Zoll legt Tierschmugglern das Handwerk

Im Weinviertel wurden 50 Papageien beschlagnahmt
Europaweiter Handel mit seltenen Papageien aufgeflogen. In Österreich gibt es einen starker Anstieg von Artenschutz-Verstößen.

Zollfahndern aus Niederösterreich ist ein Schlag gegen eine international agierende Bande von Tierschmugglern gelungen. In einer Lagerhalle im Weinviertel wurden 50 streng artgeschützte, brasilianische Papageien sichergestellt. Die Tiere werden auf dem Schwarzmarkt zum Stückpreis von bis zu 50.000 Euro gehandelt.

Die Sache ist kein Einzelfall. Während vor allem der illegale Vogelhandel zu einem lukrativen Geschäft für Kriminelle geworden ist, nehmen die Verstöße nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen in Österreich deutlich zu. Von 2014 bis zum Vorjahr ist die Zahl der Aufgriffe nach dem Artenschutz-Abkommen von 365 auf 1310 Fälle explodiert.

Das liegt aber nicht nur am Tierhandel, sondern auch an der Einfuhr von Abnehm-Präparaten aus einer geschützten Pflanze.

"Nachdem Artenschutz-Verstöße fast immer von Zollbeamten bei der Ein- und Ausfuhrkontrolle, beispielsweise am Flughafen Schwechat entdeckt wurden, hat man 2010 die Strafverfolgung in die Hände des Zolls gelegt", heißt es aus dem zuständigen Finanzministerium.

Tipp

Anfang des Jahres bekamen die Zollfahnder einen Tipp von der portugiesischen Behörde, dass womöglich illegal eingeführte Papageien ihren Weg ins Weinviertel gefunden haben. Nach umfangreichen Ermittlungen erhärtete sich der Verdacht. Der Fall sei beispielhaft für die Machenschaften der Kriminellen.

Wie die Erhebungen ergaben, wurden die Papageien-Eier von Brasilien nach Portugal geschmuggelt, wo die Tiere nach dem Schlüpfen aufgezogen wurden. "Zwischenzeitlich wurden die Tiere mit Artenschutz-Genehmigungen, Fußringen und Chips von verstorbenen Vögeln versehen", erklärt ein Zollbeamter. So soll es gelungen sein, die Überwachungsbehörden mehrere Jahre lang zu täuschen. Bei stichprobenartigen Kontrollen fiel der Schwindel zunächst nicht auf.

Erst mit der Beschlagnahmung der 50 Papageien Anfang März im Weinviertel bekamen die Zollfahnder neue Anhaltspunkte. "Der illegale Vogelhandel scheint sich auf halb Europa auszudehnen", sagt Roland Engel von der Zollbehörde. Derzeit gehe man Hinweisen nach, wonach auch Exemplare des streng geschützten brasilianischen "Lear Aras" nach Europa verkauft wurden. Dieser Vogel wird am Schwarzmarkt mit 50.000 Euro und mehr gehandelt – pro Exemplar. Die vom Aussterben bedrohte Papageienart lebt nur noch in einem kleinen Gebiet in Brasilien, die Population beträgt keine 1000 Exemplare mehr.

Reptilien

Neben den Vögeln werden vom Zoll vor allem exotische Reptilien wie Schlangen, Eidechsen oder Schildkröten aus dem Verkehr gezogen. Was die Zahl der Aufgriffe von 2014 auf 2015 verdreifachte, ist aber kein Tier, sondern eine streng artengeschützte Pflanze: Ein Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln überschwemmt den Markt derzeit mit einem Schlankheitsmittel, dass aus Aloe-Ferox gewonnen wird. "Diese Pflanze fällt unter das Artenschutzabkommen. 1000 solcher Internet-Bestellungen wurden daher im Vorjahr von uns beschlagnahmt", heißt es aus dem Finanzministerium.

Alle Postsendungen aus dem Ausland kommen in das Verteilerzentrum in Wien-Inzersdorf. Dort stehen auch die Zollfahnder parat, die stichprobenartig kontrollieren und verdächtige Sendungen überprüfen. Der kommerzielle Handel mit geschützten Tier- oder Pflanzenarten ist generell verboten. Ein- oder Ausfuhrgenehmigungen gibt es nur in Ausnahmefällen.

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