Zahl der Verkehrstoten in Österreich rückläufig

Die Zahl der Verkehrstoten ist rückläufig.
Für heuer 430 Tote erwartet, 2012 waren es noch 531 Opfer. Österreich bei Alkohol-Todesrate im EU-Mittelfeld.

Die Zahl der Verkehrstoten ist in Österreich weiterhin rückläufig. 2013 starben mit 455 Menschen erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen weniger als 500 Verkehrsteilnehmer auf den Straßen, heuer wird es laut einer Prognose des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) 430 Getötete geben.

2012 starben noch 531 Menschen im Straßenverkehr. Geringer fällt der Rückgang bei Unfällen mit Personenschaden aus. Laut der Prognose werden es heuer rund 35.000 Unfälle sein, im Vorjahr waren es noch 38.500. "Geringer ist auch der Rückgang bei Schwerverletzten, hier wird das im Verkehrssicherheitsprogramm genannte Ziel verfehlt", sagte Othmar Thann, Direktor des KFV. Laut der Voraussage werden im heurigen Jahr mehr als 6.800 Personen bei Unfällen im Straßenverkehr schwer verletzt. 2013 gab es noch mehr als 7.300 Schwerverletzte.

Das Österreichische Verkehrssicherheitsprogramm 2011-2020 sieht eine kontinuierliche Reduktion der Zahl der Verkehrstoten vor - bis auf maximal 311 Menschen im Jahr 2020, die Zahl der Schwerverletzten soll auf unter 4.000 sinken. Um dieses Ziel zu erreichen, seien zahlreiche Maßnahmen erforderlich. Doch bis diese auch umgesetzt werden, dauere es hierzulande oftmals sehr lange, meinte Thann.

Ein besonderes Augenmerk müsse man etwa auf die ungeschützten Verkehrsteilnehmer legen. "Hier ist infrastrukturmäßig zwar schon vieles getan worden, aber auch noch viel Potenzial vorhanden", sagte Thann. So sei beispielsweise eine Entflechtung von Radverkehr und Gehwegen erforderlich, insbesondere an neuralgischen Stellen wie Querungen.

Auch brauche es eine bessere Handhabe gegen Gurtenmuffel. Aktuell liegt die Anlegequote in Österreich bei 94 Prozent. 98 Prozent würden 60 Verkehrstote weniger pro Jahr bedeuten, sagte Thann. Jene, die diese Sicherheitsmaßnahme bisher verweigern, "lassen sich mit Werbung nicht überzeugen", hier brauche es Kontrolle. Derzeit darf die Polizei nur strafen, wenn der Lenker angehalten wird. Es müsse erlaubt sein, Gurtsünder auch dann zu belangen, wenn etwa Videobeweise von automatischen Abstandsmessungen vorliegen, fordert das KFV.

KFV für Abschaffung der Toleranzgrenzen

Eine der Hauptunfallursachen ist überhöhte Geschwindigkeit. "Bei einem Crash zählt jeder Stundenkilometer." Der KFV-Direktor spricht sich für die Abschaffung der behördlichen Toleranzgrenzen bei Geschwindigkeitsübertretungen aus, die je nach Bundesland verschieden sind. In der Steiermark und in Salzburg wurden sie bereits beseitigt. Auf der Westautobahn gibt es drei unterschiedliche Behördentoleranzen.

Weiterhin hoch ist die Zahl der Motorradunfälle. Diese Rate ergibt sich besonders durch sogenannte Spätstarter, Motorradfahrer über 39 Jahren, die den A-Führerschein erst in diesem Alter absolvieren. Zwar sind nur ein Prozent aller Motorradfahrer Spätstarter, jedoch 23 Prozent der Verunglückten.

Hier brauche es eine moderne und für diese Zielgruppe maßgeschneidertes Ausbildungsmodell, etwa ein Konzept mit Buddys - "alten Hasen, die mir zeigen, was ich nicht tun soll. So kann man aus Fehlern lernen", erklärte Thann. Man müsse "weg von der Theorie und hin zur Praxis".

Um die Zahl der Verkehrstoten zu senken, müssen auch aktuelle technische Maßnahmen genützt werden, sagte der KFV-Direktor. So setzen sich rund 4.000 Lenker jährlich, denen der Führerschein wegen Alkohol am Steuer entzogen wird - auch ohne Schein - wieder betrunken ans Steuer. Eine Lösung des Problems wäre die Einführung eines Bewährungsmodells mit Alkohol-Wegfahrsperren. Diese sogenannte Alkolocks verhindern das Zünden des Motors, wenn der Lenker alkoholisiert ist. Natürlich müsse man auch auf "die Eigenverantwortung" der Lenker setzen, sagte Thann.

In der Adventzeit mit Weihnachtsfeiern und Christkindlmarktbesuchen ist das Risiko, dass sich Alkoholisierte ans Steuer setzen, besonders hoch. Laut einem EU-Vergleich ist der Tod jedes sechsten Verkehrsteilnehmers auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Österreich liegt im Vergleich im Mittelfeld - auf Rang 13 der EU, informierte die Allianz-Versicherung in einer Aussendung.

Die Versicherung beleuchtete die von der WHO ermittelten Todesfallraten pro 100.000 Einwohner über 15 Jahren im Straßenverkehr, die auf Alkohol zurückzuführen sind. Dabei zeigen sich deutliche länderspezifische Unterschiede: Italien weist mit 2,7 Prozent die niedrigste Alkohol-Todesfallrate bei Verkehrsopfern auf. Die Niederlande und Dänemark folgen mit jeweils 4,5 Prozent ex aequo auf dem zweiten Platz. Österreich befindet sich mit 13,2 Prozent auf Position 13 und liegt damit noch unter dem EU-Schnitt von 16,6 Prozent.

Der Allianz-Vergleich macht auch ein Ost-West-Gefälle deutlich sichtbar: Auf den hinteren Plätzen mit den prozentuell höchsten Todesraten im Straßenverkehr aufgrund von Alkohol befinden sich Ungarn (22 Prozent), die Slowakei (22,6), Tschechien (25,7), Estland (44,6) und Lettland (44,8). Litauen nimmt in diesem Vergleich den 28. und damit letzten Rang ein: Bei nahezu jedem zweiten Verkehrstoten (48,2 Prozent) ist in Litauen Alkohol die Ursache.

Im Schnitt sind Männer doppelt so oft betroffen wie Frauen. Während auf Österreichs Straßen 18,8 Prozent (EU: 22,1) der männlichen Verkehrsteilnehmer auf diese Art und Weise verunglücken, so liegt diese Quote bei den weiblichen Verkehrsteilnehmerinnen bei 7,5 Prozent (EU: 11,1). Europaweit die niedrigsten Todesfallraten weisen die Italienerinnen mit 1,5 Prozent sowie die Italiener mit 3,9 Prozent auf. In den östlichen EU-Ländern ist im Gegensatz zu allen anderen Staaten innerhalb der EU die Diskrepanz zwischen Mann und Frau teils nahezu verschwindend gering: Den geringsten Unterschied weist Estland mit lediglich 0,6 Prozent auf: 44,9 Prozent der Männer gegenüber 44,3 Prozent bei den Frauen. Ausnahme: In der Slowakei sind Männer viermal öfter in Alkoholunfälle involviert als Frauen.

Allgemeine Unfallzahlen mit Alkoholbeteiligung im Straßenverkehr zeigen, dass in Österreich 2013 rund 2.100 Männer und etwas mehr als 300 Frauen in derartige Unfälle verwickelt waren. Der Alkolenker ist hierzulande jung und männlich: Rund ein Viertel aller alkoholisierten Verursacher von Verkehrsunfällen in Österreich ist zwischen 18 und 24 Jahren alt, davon sind 90 Prozent männlich. Wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) erhoben hat, ist bei den Frauen die Gruppe der 40- bis 49-Jährigen am auffälligsten: jeder vierte Unfall mit weiblicher Beteiligung geschah mit alkoholisierten Lenkerinnen dieser Altersklasse.

Alkohol am Steuer gefährdet auch den Versicherungsschutz. Die Kfz-Haftpflichtversicherung kommt zwar auch bei einer Alkoholisierung des Verursachers für Schäden auf, die Dritten zugefügt werden. Die Versicherung kann jedoch in diesem Fall zumindest einen Teil der gesamten Schadensumme einfordern: "Bis zu 11.000 Euro können im Schadensfall fällig werden, wenn der Lenker zum Unfallzeitpunkt durch Alkohol beeinträchtigt ist", so Kurt Benesch, Leiter des Allianz Kundenservices. In der Kasko-Versicherung ist der Versicherer bei Alkoholismus im Regelfall leistungsfrei.

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