Wiener in Syrien "zwischen die Fronten geraten"

Mit seinem Pass bewies Anton Sander während der Pressekonferenz in Damaskus, dass er Österreicher ist. Er schilderte dort seine Erlebnisse.
Anton Sander war in Syrien verschollen. Erleichterung bei seiner Familie.

Vor drei Wochen wurde beim österreichischen Außenministerium Alarm geschlagen: Ein Wiener soll in Syrien in die Hände von Rebellen geraten sein. Dass Anton Sander schon seit knapp einem halben Jahr in Homs festgehalten wurde, ergaben erst die späteren Ermittlungen. Schon im August letzten Jahres war der Geschäftsmann mit syrischen Wurzeln in das Bürgerkriegsgebiet gereist, um dort Verwandte zu besuchen und Geschäfte abzuwickeln. Im November geriet er dann im Stadtviertel al-Waar zwischen die Fronten. Als Rebellen die Kontrolle über das Viertel übernahmen, hätten sie Sander als Geisel behalten, wie er selbst der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana erzählte.

Mit Rebellen verhandelt

Als der Fall bekannt wurde, setzte das Außenministerium alle Hebel in Bewegung: Man habe Kontakt mit der Regierung in Damaskus, aber auch mit Hilfsorganisationen vor Ort aufgenommen, erklärt der Sprecher des Außenministeriums Martin Weiss gegenüber dem KURIER, auch seien Mitarbeiter der Botschaft in Beirut vor Ort aktiv geworden. Die Lage in der seit Monaten umkämpften Stadt Homs ist besonders unübersichtlich. Truppen der Regierung, aber auch verschiedene, oft verfeindete Rebellengruppen sind in die Kämpfe verwickelt. Sander sei zwischen die Fronten geraten. Schließlich aber holten Regierungstruppen Sander aus der Kampfzone und brachten ihn nach Damaskus. Dort gab der Österreicher sofort eine Pressekonferenz. "Ich hörte Menschen schreien, während sie gefoltert wurden", erklärte er gegenüber den syrischen Medien. Er habe Todesangst gehabt.

Familie erleichtert

Zu leiden hatte auch Sanders Frau in Wien. Als der KURIER am Samstag die Familie besuchte, war die Freude über die Freilassung des Vaters groß. Sanders Ehefrau konnte es noch gar nicht richtig fassen und umklammerte unter Tränen ein Foto ihres Gatten.

Seine vier Kinder freuen sich ebenso auf die Rückkehr ihres Papas – der jüngste Spross ist noch so klein, dass er ihn noch gar nicht richtig kennenlernen konnte. Unterdessen hofft man auch seitens der zuständigen Behörden auf eine schnelle Rückkehr des Geschäftsmanns. Vermutlich wird Sander zunächst in den Libanon reisen, um dort von der Hauptstadt Beirut aus nach Österreich zu fliegen.

Wann genau der Freigelassene die Reise antreten kann, ist noch unklar. Laut ersten Informationen soll er noch im Laufe des Wochenendes aus Syrien ausreisen.

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