Zehntausende gefährliche, illegale Böller im Umlauf

Pyrotechnische Gegenstände, ausgestellt im Rahmen einer Pressekonferenz des Innenministeriums mit dem Thema "Gefährdung durch illegal hergestellte pyrotechnische Gegenstände".
Gefälschte Knallkörper schafften es sogar in den offiziellen Handel.

"Sie sind hochexplosiv und können sogar zu tödlichen Verletzungen führen", warnte das Innenministerium am Freitag. Die Rede ist von Knallkörpern, die in hoher, fünfstelliger Stückzahl zurzeit in Österreich im Umlauf sind. Die Böller dürften über Jahre hinweg in Österreich von Laien hergestellt worden sein und schafften es sogar in den offiziellen Handel, was die Situation noch verschärft. Außerdem seien die Böller so gut gefälscht, dass der Unterschied zwischen legalen und illegalen Produkten für Konsumenten nicht ersichtlich ist.

Die explosive Ware mit den Namen "Bom bon", "Cobra" und "Viper" enthält große Mengen an Blitzknallsätzen, wie sie auch in sogenannten "Piraten" vorhanden sind – die Menge ist jedoch weitaus höher. Zum Vergleich: In einem Piraten stecken rund 0,5 Gramm Blitzknallsätze, während in jedem einzelnen Böller 50 bis 100 Gramm verarbeitet wurden. Außerdem gäbe es laut Innenministerium Hinweise, dass die chemischen Bestandteile der Knallkörper verunreinigt sind. "Das macht die Böller nicht handlungssicher, instabil und sehr sensibel", warnte Thomas Csengel vom Entschärfungsdienst. Wenn jemand die Feuerwerkskörper zu Hause hat, dann sollten diese laut dem Experten "ja nicht berührt werden". Stattdessen muss sofort die Polizei informiert werden.

Tote "Produzenten"

Ob die Entdeckung der Ermittler unmittelbar mit dem Vorfall in Kapfenstein von vergangener Woche in Verbindung steht, wollte das Innenministerium nicht kommentieren. Fest steht aber, dass nach der Explosion, bei der ein 57-Jähriger und sein 29-jähriger Sohn ums Leben gekommen sind, Tausende illegale Böller gefunden wurden. 6000 Stück wurden vergangenen Dienstag bereits kontrolliert gesprengt.

Es gibt auch eine konkrete Verdachtslage, dass die Knallkörper in den legalen Handel gelangt sind. Wie viele Händler betroffen sind, konnte Robert Siegert, Sprecher des österreichischen Pyrotechnikhandels noch nicht sagen. Es wurde aber auch eine Warnung auf europäischer Ebene ausgesprochen.

Vor wenigen Tagen hat sich der Profi-Fußballer Andreas Schicker schwer verletzt, als er einen Knallkörper zündete, der eigentlich nur von Pyrotechnikern erworben werden darf.

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