plattform am Klopeiner See wieder auftauchen und bespielt werden
Visionen des Hoteliers Marolt spalten die Bevölkerung. Auch die Gemeinde gab noch kein Okay.

Es ist ein Weg der kleinen Schritte", sagt Heinz Anton Marolt, der die abgebaute Wörthersee-Bühne nach St. Kanzian an den Klopeiner See verfrachten will. Jene Bühne, die der damalige Landeshauptmann Jörg Haider 1999 pompös eröffnen ließ. KURIER-Recherchen ergaben, dass auf den Kärntner Hotelier und Unternehmer auf diesem Weg tatsächlich zahlreiche Stolpersteine und Hürden warten, denn bisher hat er nicht einmal den Gemeinderat überzeugt.

Was einst am Ostufer des Wörthersees vor Anker lag, rostet momentan auf einem Schrottplatz der Recyclingfirma Kuttin in Klagenfurt vor sich hin: die Rede ist von tonnenschweren Stahlträgern und 23 Pontons, je zwölf Mal sechs Meter groß, die einst die berühmte Plattform formten und für die die Stadt Klagenfurt am Montag den Schrottwert von exakt 65.666 Euro kassierte.

Marolt, der von der Stadt keinen Zuschlag für die Verwertung der Teile erhalten hatte (er soll nicht Bestbieter gewesen sein, was er weiterhin bestreitet), will diese bekanntlich von Wilfried Kuttin abkaufen und peilt am Klopeiner See ein Bühnen-Da-capo an.

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Pro- und Contra

Dort spaltet die Bühne allerdings die Bevölkerung – und auch der Gemeinderat ist unschlüssig, wie man mit Marolts Vision umgehen soll. "Es gibt Pro- und Contra-Meinungen. Wir hatten eine Vorstandssitzung mit der Seebühne als einzigen Tagesordnungspunkt. Aber Herr Marolt ist nicht erschienen, um das Projekt vorzustellen", erzählt St. Kanzians Bürgermeister Thomas Krainz (SPÖ). Der Sanktus der Gemeinde ist allerdings Grundvoraussetzung für die Umsetzung, weil nur St. Kanzian als See-Eigentümer die behördliche Bewilligung erteilten kann. Marolt: "Ich habe für die Sitzung einen Auslandsaufenthalt storniert. Jederzeit wäre ich gekommen, ich bin stets erreichbar und stehe Gewehr bei Fuß."

Eine weitere Hürde steht ebenfalls: die natur- und wasserrechtliche Bewilligung von Seiten der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt. "Mit Herrn Marolt gab es eine Besprechung, konkrete Pläne liegen mir aber nicht vor", betont die zuständige Mitarbeiterin Christina Hammerschlag.

Die Zeit drängt

Damit spricht sie Marolts größtes Problem an: Ihm rinnt die Zeit davon. Denn er will die Bühne bereits 2016 bespielen. Diesbezüglich setzt ihn der Baustopp am See, der ab 1. Mai für die Sommersaison in Kraft tritt, zusätzlich unter Druck. "Vom Schwertransport der Schwimmkörper, den man zuvor organisieren müsste, ganz zu schweigen. Ich hoffe, dass mir niemand zuvorkommt und die Teile kauft, bevor ich alle Genehmigungen beisammen habe. Aber ich bin ja Optimist." Und offensichtlich ein Mann, der bereit ist, Kompromisse einzugehen: "Es ist mir nicht mehr so wichtig, die Bühne in ihrer ganzen Größe wieder aufzubauen. Nur eine Mickey-Mouse-Partie schließe ich aus."

Denn eine solche "Partie" würde keinen nationalen oder internationalen Star in seine Heimat locken. "Es gibt Interesse eines TV-Senders für einen Talk am See, ich will Chöre und Künstler nach St. Kanzian bringen. Ich zeige den Klagenfurtern, dass die Bühne lebt."

Mehr als fünf Millionen verschlang der Bau, gekostet hat die Seebühne am Wörthersee im Lauf der Jahre 20 Millionen Euro.
Der einstige Landeshauptmann Jörg Haider wollte ein „Mekka des Sommermusicals“ errichten. 1999 wurde die Seebühne eröffnet, Haider holte sogar Staatsopernballettchef Renato Zanella mit einer Luxus-Gage nach Kärnten. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus, der Steuerzahler musste einspringen. Ein Untersuchungsausschuss wurde vom Kärntner Landtag eingesetzt, der die Vorgänge aufklären sollte. Auf 160 Seiten hieß es 2006 im Rohbericht, im Rückblick lese sich die Geschichte wie eine „Tragödie, deren vorläufiges Ende von Anfang an absehbar war“.
Die letzte Großveranstaltung fand im Vorjahr statt – mit der Starnacht am Wörthersee.
Nach 15 Jahren wurde die Bühne, zuletzt im Eigentum der Stadt Klagenfurt (Kaufwert 65.666 €, Anm.), eingemottet und letzte Woche abgetragen.

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